Chapter 101

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Am nächsten Morgen haben wir wieder Training bei Levi. Mike ist zwar auch dabei aber eher schreit Levi herum. Er wirkt aber ein wenig ruhiger als sonst. Zu mir verhält er sich genauso wie sonst auch. Beim Nahkampf lässt er mich mit Melanie trainieren, worüber ich nicht so ganz erfreut bin. Aber ihre nervigen Kommentare lassen mich relativ schnell alles andere Ausblenden weshalb ich mich voll und ganz darauf konzentrieren kann ihren Hintern möglichst oft mit dem Boden vertraut zu machen.

,,Du kämpfst wie ein Monster." zickt sie mich beim vierten mal an und steht genervt wieder auf. ,,Echt mal was bist du!"

Meine Hand die ich ihr zum aufhelfen hinhalte nimmt sie nicht an. In solchen Momenten finde ich es angenehm, das ich ihr nicht wirklich sympathisch finde. Denn es wäre seltsam wenn sie mich plötzlich mögen würde. Auch wenn ich froh bin, dass sie nicht mehr versucht mich vor allen bloßzustellen oder generell umzubringen.

,,Hauptgefreiter!", schreit ein Soldat über das Gelände des Hauptquartiers und kommt panisch mit weit aufgerissenen Augen auf uns zu gerannt. ,,Titanen! Es wurden Titanen in der Nähe gesichtet!"

Erschrocken verharren alle in ihrer Bewegung und schauen zu dem panischen Soldaten. Er ist kreideweiß und sein Körper zittert. Ihn habe ich noch nie hier bemerkt, obwohl er im selben Alter wie die andern sein müsste. Levi und Mike warten nicht sondern laufen direkt los, mit ihm im Schlepptau.

,,So jetzt reichts mit der Simulation. Holt eure Ausrüstung! Wir brechen auf!", schreit Levi noch quer über den Platz. In der Trainingsgruppe entsteht allgemeine Aufruhr und der Pulk begeht sich schnell runter vom Trainingsplatz. Keiner hatte damit gerechnet, obwohl man es irgendwie doch tut, da wir schließlich der Aufklärungstrupp sind.

Aber auch ich bin sehr überrascht. Armin schaut ein wenig ängstlich aus, weshalb ich ihn aufmunternd anstupse. ,,Stell dir vor es ist nur eine Übung."

Vermutlich läuft Levi zu Erwin und Mike verständigt die anderen höherrangigen. Wir haben den Platz geräumt und holen unsere Ausrüstungen. Meine Schnallen ziehe ich so fest es geht und befestige den 3D Manöver Apparaten an ihnen. Schon bald erteilen auf dem Innenhof Hanji und Nanaba befehle, wer wie eingeteilt wird. Da das alles so plötzlich geschieht müssen wir spontan Formationen auf die Reihe stellen, die auch funktionsfähig sein müssen. Ich hole aus dem Stall mein Pferd und sattle es schnell. Als ich mich aufschwingen will sehe ich Erwin wie er mich zu sich ruft. Eren nimmt kurz meine Zügel und ich laufe schnell zu dem Kommandanten.

,,Williams, du übernimmst die Truppenführung mit Brauer, Krause, Renz und Kirschstein."

,,Sind Sie sich sicher, ich-"

,,Du hast die Erfahrung und die Kraft einen Trupp zu führen. Levis Trupp befindet sich in der Formation in deiner Nähe. Sollte es zu Schwierigkeiten kommen, helfen Sie."

,,Verstanden!" Ich trete ab und suche mir die jeweiligen zusammen. Krause ist der verstört guckende Junge, der die Nachricht überbracht hat. Neben ihm steht Brauer, sie scheinen sich nahe zu stehen und sich besser zu kennen. Wir klären kurz ab wer in unserer kleinen Formation welche Rolle übernimmt und setzten uns dann auf die Pferde. Meine Hände sind eiskalt, ich kann es gar nicht einschätzen was uns erwarten wird, man konnte sich innerlich noch gar nicht darauf einstellen was gleich passieren wird, welche Bilder man wieder sehen wird. Schön zu reden braucht man es gar nicht erst zu versuchen. Wir treten diese Mission spontan ein, einige werden Fehler machen und es wird auch Verluste geben, so viel ist klar.

Ich bin aufgeregt, diesmal trage ich die Verantwortung für einen Trupp. Tut er das nur, weil ich jetzt weiß wer ich wirklich bin oder weil ich mich kampftechnisch und strategisch so verbessert habe, das ich in der Lage dazu sein sollte? Zwar bin ich froh, Jean und Christa an meiner Seite zu haben, aber ich habe umso mehr Angst sie zu enttäuschen.

,,He, das wird schon. Wir vertrauen dir!" Jean steht neben mir und schaut mich aufmunternd an. Ein Blick hinter mich verrät das auch die andern zuversichtlich sind. Christa sagt das sie an mich glaubt und die beiden Jungs zeigen die Daumen hoch. Ich darf keine Schwäche zeigen sonst schwächeln sie auch. Ich halte sie zusammen deshalb muss ich alles geben damit sie an sich glauben.

Von Vorne ertönt das Kommando und alle setzten sich in Bewegung. Wir reiten im linken Flügel weit vorne. Krause hatte dem Kommandanten genau gezeigt wohin wir müssen. Das Tempo was wir uns anlegen bläst mir die Haare stark aus dem Gesicht nach hinten. Wir kommen ziemlich schnell an dem Wald an, reiten aber daran vorbei. Unser Ziel ist ein Dorf, das von den Titanen befallen sein soll. Je schneller wir dem näher kommen, erkennen wir einen Wald, ebenfalls mit Baumriesen. Hier wimmelt es nur von Titanen.

Mein Herz macht einen gewaltigen Sprung als ich die Titanen erblicke. Ab jetzt heißt es vollste Konzentration. Wir werden bereits vor dem zweiten Wald in den Ersten Kampf verwickelt. Ich lasse die beiden Jungs als erstes angreifen um ihr Können einzuschätzen, da ich sie nicht kenne. Sie bewegen sich flink aber gleichzeitig auch total unbeholfen, jedenfalls Krause. Aber vielleicht ist das ja auch die Aufregung.

Es sind tatsächlich einige Titanen hier vor Ort, mehr als üblich, was heisst das wir alle Hände voll zu tuen haben. Es gibt aber keine Verletzungen was gut ist und mich beruhigt. Als wir wieder aus unsere Pferde steigen kommt Brauer zu mir nach vorn. ,,Truppenführerin! Da vorne sind Menschen in den Wald geflohen! Wir sollten ihnen helfen gehen."

,,Das ist irrsinnig. Die werden schon längst tot sein!", gibt Jean zu bedenken.

,,Aber was wenn nicht? Willst du die Schuld tragen?"

Beide haben in gewisser Weise recht. Denn die Menschen können sich nicht wehren, sie können nur versuchen zu fliehen. Andererseits wäre es dumm zu versuchen alleine in so einem kleinen Trupp sie zu retten. Ich muss mich schnell entscheiden, wie ich es hasse. Meinen Trupp darf ich keineswegs in große Gefahr bringen. Aber ich will diese Menschen nicht auf dem Gewissen haben.

,,Jean gehe bescheid geben, wir reiten vor. Wenn es zu gefährlich wird ziehen wir uns zurück. Versucht kämpfen aus dem Weg zu gehen." Ich bereue es innerlich schon aber ich kann meine Aussage nicht mehr zurück ziehen. Jean macht kehrt und wir reiten zu dem Wald. Ein wenig verlangsamen wir unser Tempo, da keine Titanen weit und breit zu sehen sind. Sträucher säumen den Weg den sich ein Wanderer durch das Dickicht gebahnt haben muss, da es keinen Weg oder Trampelpfad gibt, der von Menschen erschaffen wurde. Die einzigen Geräusche sind das Laub und das Dickicht unter den Hufen der Pferde, oder die Vögel, die man bei der Paarungsjagd in den Baumwipfeln beobachten kann. Im Unterholz findet man manchmal inmitten von mossebewachsenen Waldboden die Schlafstelle von Wildschweinen, an dessen Stelle die nackte Erde zusehen ist. Oder den Baum eines Fuchses oder Dachses. Nicht zu vergessen sind auch die kahlen Tannenzapfen, deren Schuppen den umliegenden Boden bedecken, das Frühstück von Eichhörnchen. Es ist viel zu ruhig. Das gefällt mir gar nicht.

Sinners - Levi/ Attack on Titan FFWhere stories live. Discover now