Chapter 60

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Es dauert eine Weile bis mehr Rekruten in den Saal kommen und sich mit einem Tablett voller Essen an freie Tische setzten. Dieser Anblick ist ungewohnt, so früh wie heute war ich auch noch nie da.

Als Armin sich neben mich setzt schaut er mich verwundert an. Aber er fragt zum Glück auch nicht nach. Die anderen sowieso nicht.

,,Wie kann es eigentlich sein das du so nett zu ihm bist, Kuromi?"

,,Eh was soll das denn jetzt schon wieder, Connie?!"

,,Schnauze Jean, mit dir rede ich gerade nicht." 

,,Hm ich bin so wie immer zu Jean. Aber keine Sorge, er weiß das er an mich nicht ran kommt." Eren legt lachend seinen Arm um Kuromis Schultern und Jean verdreht nur genervt die Augen. Selbst ich muss schmunzeln. ,,Und keine Sorge, unseren Titanen lass ich auch nicht an mich ran."

,,Ouh ja genau so.", lacht Ymir nun Jean und Eren aus. Ich finds gut wie Kuromi auf sowas reagiert. Sie wirkt so schüchtern, dabei ist sie es gar nicht. Connie kriegt sich gar nicht merh ein vor lachen.

,,Mensch aber Jean hat echt recht gehabt. Es schüttet wie aus Eimern.", bemerkt Christa vorsichtig und direkt freut sich Jean wie recht er mal wieder gehabt hat und das wir ja mehr auf ihn vertrauen könnten. 

,,Jean, runter von deinem hohen Ross. Da gehörst du nicht drauf.", ermahne ich ihn lachend. 

,,Ach ja? Und wer dann? "

,,Hier, unser Armin."

,,Oh ja er hat definitiv mehr Köpfchen als  du.", stimmt mir Reiner auch zu. 

,,Ihr könnt mich mal.", schmollt Jean und wir alle lachen gemeinsam mit ihm über ihn. Zu sagen wir lachen ihn aus wäre ja gemein und er weiß ja das das nur ein Spaß ist. 

,,Na ihr scheint euch ja prächtig zu amüsieren. Ich will euch ja nicht stören, aber Sofi kommst du mal kurz mit?" Hanji steht vor unserem Tisch und lächelt uns breit an. Sie ist zwar fröhlich aber nicht so aufgedreht wie sonst. Ich stehe von der Bank auf und gehe zurück. Bevor wir aus dem Saal gehen, drehe ich mich noch ein mal zu meinen Freunden um und verabschiede sie mit einem ,,Bis später."

Mittlerweile sind genügend Menschen hier im Speisesaal, es sollten keine Draußen sein. Es tut mir im Herzen weh, das ich meine Freunde für einen Moment anlügen muss aber was anderes bleibt mir nicht übrig. Draußen regnet es wirklich stark aber irgendwie stört es mich nicht. 

,,Alles in Ordnung?" Verwundert schaue ich zu Hanji. ,,Levi hatte mir gesagt er wolle mit dir reden aber er ist noch wütender und verwirrter als sonst. Habt ihr geredet?"

So ist das also. Ich hätte nie gedacht, dass Hanji mal mehr sieht als sonst. Langsam seufze ich und nicke. ,,Er macht mich sauer."

,,Was ist passiert?"

,,Er ist ein aufgeblasenes Arschloch. Das ist passiert." Auch wenn Hanji ebenfalls meine Vorgesetzte ist, habe ich das Gefühl das sie es am besten versteht. Und wahrscheinlich tut sie das wirklich. 

,,Ja, so ist unser Shorty nun mal. Aber er kann auch nett sein."

,,Pha nein. Er tut nur so, alles nur eine Fassade."

,,Sofi hör mal.", sie bleibt stehen und sieht mich an. ,,Ich weiß nicht was zwischen euch passiert ist aber ich weiß wie er wirklich ist. Er hasst dich nicht. Im Gegenteil. Ich denke eher das er Angst hat dich zu verlieren."

,,Aber wieso gibt er mir dann ständig das Gefühl das ich schwach oder unnütz bin?"

,,Ist irgendwie seine Art. Er macht manchmal die Menschen die ihm wichtig sind, die er schätzt runter. Weil er vielleicht denkt das er sie so stärker macht. Ja ich weiß. Der ist komisch." Sie fängt an zu kichern und zieht mich weiter mit sich mit. ,,Nun komm. Egal was war, schlag dir das aus dem Kopf und konzentriere dich auf deine Mission. Die schaffst du mit Leichtigkeit. So wie sonst auch immer."

Ich bin Hanji dankbar dafür, dass sie mich aufmuntern will. Vielleicht hat sie das auch geschafft. Aber ich will jetzt nicht mehr darüber nachdenken. Denn ich muss fokussiert an die Mission ran gehen. Hanji und ich sind nun in den Stallungen und ich sehe, dass mein Pferd schon bereit steht. Erwin wartet ebenfalls auf uns. Er reicht mir eine Tasche hin wo alles drinnen ist was ich brauche und ein genauer Ablauf der Mission. Den soll ich mir so schnell es geht einprägen und alles andere vernichten. Ich bin Dankbar für das Vertrauen was er mir entgegen bringt.
Hinter einer Ecke entledige ich mich meiner Uniform und ziehe zivil Kleidung an. Meine Jacke und Cape kann ich auch nicht mitnehmen. 

,,Nun gut. Achten sie auf sich und viel Erfolg!" Bevor ich auf das Pferd steige salutiere ich noch ein Mal. Jetzt im Regen erkennt mich eh keiner. Ich muss bis Stohess reiten, was eine Weile dauern könnte weswegen ich versuche ein schnelleres Tempo anzunehmen, ohne das es unangenehm im Regen oder überanstrengend ist, damit wir möglichst weit kommen. 

-

Sobald es so dunkel wurde, dass man beinahe nichts mehr sehen konnte machte ich halt. Der Regen hat strak zugenommen und es zieht ein Gewitter auf. Ich habe in den paar Stunden schon ein gewaltiges Stück Weg hinter mich gelegt. Wenn ich morgen früh aufbreche sollte ich früh Mittag in Trost sein. In der nächst besten Gaststädte wo ich mein Pferd unter stellen kann mache ich rast und beschließe zu übernachten. Die Dame am Empfang ist sehr freundlich und gibt mir auch direkt Schlüssel für ein Zimmer. Im Flur sollen sich duschen befinden. Dankend gehe ich die Treppen nach oben, ins dritte Stockwerk und suche das Zimmer mit der Nummer 215. 

Bis auf die Knochen bin ich durchnässt. Das Zimmer ist klein aber Gemütlich. Es gibt ein Bett, einen Schrank, einen Sessel mit Tisch und einen Spiegel. Ich will so schnell es geht schlafen gehen, damit ich so früh wie es geht aufbrechen kann. Aber zuvor lese ich mir den Brief durch der sich in meiner Tasche befindet. 

Dort Steht mein neuer Name und Ort und Zeit wann ich mich mit einem Informanten treffen soll. Mein neuer Name ist Maria Berger. Langweilig aber okay. Den Zettel verbrenne ich mithilfe einer Kerze die auf dem Tisch steht. Ansonsten hatte mir Erwin ja schon mitgeteilt, dass ich in Stohess die Lage beurteilen und mich einfach etwas unters Volk mischen soll. Denn nach dem Kampf mit Annie haben wir kein Bild davon wie dort die Lage ist. Wenn ich mich so zurück erinnere ist es schon fast zwei Wochen her. 

Nun gehe ich wirklich unter die Dusche, zwar beeile ich mich, aber dennoch genieße ich es.
Mit noch nassen Haaren verlasse ich die Frauen Duschkabine und laufe den Flur entlang zu meinem Zimmer. Für heute soll es das gewesen sein. Wenn ich in Stohess angekommen bin werde ich mich direkt daran machen die Lage zu beurteilen und mich umzuhören, aber auch nach Flora. Vielleicht weiß die Dame am Empfang sogar etwas. Durch so einen großen Verlust vom Aufklärungstrupp haben sich damals sicherlich viele Gerüchte verbreitet. Und ich glaube das hier mehr getratscht wird als in Stohess. Aber erstmal abwarten. Ich werde ja schon sehen, was der morgige Tag für mich bereithält. 

Es fühlt sich gut an so weit weg von Levi zu sein. Immer wieder ertappe ich mich dabei an unseren Streit zu denken. Wir waren uns so nah und wenn ich ehrlich bin hat die eine Seite in mir diese Nähe genossen. Die andere Seite hätte ihn am liebsten geschlagen, so wie er mit mir geredet hat. 

Aber wenn ich über das gesagte nachdenke, dann fühle ich mich etwas schuldig. Ich war nicht nett zu ihm. Ich habe Dinge gesagt die ich besser nicht gesagt hätte. Nimmt er sich wirklich so sehr das Recht über andere zu bestimmen? Er erteilt uns Befehle, trainiert uns stark aber bestimmt er über uns? Vielleicht habe ich das in den Moment gedacht weil er mich von der Mission abhalten wollte. Langsam werden die Schuldgefühle stärker. Ich weiß doch wie sehr ihn der Verlust von seiner Spezialeinheit geprägt hat und dann sage ich, er ist nicht für seinen Trupp da.. oh man ich bin ziemlich dumm. Er war für mich da, er ist mich suchen gegangen... 

Vielleicht hat Hanji irgendwie recht. Levi hat mich wütend gemacht und ich bin ausgerastet, so wie er auch. Aber ich werde mich entschuldigen und nochmal mit ihm reden. Ich werde ihm klar und deutlich sagen wie ich mich fühle wenn er mal nett und mal scheiße zu mir ist. Wahrscheinlich ist das das einzige was ich tuen kann. Ob das was bringen wird weiß ich nicht aber dann kann ich ihn zurecht anschreien. 

Wieso geht mir alles was mit ihm zu tuen hat so nahe? Ich verstehe das einfach nicht. Wenn Eren oder Jean blöde Sachen sagen ist es mir ziemlich egal. Aber bei Levi...

Ich sollte aufhören darüber nachzudenken. Diese paar Tage abstand zu Levi tuen mir gut. Ihm sicherlich auch. Und wenn ich jetzt innerlich damit abgeschlossen habe, kann ich mich wohl voll und ganz auf morgen konzentrieren und endlich mehr auf Flora Thon, beziehungsweise was sie nun wirklich mit mir zu tuen hat. Wenn schonmal eine Akte über mich angefertigt wurde und ich beweise habe kann ich endlich herausfinden wer ich wirklich bin. 

Sinners - Levi/ Attack on Titan FFWhere stories live. Discover now