16 - a picture of lily

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Dezember 1991

Es war bereits Anfang Dezember und in ein paar Wochen begannen die Weihnachtsferien. Draussen lag längst Schnee und es war eisig kalt. Ich sass im Gryffindor Gemeinschaftsraum vor dem warmen Kamin und erledigte einen Haufen Hausaufgaben. Vor den Ferien hatten die Lehrer immer das Gefühl, sie müssen uns extra viel aufgeben, da sie sonst mit dem Stoff nicht durchkommen würden. Na und? War doch nicht mein Problem. Nur weil sie ihren Unterrichtsplan nicht wirklich im Griff hatten, mussten wir uns jetzt einfach einen Grossteil davon in unserer Freizeit selbst beibringen oder was? Naja, aufregen brachte auch nichts... Konnte ja sowieso nichts daran ändern.

Nach einigen Stunden lernen, lehnte ich mich zurück um eine Pause zu machen. Es war zwar erst 20 Uhr, aber ich war so müde, dass ich mich schon jetzt hätte einschlafen können. "Ich kann mich nicht mehr konzentrieren", sagte June neben mir, der es offensichtlich ebenso erging wie mir. "Ich geh schon einmal hoch ins Zimmer. Bringt eh nichts mehr." Ich nickte. "Ich bleib noch einen Moment, muss das noch kurz erledigen. Komm aber bald nach." "Alles klar." June stand auf, packte ihre Schulsachen und stieg die Treppe zu den Mädchenschlafsälen hoch. Langsam bewegten sich immer mehr Schüler in ihre Zimmer und es wurde ruhiger. Nur noch vereinzelt sassen Schüler im Gemeinschaftsraum und ich konnte mich direkt viel besser konzentrieren. So kam es, dass ich doch noch länger als gedacht sitzen blieb, bis es schliesslich kurz vor 23 Uhr war, als ich mich daran machte, meine Sachen zusammen zu räumen. Nun waren nur noch drei andere Schüler mit mir im Raum. Zwei Schülerinnen aus der 5. und Harry Potter. Harry sass ebenfalls am Kamin auf einem Sessel und las aufmerksam in einem Buch. Als ich begann, meine Bücher zuzumachen und in meine Tasche zu räumen, blickte er von seinem Buch auf.

Gerade, als ich die Treppen hochgehen wollte hörte ich seine Stimme nach mir rufen: "Hey Faye du hast da ein Bild ver-" Ich drehte mich um und schaute ihn an. Er hob ein kleines Bild von der Couch auf und schaute mir erstarrtem Gesichtsausdruck darauf. "Wieso- Wie- Woher hast du das?" fragte er mich stotternd. Ich ging auf ihn zu und nahm ihm das Bild, das mich und meine Mutter zeigte aus der Hand. Betrübt entgegnete ich ihm: "Das geht dich nichts an Harry." Ich wollte nicht gemein rüberkommen und versuchte es so nett wie möglich klingen zu lassen, doch es ging ihn wirklich nichts an und ich war nun mal nicht so gut mit ihm befreundet, dass ich ihm jetzt gleich meine ganze Lebensgeschichte offenbaren würde. Noch immer irritiert schaute er mich an und ich konnte nicht erahnen, was ihm gerade durch den Kopf ging. Mir war diese Stille etwas peinlich, weswegen ich mich daran machte, sie zu durchbrechen. "Also ehm ich geh dann schlafen... Gute Nacht Harry." Ich wollte mich gerade umdrehen, als sich Harry doch noch zu Wort wandte: "Das- das ist meine Mutter da auf dem Foto." Wie bitte was? Jetzt war ich die, die sprachlos war. Das konnte nicht sein. Das war meine Mutter auf dem Foto. Er muss sich versehen haben. Wie wusste er überhaupt, wie seine Mutter aussah? Er war gerade mal ein Jahr alt, als seine Mutter starb. Ich blickte noch einmal auf das Bild in meiner Hand, um sicher zu gehen, dass es sich wirklich um das Foto von mir und meiner Mutter handelte. Ich konnte mir nicht erklären, wie Harry darauf kam, dass seine Mutter auf dem Foto zu sehen war. Ich schaute wieder von dem Bild auf in Harrys Augen, die, wie ich erst jetzt bemerkte, meinen ziemlich ähnlich sahen. "Das kann nicht sein Harry. Das ist ein Bild von meiner Mutter und mir." "Faye, ich bin mir sicher, dass das meine Mutter ist." "Wenn das deine Mutter ist, wieso sieht sie dann genau so aus wie ich? Und woher weisst du überhaupt, wie deine Mutter aussieht? Du warst gerade mal ein Jahr alt, als sie-" Sein trauriger Blick kreuzte meinen. "Tut mir leid." "Ich weiss es nicht Faye, wirklich nicht, aber ich weiss, dass das da auf dem Foto meine Mutter ist und das musst du mir glauben." Das ergab alles keinen Sinn. In diesem Moment irrten so viele Gedanken in meinem Kopf herum, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Harry schien das bemerkt zu haben. "Wir könnten mit Professor Dumbledore reden, er wird ziemlich sicher eine Antwort auf das haben." "Mag sein..." Noch immer war ich fassungslos in einem Gedankenchaos gefangen. Nun packte auch Harry sein Buch zusammen und schritt in Richtung Portraitloch, das aus dem Gemeinschaftsraum führte. "Was jetzt? Harry bist du wahnsinnig? Ich möchte nicht noch einmal von Snape erwischt werden, wie ich in der Nacht durch die Gänge schleiche." "Faye du besitzt ein Foto mit einer Frau, die genauso aussieht, wie meine Mutter, ich möchte wissen, was es damit auf sich hat. Du kannst auch gerne hier bleiben, dann geh ich eben alleine." "Na gut, aber wenn wir erwischt werden, reiss ich dir den Kopf ab, Potter." So schlichen wir also raus aus dem Gryffindor Turm zu Dumbledores Büro.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt