Meine Ohren fühlen sich taub an. Diese ganzen Schüsse hallen noch in meinem Unterbewusstsein. Meine Hände haben irgendwann ganz von allein aufgehört zu zittern was mir im Nachhinein Angst macht. Kann ich wirklich so gut meine Gefühle unterdrücken?
Ich wäre beinahe drauf gegangen. Einige Aufklärer haben aus dem nichts die Gruppe attackiert, die Historia und zu dem Zeitpunkt auch Eren gefasst haben. Aus der Ferne haben sie sie betäubt. Ich sollte ja auf diese Truppe acht geben, was ich auch versucht habe zu tuen. Aber dann hat ein Aufklärer einen Soldaten so angegriffen das er auf mich geschossen hat. Louis hat es noch geschafft mich im letzten Moment weg zu ziehen. Ohne ihn, wäre meine Gehirnmasse oder sämtliche Innereien in der Gasse und an den Häuserwänden verteilt gewesen.
Ich bin das Schlusslicht der Truppe, zusammen ziehen wir uns weit zurück, während ich darauf acht geben soll, dass uns keine Aufklärer folgen. Louis begleitet mich. Wir ziehen uns zurück, diesmal in ein großes leerstehendes Haus, in der direkten Nähe des Hauptquartiers.Dort werden Historia und Eren in den Keller gebracht. Ich soll draußen wache halten, bis Kenny wiederkommt. Einige andere bringen die gesamte Ausrüstung zurück ins Lager und füllen alles auf.
Mein Blick richtet sich gegen den Himmel. Die Sonne hat mittlerweile ihren höchsten Punkt Überschritten. Bald würde sie untergehen und das Tag wäre vorbei. Wie seltsam. Unbehagen plagt mich. Meine Kameraden konnte ich während des Kampfs nicht sichten. Wie es ihnen wohl geht? Ob sie alle wohl auf sind? Ich hoffe doch sehr, wenn nicht würde ich es mir niemals verzeihen.
,,Gute Arbeit." Carven kommt auf mich zu. Ein wenig überrascht bin ich schon. Aber sie redet weiter. ,,Es ist anfangs nicht einfach ohne zu zögern auf Menschen zu schießen, egal wie wütend man ist. Aber wenn man ein mal diese Schwelle übertreten hat, dann gibts kein zurück."
,,Da muss ich ihr recht geben." Kenny kommt grinsend auf uns zu. ,,Du hast dich gut geschlagen. Nichts anders habe ich auch erwartet."
Wir sollen ihm hinein folgen. Drinnen trommelt er dann alle anwesenden zusammen und bespricht die heutige Mission, was gut war und was nicht. Auch berichtet er wie viele aus diesem Trupp gestorben sind und schätzt wie viele Aufklärer wohl auch ins Gras beißen mussten. Jeden fragt er dazu, wie viele er getötet habe. Als sein Blick auf mir liegen bleibt muss ich überlegen. Ich habe keine Aufklärer getötet. Das habe ich auch versucht so gut es geht zu überspielen, obwohl ich immer dabei war als Soldaten gestorben sind.
Aber Louis antwortet für mich. Ein wenig irritiert sehe ich ihn an als er meint, ich habe vier Aufklärer getötet. Kenny lobt mich direkt lauthals und legt seinen Arm um meine Schultern. Auch andere stimmen seiner Begeisterung zu und äußern laut ihre Meinung.
,,Wow die neue hat's drauf."
,,Krass, so gut war ich damals noch nicht."
,,Ich konnte mich damals vor Angst gar nicht bewegen."
Kenny lacht eine Weile mit, aber wird dann wieder ernst um uns unsere nächsten Schritte mitzuteilen. ,,Der Reiss wollte seine Tochter um jeden Preis schützen, der König würde sie aber sicherlich auch tot sehen wollen, genauso wie den Titanenjungen. Vielleicht können wir so hohes Geld von ihm bekommen. Einfach so bekommt er keinen von beiden." Er lacht laut auf und die anderen stimmen ihm zu.
,,Wir brechen morgen früh auf zur Kapelle hier im Nachbardorf. Dort lagern wir die zwei erstmal und werden dann ein Treffen mit dem König vereinbaren." Er wendet sich dann Louis und mir zu. ,,Ihr zwei gebt auf die beiden unten acht. Trennt dem Titanenjungen am besten beide Hände ab, damit er sich nicht verwandeln kann."
Diese Besprechung wird aufgelöst. Die meisten gehen zum Hauptquartier, während Louis und ich hier im Haus bleiben. Da es ziemlich öde ist und ich mich gerade in Louis Gegenwart unwohl fühle, gehe ich hinaus um vor dem Haus etwas zu trainieren. Zwar ist mein Körper bereits erschöpft aber ich kann so meinen Kopf etwas frei bekommen. Obwohl die Bilder der zerfetzten Menschen mir immer wieder ins Bewusstsein rutschen. So schnell sie kommen versuche ich sie auch zu vertreiben.
Carven kommt irgendwann uns bringt uns etwas zu essen. Drinnen gibt sie uns dann noch zwei spritzen mit Betäubungsmitteln die wir den beiden einflößen sollen und ein Schwert der normalen 3D Manöver Apparaten. ,,Mit denen hier trennt ihr die Hände des Jungen ab. Wenn ihr damit fertig seit werdet ihr hier abgewechselt." Damit lässt sie uns wieder allein.
Ich nehme die Spritzen und laufe vor Louis runter. Als ich die Tür aufschließe zieht sich mein Herz zusammen, so wie die beiden zusammengekauert auf dem kalten Boden liegen müssen, nicht bei Bewusstsein.
Plötzlich spüre ich Louis Hand an meiner Taille und seinen Atem in meinem Nacken. Ich bekomme sofort Gänsehaut. Am liebsten würde ich ihn von mir stoßen aber er hat das Schwert in der Hand. So gestört wie er ist sollte ich es nicht ausreizen. ,,Du trennst ihm die Hände ab."
Erschrocken reiße ich die Augen auf. Das ist das letzte was ich machen will. ,,Ich habe aber das Mittel." Bevor ich noch was sagen kann nimmt er mir schon die Spritzen aus der Hand und hält mir die Klinge hin.
,,Ich habe dich eben gut dastehen lassen, damit Kenny dich weiterhin im Trupp behält. Beweise es mir, dass du fähig bist einen Menschen so zu zerstückeln." Er tritt von mir weg und geht auf Eren zu bevor er ihn stark tritt. Meine Hände balle ich zu Fäusten. Dafür hasse ich ihn, aus tiefstem Herzen. Er verletzt gerade einen meiner engsten Freunde. Aber wenn ich jetzt irgendwas falsch mache wars das für die beiden und für mich. Louis beginnt an zu lachen und tritt ihn erneut. ,,Stell dir vor, er ist eigentlich ein 15 Meter hoher Titan und könnte mich zertreten. Nun bin ich es der ihn tritt und sofort töten könnte."
Ich gehe auf Louis zu und nehme mir die Klinge. Es fühlt sich gut an, die gewohnten Griffe zu halten. Er schaut mich erwartungsvoll an und schiebt Eren mit seinem Fuß so hin, dass er auf dem Rücken liegt, beide Arme von sich weggesteckt. Es tut mir im Herzen wirklich weh ihm das anzutun. Mein Gewissen plagt mich jetzt schon, wie soll das nur später enden? Ich habe aber gerade keine andere Wahl weshalb ich aushole und ihm die erste Hand abtrenne. Meinen Atem versuche ich normal zu halten, während des tuns habe ich die Luft angehalten. Dann trenne ich noch die andere Hand ab. Sie fallen einfach ab. Blut ergießt sich über die kalten Steinfliesen, bis hin zu Christa. Louis lacht direkt höhnisch und rammt beiden nacheinander die Spritze in den Hals. Ich schaue weiter zu Eren's Handgelenken, wo eigentlich seine Hände sein sollten.
Louis springt zu mir, entreißt mir das Schwert und schneidet noch mehr ab. Seine Armstummel fangen erst kurz nach seinen Ellenbogen an. Sein ekelhaftes Lachen erfüllt den gesamten Raum, es schallt fürchterlich. Das Blut fließt stärker. Mit irgendwas muss ich die Blutung stoppen. Schnell gehe ich zu Eren und reiße ihm sein Oberteil auf, das ist gerade das einzige was ich nehmen kann. Die eine Hälfte wickle ich um seinen linken, die andere um seinen rechten Armstummel. Die Stellen dampfen stark, es beginnt wohl nachzuwachsen. Ein wenig beruhigter richte ich mich wieder auf und schaue dem krank grinsenden Louis ins Gesicht. Von oben hört man jemanden nach uns rufen. Ich nehme beim vorbeigehen Louis das Schwert aus der Hand und gehe vor ihm hoch. Oben wartet Duran auf uns, mit einem anderen Jungen.
Mit einem knappen ,,Ich brings ins Waffenlager.", gehe ich an ihnen vorbei raus. Meine Hände sind voller Blut, voller Blut von Eren. Ich fühle mich schlecht, aber ich konnte ihn wenigstens ein bisschen vor schlimmeren bewahren. Louis ist ein Monster, er hätte ihn weiter zerstückelt bis nur noch das nötigste an Eren dran gewesen wäre. Die Klinge bringe ich zum Lager, wo ich sie einem Mädchen in die Hände drücke und dann weiter gehe, hinein ins Gebäude. Die Sonne ist untergegangen. Ich werde die Duschräume betreten und in ihnen duschen. Danach werde ich in mein Zimmer mich zurückziehen zum schlafen. Das ist der einzige Moment wo mich Louis wirklich in ruhe lässt. Und das muss ich ausnutzten, indem ich den Ort hier verlasse und zu Levi gehe. Und wenn morgen der Aufklärungstrupp kommt, besiegen wir diese Schweine hier und retten Historia und Eren.
