2.11 - Was ist Liebe?

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~*~ Katsuki PoV ~*~

Wir gingen zusammen zur Bahn, er fuhr aber in eine andere Richtung. Unsere Verabschiedung war ... naja wie verabschiedet man sich von jemanden, den man kaum kennt, aber irgendwie mag und auch noch mit ihm gleich ins Bett, in unserem Fall eher Sofa, gestiegen war? Wir wussten beide nicht so recht, wie wir uns jetzt verabschieden sollten. Umarmen? Hände schütteln? Einfach weggehen? ... Küssen? Wobei ich Letzteres nicht gut gefunden hätte. Ich mein, ich hatte gerade erst herausgefunden, dass ich diesen Typen anziehend fand. Das ich gleich mit ihm in die Kiste springen würde hätte ich nicht von mir erwartet und ich fühlte mich irgendwie wie ein kleines Flitchen. Daher entschied ich mich für das einfache Winken, drehte mich um und stieg in die Bahn, damit Deku gar nicht auf andere Gedanken kam.

Doch er schien sowieso mit dem Kopf wo anders zu sein. Er sah bedrückt aus, etwas schien ihn schwer zu beschäftigen. Doch auch er winkte und lächelte mich an. Wir waren so verblieben, dass wir uns wiedersehen wollten. Was mich bei ihm nicht wunderte, schließlich hatte er mir so zu sagen seine Liebe gestanden ... Liebe. Mein Gesicht wurde wärmer und ich schüttelte mich. Warum machte mich das so glücklich?! Ja, ich mag ihn ... aber lieben? Er ist ein Mann und auch wenn ich ihn irgendwie mag und auch irgendwie anziehend fand, kann ich mich doch in so jemanden nicht verlieben. Geschweige denn, dass ich mich überhaupt schon einmal verliebt hätte. Eine Stimme aber in meinem Kopf stellte mir die Jackpot Frage: Und warum hast du dann wegen ihm geweint?

Überrumpelt von meinem eigenem Gehirn blinzelte ich meine Spiegelung in der Scheibe der Bahn an. Im Hintergrund sah man die Häuserwände vorbei flitzen, Autos standen an Ampeln und Menschen liefen auf den Gehwegen. Dieser Anblick wurde abrupt gestört, da die Bahn in einen Tunnel fuhr. Ich erwachte aus meiner Schockstarre und blinzelte wieder. Es stimmt leider, dass musste ich zugeben. Ich hatte wegen diesem Idioten geweint, dass erste Mal in meinem Leben hatte ich wegen jemand anderen geweint. Aber was hieß das jetzt?

Die Bahn hielt und ich ließ meinen Blick über die Leute schweifen, die ein und aussteigen wollten. Es waren viele unterwegs, kein Wunder war ja auch bestimmt für die meisten Feierabend. Schlipsträger und Stöckelschuhe tragende Frauen huschten umher, um ihren Anschlusszug zu erwischen. Eine nervige Hektik entstand auf dem Bahngleis, da alle gleichzeitig ein- und aussteigen wollten. Gott, wie dämlich sind bitte diese Leute. Mit einem Schnaufen schaute ich hinter diese, sich wie Lemminge verhaltenden, Menschen und erblickte eine Gruppe von Punks. Keine Ahnung, ob das wirklich welche waren, aber sie sahen sehr merkwürdig aus.

Der eine Typ hatte eine schrillen Pullover an, der voller Hände war, dazu eine löchrige Jeans und rote Chucks. Das blonde Mädel hatte voll den verrückten Blick drauf und lief in Schuluniform herum, obwohl sie bestimmt nicht mehr zur Schule ging. Und der letzte Typ war gar nicht besonders gekleidet, er fiel aber allein durch seine markanten Narben im Gesicht auf. Es gab schon gruselige Menschen, da waren mir diese Lemminge irgendwie lieber.

Die Türen schlossen sich wieder und die Bahn rauschte von dannen. Ich fuhr nach Hause, musste mir ein Glück nichts von meiner Alten anhören, da sie nicht zu Hause war und ging daher direkt in mein Zimmer. Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen. Warum war ich so müde? Gerade als ich mich fragte, was ich denn heute anstrengendes getan hätte fiel es mir wieder ein. Grummelnd und mit heißen Ohren drehte ich mein Gesicht in die Kissen, um mein Grinsen zu verstecken. Ich hatte mit Deku geschlafen ... ich kann es immer noch nicht fassen! Eine angenehme Wärme breitete sich in mir aus und ich fühlte mich einfach glücklich.

Könnte man dieses Gefühl als Liebe bezeichnen? Ich drehte mein Kopf wieder zur Seite, um besser Luft zu bekommen. Man sagt doch immer, dass man sich dann so komisch fühlt und sowas wie Schmetterlinge im Bauch haben soll. Hatte sich bei mir zwar eher wie ein Magen angefühlt, der etwas schlechtes zu Essen bekommen hatte, aber naja. Was hat man denn noch, wenn man verliebt ist? Ich grübelte, kam aber auf keinen weiteren Anhaltspunkt. In mir schankte gerade der Kampft zwischen aufstehen und mein Handy holen, welches auf dem Schreibtisch liegt, oder liegen bleiben und es später erledigen.

Ich seufzte und stemmte mich hoch, ich hatte mich für's aufstehen entschieden. Plötzlich knallte meine Tür auf. „Katsuki!", schrie meine Mutter, die wutentbrannt in meinem Türrahme stand. Vor Schreck blieb ich stocksteif in meiner halb liegend, halb sitzenden Position hängen. Wann war die denn bitte nach Hause gekommen?! „Ich hoffe du hast eine wirklich gute Erklärung, warum du heute den Unterricht geschwänzt hast!", zischt sie und verschränkt ihre Arme vor der Brust. Ich hatte mich endlich aus meiner Starre gelöst und setzte mich aufrecht hin. „Ein Freund hatte ein Problem.", sagte ich genervt. Meine Mutter sah mich überrascht an und kam vorsichtig auf mich zu. „Geht es dir nicht gut?", fragte sie besorgt. „Hä?! Was soll die scheiß Frage?" „Der Katsuki, den ich groß gezogen hab hätte mich lautstark aus seinem Zimmer schmeißen wollen.", da war was dran. „Das nennt du groß ziehen? Du bist doch fast nie da.", ich war zu müde um zu streiten und die Tatsache, dass ich mich vielleicht in Deku verliebt hatte beschäftigte mich einfach zu sehr. Für einen Streit mit meiner Alten hatte ich einfach keine Lust.

Sie kam weiter auf mich zu und setzte sich neben mir auf's Bett. Sie sagte nichts, saß einfach nur da und ich ließ sie machen. Wir saßen eine Weile so, bis sie Luft holte und zu sprechen anfing. „Scheint jemand besonderes zu sein.", verwundert sah ich zu ihr hoch. Sie lächelte mich liebevoll an, dass war ich überhaupt nicht von ihr gewohnt. „Was?!" „Die Person, an die du denkst.", erklärte sie und ich konnte nicht verhindern, dass meine Wangen warm wurden. Ertappt schaute ich weg. Wieder blieb es still, wobei meine Gedanken einen höllen Lärm verursachten.

„Sag ...", fing ich zögerlich an. „... wie merkt man, ob man verliebt ist?", fragte ich leise. Ich meine, sie ist meine Mutter und muss doch über so etwas Bescheid wissen. Wer, wenn nicht sie könnte mir diese blöde Frage erklären. Wobei ... bestimmt wird sie mich jetzt auslachen. Scheiß, warum hab ich diese dämliche Frage nur gestellt?! Ich wollte schon aufspringen und das Zimmer verlassen, doch zwei Arme hinderten mich daran. Ich wurde an eine warme Brust gezogen. „Ach Katsuki.", ihre Stimme war weich, fast schon mütterlich. „Du bist verliebt, wenn du immer bei dieser Person sein möchtest, wenn du diese Person glücklich sehen willst, wenn du alles vergisst, wenn du bei dieser Person bist. Du bist verliebt, wenn du ständig an diese bestimmte Person denken musst.", während sie erklärte vergrub ich immer mehr mein Gesicht in ihrer Halsbeuge.

Deku ...

Just a Onenightstand?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt