112 - survivor

461 33 9
                                    

28. Juni 1996
Als ich die Augen das nächste Mal öffnete, befand ich mich im mir nur allzu bekannten Krankenflügel von Hogwarts. Der Raum füllte sich bereits mit den ersten Sonnenstrahlen und war in ein goldenes Licht gehüllt. Ich zuckte, als ich etwas brennendes auf meiner Wunde spürte und atmete zischend ein. "Ruhig halten, Miss Evans", meinte Madam Pomfrey konzentriert. Ich liess den Kopf nach hinten sinken, schaute zur Seite und sah Tonks und Hermine auf mich zukommen. Hinter ihnen sah ich Ron in einem Bett liegen. Im Bett daneben sass Harry am Bettrand und schaute betrübt in meine Richtung. So wie es aussah, waren Ginny, Neville und Luna bereits nicht mehr hier. Also interpretierte ich, dass es ihnen gut ging. Hoffte ich auf jeden Fall.

Hermine setzte sich an zu mir und hielt meine Hand. "Faye, gehts dir gut?" Ich nickte mit einem verzogenen Gesichtsausdruck. "Woher stammen all diese Blutergüsse am ganzen Körper?" Ich hatte meinen Blick noch immer auf Harry gerichtet. "Cruciatus - nehme ich an", sagte ich abwesend und halb benommen, während eine Träne mein Augenwinkel verliess. Ich hörte wie Madam Pomfrey zischend einatmete. "Wie oft Liebes?" fragte sie mich behutsam. Ich schluckte. Hermine drückte meine Hand etwas fester. "Drei Mal-" flüsterte ich und an den Gedanken daran verkrampften sich meine Muskeln erneut. Schnell flösste sie mir ein Getränk ein und ich entspannte mich wieder. Madam Pomfrey stand auf und ging zu Ron, der noch immer bewusstlos im Bett lag. "Wie hast du das überlebt? Du hast nachher sogar weiter gekämpft, wie?", murmelte Tonks, erwartete aber keine Antwort darauf. Ich seufzte erschöpft. Einen Moment lang, schienen sich alle eine Erklärung dafür zu bilden.

"Beim letzten Mal, da konntest du dagegen ankämpfen, dich wehren. Wie hast du das gemacht?" Ich drehte meinen Kopf zu Hermine und blickte ihr in die Augen. "Okklumentik", vermutete ich. "Wieso beherrscht du Okklumentik?" durchbrach nun Harry sein Schweigen. Ich schluckte, denn ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Stattdessen zuckte ich mit den Schultern. Nun stand Harry ebenfalls auf, blieb jedoch vor seinem Bett stehen. "Deine Augen, Faye. Ich habe deine Augen noch nie so strahlend grün leuchten sehen." Hermine schüttelte kritisch den Kopf. "Faye, du hast die Magie um dich herum angezogen. Das war nicht nur Okklumentik. Es schien so, als würdest du die Magie des Fluches absorbieren. Wie?" Ich schaute sie zweifelnd an. "Das ist nicht möglich", murmelte ich. "Ich hatte keinen Zauberstab, das kann nicht sein." Nun schaute mich Tonks fassungslos an. "Du hattest keinen Zauberstab? Wie hast du dann bitteschön Bellatrix erneuter Angriff im Raum des Denkens abwehren können?" Ich schüttelte verwirrt den Kopf. "Das warst du, ich habe nichts gemacht." Tonks erwiderte meine Geste. "Das war ich nicht. Du hast den Fluch mit blossen Händen abgewehrt. Du hast einen Schutzzauber erzeugt ohne einen Zauber auszusprechen." Sie schaute mich verdutzt an." Ohne einen Zauberstab", fügte sie verblüfft hinzu. "Ich- nein, das kann nicht sein. Wie hätte ich das anstellen sollen?" Daraufhin sagte niemand etwas.

In diesem Augenblick ging die Tür des Krankenflügels auf und erlöste mich von dem Verhör. Professor Dumbledore und Remus betraten den Raum. "Harry", meinte Dumbledore. Schaute zuerst zu ihm und dann durch den Raum. "Geh schon mal in mein Büro, ich komme gleich nach", fuhr er fort, als er mich erblickte. "Remus, begleite Harry bitte. Lupin nickte. "Harry", rief ich schwach, als die beiden den Raum verlassen wollten. Ich versuchte mich aufzurichten, doch Madam Pomfrey schaute mich mahnend an. Harry drehte sich bedrückt zu mir um. "Tut mir leid", sagte ich schwach und voller Mitleid in meiner Stimme. Er zuckte mit den Schultern und schüttelte leicht den Kopf. "Es tut mir leid, Faye", entgegnete er mir und ging dann mit Lupin aus der Tür. "Nymphadora, gib Severus bescheid, er solle in den Krankenflügel kommen." Tonks gehorchte sofort und protestierte nicht einmal, dass Dumbledore sie beim Vornamen nannte. Daraufhin trat Dumbledore ans Ende meines Bettes, doch bevor er sprach, trat Madam Pomfrey neben ihn. "Albus, dass das Mädchen gerade überhaupt mit vollem Bewusstsein und Verstand hier liegt, grenzt schon an ein Wunder. Übertreib es nicht." Er betrachtete mich mit schmalen Augen und nickte dann langsam. Dann griff er in seine Tasche und reichte mir meinen Zauberstab. "Ich meine der gehört dir." Ich schloss den Zauberstab in meine Finger und blickte auffordernd zu Hermine, in der Hoffnung, sie würde unser vorheriges Gespräch nicht erwähnen. "Der wurde Lucius Malfoy bei seiner Festnahme abgenommen", fuhr Dumbledore fort. Ich blickte zu ihm hoch. "Weiss Draco-" Er hob den Kopf. "Es wird ihm so bald wie möglich mitgeteilt", antwortete der Schulleiter. Ich schluckte. "Und die Prophezeiung?" Hoffnungsvoll starrte ich Dumbledore an, doch dieser schüttelte bedauernd den Kopf. "Sie wurde bei keinem der festgenommenen Todesser gefunden. Ich nehme an, Bellatrix Lestrange hatte sie im Besitz. Sie konnte als einzige entfliehen." Ich liess den Kopf in das Kissen sinken und schluckte. "Ich hätte-" "Du hättest nichts tun können, Faye", unterbrach mich Dumbledore. Ich blinzelte die Tränen weg.

"Sir bei allem Respekt, wie konnten Todesser mich am helllichten Tag auf einem Flur überraschen und aus Hogwarts entführen?" Professor Dumbledore seufzte. "So weit hätte es niemals kommen dürfen." Er schüttelte den Kopf. "Ich hätte Hogwarts nicht verlassen dürfen. Das nehme ich auf mich." Es ist aber nunmal passiert. Das liess sich nicht mehr ändern. Voldemort war nun endgültig zurückgekehrt und hatte den Beweis dafür, dass ich seine wertvollste Waffe bin.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt