46 - what are you up to?

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Wir betraten den Gemeinschaftsraum. Draco steuerte auf die Sofas vor dem Kamin zu, auf denen bereits einige seiner Freunde sassen und ich setzte mich zu Elle an einen runden Tisch direkt daneben. June war bereits ins Lernen vertieft, so dass sie mich erst gar nicht bemerkte. Erst, als ich mich neben ihr auf dem Stuhl nieder liess und ein leises "Hey" aus meinem Mund kam, wurde sie aus ihrem Lernmodus gerissen. "Hey", sagte sie halb abwesend, als wäre sie immer noch mitten im Thema. Als hätte sie das eben gerade auch bemerkt, schüttelte sie leicht den Kopf und drehte sich zu mir. Als sie mein Gesicht musterte, runzelte sie besorgt die Stirn. "Hey. Alles in Ordnung? Hast du geweint?" Ich schüttelte abstreitend den Kopf. "Nein alles gut, ich habe nur meinen Kopf gestossen. Tat ziemlich weh", log ich und sah reflexartig zu Draco, der vermutlich gehört hatte, was ich gesagt habe, denn sein Blick war ebenfalls auf mich gerichtet. Nach einem kurzen Starrmoment, richtete ich mich wieder Elle zu, die mich skeptisch beäugte. Dann richtete ich meine Aufmerksamkeit meiner Schultasche zu. "Wollte June nicht eigentlich auch kommen?" fragte Elle, als ich die Bücher auf den Tisch legte. Ich seufzte. "Sie und Avery haben gerade ziemlich Stress. Vielleicht kommt sie später nach, ich gehe aber nicht davon aus. Sie haben glaube ich eine Menge zu bereden." Elle verzog das Gesicht. "Oh je, hoffentlich können sie alles klären." Ich nickte. "Ich hoffe June sagt ihm endlich mal, was sie an ihm stört." June und Avery waren noch nicht wirklich lange zusammen, aber sie stritten sich wie ein altes Ehepaar. Sie waren zwar echt süss zusammen und Avery war eigentlich auch ein guter Mensch, doch June steckte einfach viel mehr in diese Beziehung, als er es tat und das machte die Beziehung ziemlich toxisch. Ich atmete einmal tief durch und schlug dann das Zaubertränke Buch auf. Elle betrachtete meine Handlung mit einem lustlosen Blick und zog eine gequälte Grimasse. "Augen zu und durch", redete ich ihr motivierend zu und grinste.

Als wir das letzte Kapitel repetiert haben klappte ich das Buch schwungvoll zu und lehnte mich erschöpft zurück. Elle tat mir letzteres gleich. Wir verstanden es beide ziemlich gut, weswegen wir relativ schnell vorwärts kamen. Vor der Prüfung werde ich alles nochmals kurz überfliegen, doch das sollte reichen. Die restliche Zeit muss ich nutzen, um für Arithmantik zu lernen. Nur schon beim Gedanken daran wurde mir schlecht. Diese Prüfung machte mir schon seit Wochen Bauchschmerzen und ich habe keine Ahnung, wie ich das alles lernen sollte, doch ich hab es bisher einfach verdrängt, was eigentlich ganz gut geklappt hat. Bis Jetzt. Doch dieses Problem nahm ich erst morgen in angriff.

Als ich aufstand bemerkte ich, wie mich Draco gedankenverloren anstarrte und ich warf ihm einen fragenden Blick zurück. Als seine eiskalten Augen auf meine trafen, zuckte ich kurz zusammen, schaute ihn aber weiterhin mit einem genervten Gesichtsausdruck an, woraufhin er sich wieder am Gespräch mit seinen Freunden beteiligte.

Den ganzen Abend schon spürte ich immer wieder seine nachdenkliche Blicke auf mir und jedes Mal, wenn ich sie erwiderte, wandte er ihn wieder ab. Keine Ahnung, an was er rum studierte, doch es hatte auf jeden fall etwas mit dem Vorfall vorhin zu tun. Und die Unsicherheit, ob es gute oder schlechte Gedanken waren, mit denen Draco spielte, hasste ich.

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Da ich wirklich nicht scharf darauf war, nach der Nachtruhe von einem Lehrer auf den Gängen erwischt zu werden, packte ich kurz vor 21 Uhr alles zusammen und ging zurück in den Gryffindor Turm. Als ich das Zimmer betrat, war June noch nicht da, doch kurz darauf, als ich aus dem Badezimmer kam, nach dem ich Zähne geputzt und mir das Gesicht gewaschen habe, ging die Zimmertür auf und eine verheulte June kam mir entgegen. Ich ging umgehen auf sie zu und nahm sie in den Arm. "Hey June", sagte ich sanft. Sie erwiderte nichts und schluchzte einfach an meine Schulter. Ich merkte, wie sich mit jedem Atemzug eine gewaltige Last abbaute und sie sich langsam beruhigte. Nach dem ich sie einen Moment einfach nur weinend in meinen Armen hielt, nahm ich ihr Gesicht in die Hände. "Seid ihr noch zusammen?" fragte ich vorsichtig. Sie nickte. "Ja, aber er versteht es einfach nicht", sagte sie mit einer zittrigen Stimme. "Er will es einfach nicht verstehen." Währen sie die letzten Worte aussprach, schossen ihr erneut Tränen ins Gesicht und ich zog sie wieder an mich heran. Nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hat, setzten wir uns auf das Bett und redeten gefühlt stundenlang, bis uns beinahe die Augen vor Müdigkeit zufielen.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt