Nach der Berichtserstattung wurden wir mit unserer neuen Arbeit vertraut gemacht, mit der wir dann den Tag darauf auch anfingen. Dem Papierkram. Wahnsinnig spannend ist es nicht, denn alles was ich gelesen habe war reaktiv belanglos gewesen. Das gute ist, dass wir alleine damit sind und uns somit auch in ruhe unterhalten können. Nach dem Frühstück sind wir direkt in den Raum und haben damit begonnen. Damit waren wir dann bis zum Abend beschäftig. Auch heute wird es wohl nicht anders sein. Es ist in Ordnung, denn ich glaube so kommen wir am besten und schnellsten wieder in die Realität zurück und können vergessen was war. Naja das stimmt nun auch wieder nicht. Das wird vermutlich erst nach der Gerichtsverhandlung gehen. Wann diese sein wird wissen wir noch nicht genau.
,,Weißt du, mir war schon immer bewusst, dass es unnötige Aufträge oder ähnliches gibt und einige einfach eher weniger Beachtung bekommen. Aber es sind so viele..." Ich hebe meinen Kopf den ich am Tisch abgelegt hatte und sehe Jana seufzend ihren Kopf in den Nacken legend.
,,Erzähl mir etwas von dir."
Diese Frage überrumpelt mich förmlich. Jana hatte mich noch nie sowas persönliches gefragt. Sie sagt ja weder meinen richtigen Namen noch nennt sie mich Mina. Es ist für mich in Ordnung, ich meine sie arbeitet als Informantin für Erwin. Aber trotzdem bin ich mir nicht sicher ob ich ihr einfach so etwas persönliches über mich erzählen kann. Vor allem wüsste ich nicht was ich sagen soll.
,,Was willst du denn hören?"
,,Warum wurdest gerade ausgewählt?" Wieder bin ich ein wenig überrumpelt. Auf diese Frage fällt mir tatsächlich keine Antwort ein. Erwin hat einfach mich ausgewählt und mir von Anfang an sehr viel vertrauen geschenkt, als würde ich das schon ewig machen und wäre ein Profi. Aber das bin ich nicht. Ich bin irgendwie gewöhnlich, obwohl ich nicht weiß wer ich bin. Und genau das antworte ich ihr auch. ,,Hm..", überlegt sie laut, aber kommt zu keiner Erkenntnis.
,,Wieso tust du das für ihn?" Ihr Blick verrät mir das sie genau weiß, wonach ich sie frage.
,,Ich wollte eigentlich zu den Aufklärern. Aber als ich es geschafft habe unter die besten 10 zu kommen rieten mir alle hier hin zu gehen, zur Militärpolizei. Er war persönlich zu mir gekommen und hatte es mir vorgeschlagen. Ich war unsicher gewesen, aber es gab noch jemanden, den ich dann als meinen Mentor angesehen habe. Das hat mir kraft gegeben. Und jetzt agiere ich ohne seine Hilfe und das schon seit einigen Jahren." Es ist stark von ihr, dass sie sich das getraut hat. Dafür bewundere ich sie. ,,Ich liebe meinen Job, manchmal wenn die Nachrichten kommen wie viele Verluste sie wieder erlitten haben, denke ich über mein Glück nach, dass ich hier in Sicherheit bin. Aber manchmal würde ich auch gerne die Welt hinter den Mauern sehen wollen."
,,Ich bin froh dass du hier bist." Sie lächelt mich zurück an und fragt mich wie ich in den Trupp gekommen bin. Erneut muss ich sie enttäuschen, aber ich erzähle ihr wieso. Auch erzähle ich ihr von meiner Vermutung schon mal im Trupp gewesen zu sein, da ich mich an eigentlich nichts aus der Vergangenheit erinnere, und das ich hier schon in Stohess gewesen bin. Als ich von meiner Begegnung mit dem Bäcker erzähle, muss ich kurz stocken, aber dann beichte ich ihr doch, dass es mir gut gelegen kommt eingesetzt worden zu sein, da ich diese eine Akte suche.
,,Tut mir leid, dass ich dir das erst jetzt erzähle."
,,Ich helfe dir, versprochen."
,,Wieso denn das?"
,,Na weil jeder ein recht darauf hat, zu wissen wer man ist. Und wenn du schon hier bist, dass helfe ich."
Mein Gewissen ist nicht rein. Hätte ich ihr all das erzählen dürfen? Wird sie es für sich behalten? Eigentlich sollte sie ja, denn auch ihr Leben steht auf dem Spiel. Wir könnten uns beide gegenseitig ins Feuer hauen, dass sollte mein Gewissen doch eigentlich beruhigen. Irgendwie versuche ich es zu verdrängen und widme mich den Unterlagen vor mir zu. Wir arbeiten bis die Sonne unter geht und begeben uns dann in den Speisesaal, wo wir mit Marlo und Hitch zusammen essen.
