Chapter 36

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,,Aufstehen.", weckt mich Levi an diesen Morgen. Er steht am Türrahmen angelehnt und hätte sicherlich die Arme vor der Brust verschränkt, wenn er nicht eine Tasse in seiner rechten Hand halten würde. 

Ich richte mich auf und reibe mir kurz über die Augen. Er steht immer noch wie angewurzelt da und schaut mich an. 

,,Der ist für dich. Komm ihn in meinem Büro trinken.", sagt er nur und geht dann raus aus dem Zimmer. Was ist denn mit ihm los?  Verwundert stehe ich auf. Auf dem kleinen Nachttisch liegen bereits neue Klamotten für mich. War er sie holen? Soll mir recht sein. Schnell ziehe ich mich an, mache das Bett und gehe gelassen zu Levi. Vor seinem Schreibtisch setzte ich mich auf den Stuhl und schaue denn Mann nachdenklich an. 

,,Tch. Was gibst zu gucken? Ich muss was mit dir besprechen." Schnell entschuldige ich mich und warte darauf was er nun sagen wird. Ich bin noch erschöpft, aber es gibt keine Zeit zum ausruhen, außer die Nacht. Morgen ist es so weit.

,,Ich will nicht das du morgen mitkommst." Meine Kinnlade klappt herunter. Das ist doch wohl ein Scherz. Er wird mir doch nicht etwa wirklich verbieten morgen mitzukommen? Ich muss morgen mit! Ich muss diese dumme Schlampe beseitigen und vor allem meine Freunde beschützen. 

,,Das ist jetzt nicht dein Ernst."

,,Das steht nicht zur Diskussion!" Ich muss tief ein und aus atmen um ihn nicht anzuschreien. Denn er hat bestimmt seine Gründe, er hat ja jetzt seine gesamte Truppe verloren, nur Eren und ich leben noch. Trotzdem lasse ich mich nicht so behandeln. 

,,Doch steht es. Ich kann selbst über mich entscheiden!" 

Levi sieht so aus als wenn er mit dieser Antwort nicht gerechnet hätte, oder mit dem ruhigen Tonfall. Er schaut mich eine Weile weiterhin so an bis er mit einem ,,Tch" weg sieht. 

,,Es gibt Gründe warum es-"

,,Dann sag es mir, Levi."

,,Schau dich doch mal an. Du warst dich nicht verarzten, ich kann das als dein Vorgesetzter nicht zulassen.", dabei betont er das Wort Vorgesetzter besonders. Er will mir also seine Position abermals unter die Nase reiben, so dass ich zu gehorchen habe. 

,,Mir geht es aber gut. Aber schau dich mal an! Du bist ebenso verletzt."

,,Du dummes Gör. Du bist unfassbar stur."

Entschlossen stehe ich auf um mich vor ihm groß zu machen. ,,Das sagt genau der richtige." 

Er schaut mich immer noch nicht an. Mit einem seufzen greift er an eine Schublade des Schreibtischs und zieht diese auf. Hervor holt er ein zusammengefaltetes Papier das er vor mich hin legt.  ,,Das müsste ich eigentlich Erwin melden. Was hast du dir dabei eigentlich gedacht sowas zu schreiben?"

,,Ich- ich wollte nicht.."

,,Williams die Lage ist ernst. Wenn du nicht körperlich oder geistig in der Lage bist nach der letzten Mission verordne ich als dein Vorgesetzter das du hier bleibst." Er redet ziemlich ruhig und gelassen. 

,,Levi, mir geht es gut. Und ich werde morgen mitkommen." 

,,Lass gut sein. Aber wehe du stirbst morgen, Weib." 
Es stört mich, dass er mit mir spricht aber mich nicht ansieht. Normalerweise verunsichert er mit seiner Ausstrahlung, seinen kalten grauen Augen und seinem Blick immer alle, aber wenn er anscheinend absichtlich den Blickkontakt nicht aufnehmen will dann wirkt er... normal. 

Ich stehe auf und gehe in Richtung zu Tür. ,,Levi, geh zum Arzt. Wir sehen uns danach beim Training ." Mir ist es egal wie er reagiert. Er soll sich nicht aufspielen und sich einfach einmal versorgen lassen. Ich weiß, ich sollte es auch. Schließlich bin ich von einem Meter hohen baum in ein Dornengestrüpp gefallen und war danach nicht mehr bei Bewusstsein. Dennoch muss ich mich auf die Mission konzentrieren und vorbereitet sein. Danach gehe ich zum Arzt. Einen Tag hin oder her, macht ja nichts aus.

Ich laufe schweigend durch die Flure und begegne keinem, worüber ich dankbar bin. Es scheint nicht so viel betrieb zu sein. Vermutlich sind die schwer Verletzten, soweit es ihnen möglich ist, bei ihren Familien. Um ehrlich zu sein freue ich mich für sie. Zu Hause. Das muss bestimmt ein schöner Ort sein. 

Als ich heraustrete, sehe ich Mikasa die mir zu winkt. Ich gehe zu ihr und zusammen laufen wir schweigend los. Ich weiss nicht wohin, Mikasa gibt die Richtung an. Der Wind weht angenehm leicht. Der Morgen ist ein tatsächlich schöner Morgen. Die Sonnenstrahlen streifen leicht über meine Wangen. Wir sind ein weites Stück gelaufen, bis sie anfängt zu sprechen.

,,Levi hat mir geholfen Eren zu retten. Ich hab unüberlegt gehandelt und er hat mich zurückgeholt. Aber das weißt du sicherlich schon. Aber danach hat sein Gesichtsausdruck verändert. Und weil ich auch alle aus seinem Trupp tot gesehen habe wusste ich direkt woran er denkt. An dich. Er hat mir aufgetragen zu Erwin zu gehen und er wollte dich suchen. Mein Angebot ihm zu helfen hat er strickt abgelehnt." Mikasa holt Luft und bliebt endlich stehen. Sie hat genauso eine Mimik wie Levi, man weiß so gut wie nie was sie denkt. Man merkt es aber sehr schnell wenn sie wütend oder tiefst traurig ist. 

,,Er hat dich im Arm gehalten als er zurück kam, du hattest seinen Umhang um dich. Keiner durfte dich anfassen oder zu nah an dich heran. Außer Hanji die dich oberflächlich verarztet hat."

Hat Levi Ackerman sich wirklich so sehr um mich gesorgt? Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Aber es stimmt schon, er hat mich da herausgeholt. Und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Obwohl er sich manchmal echt seltsam verhält. 

,,Danke das du mir das erzählst." Sie nickt nur und lächelt. 

,,Darf ich dich fragen, wie du mit Verlust umgehst?"

,,Mach dich nicht zu sehr fertig. Du trägst keine Schuld denn es passiert, früher oder später. Du kannst nur weitermachen und ihren Namen niemals vergessen. Denn die Personen bleiben für immer in deinen Erinnerungen und in deinem Herzen."

Sinners - Levi/ Attack on Titan FFWhere stories live. Discover now