145 - i'll stay with you

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Harry setzte sich benommen neben mich. Schweigend starrte er ins Leere. Harry sollte nicht überleben. Eine Mischung aus Wut, Traurigkeit und Entschlossenheit erfüllte mich.Seine Gedanken und Gefühle schienen ihn ebenso sehr zu belasten wie mich.

Die Bindung zwischen Harry und Voldemort musste gebrochen werden. Keiner von beiden würde leben, keiner konnte überleben. Ich hatte immer angenommen, Dumbledore wollte, dass Harry lebte und Voldemort besiegte. Nun erkannte ich, dass seine Bestimmung eigentlich darin lag, alle Horkruxe zu zerstören, inklusive sich selbst. Dumbledore hatte gewusst, dass Harry sich nicht entziehen würde, dass er bis zum Ende weitergehen würde, auch wenn es sein Ende bedeutete.

Ich spürte Harrys Aufgebrachtheit und Verzweiflung. Sein Lebenswille war immer so viel stärker gewesen als seine Furcht vor dem Tod. Nun war es zu Ende und alles was blieb war das Sterben selbst. Harry würde niemand anderen mehr für sich sterben lassen.

Seine Finger zitterten leicht. "Es muss enden", erkannte er schliesslich. Ich nickte schwermütig. Ich würde ihn nicht von seiner Bestimmung abhalten.

Mit Entschlossenheit in meinem eigenen Herzen bereitete ich mich darauf vor, Harry zu unterstützen. Ich würde ihn nicht allein lassen, nicht in dieser entscheidenden Situation. Und ich würde ihn daran erinnern, dass Liebe und Freundschaft stärker waren als der Tod.

"Ich werde dich begleiten." Er schüttelte entschlossen den Kopf. "Absolut nicht." Ich griff nach seiner Hand. "Harry, ich werde dich nicht aufhalten. Es ist deine Bestimmung Voldemort gegenüber zu treten - sowie es meine ist, dich zu begleiten. Ich habe ebenfalls eine Prophezeiung zu erfüllen." Tränen bildeten sich in seinen Augen. Dann schloss er mich in eine Umarmung. "Es tut mir so leid, Faye. Snape- Ich- Alles..." Ich schüttelte wehmütig den Kopf und zog ihn etwas fester an mich.

-

Das Schloss war leer. Im ganzen Schloss herrschte unheimliche Stille, als hätte sich sein verbliebenes Leben in der Grossen Halle gesammelt, wo sich die Toten und die Trauernden drängten. Wir stiegen Stockwerke hinab und schliesslich über die Marmortreppe hinunter in die Eingangshalle. Den Tarnumhang über uns gezogen an der grossen Halle vorbei, in der sich Leute versuchten gegenseitig zu trösten. Wir gingen das Tor hinaus in die Dunkelheit. Die tödliche Stille über dem Gelände fühlte sich an, als würden alle den Atem anhalten und abwarten, um zu sehen, ob Harry tun konnte , was er tun musste.

Harry zog den Tarnumhang hinunter und trat auf Neville zu, der sich über eine Leiche beugte. "Neville." Er fuhr herum. „Mensch, Harry, du hast mich zu Tode erschreckt!" Neville schaute ihn bedenklich an. "Ihr-" Sein blick huschte zu mir. „Ihr habt doch nicht etwa vor, euch selbst auszuliefern?" Harry schüttelte den Kopf. "'Türlich nicht...", log er mühelos. "Wir müssen etwas erledigen. Hör zu, Neville - Voldemorts Schlange muss getötet werden. Ron und Hermine wissen es, aber nur für den Falls, dass sie -" Ihm blieb die Luft weg. "Nur für den Fall, dass sie - beschäftigt sind - und du die Gelegenheit bekommst -" "Die Schlange zu töten?", unterbrach Neville ihn. "Die Schlange zu töten", wiederholte Harry nickend. "Danke." Neville packte ihn am Handgelenk, als der sich wieder auf den Weg machen wollte. "Wir kämpfen alle weiter, Harry. Das weisst du?" "Ich-" Es fiel ihm zu schwer fortzufahren. Neville klopfte Harry auf die Schulter, liess ihn los und ging davon, um nach weiteren Toten zu suchen.

"Faye?", erklang Dracos zittrige Stimme hinter mir. Ich biss mir auf die Lippen, drehte mich dann aber zu ihm um. Er nahm mein Gesicht in die Hände und betrachtete mich besorgt. Ein erdrückendes Gefühl breitete sich in mir aus. Ich konnte ihm nicht von unserem Vorhaben berichten. Er würde mich davon abhalten Stattdessen presste ich meine Lippen sehnsüchtig auf seine. Er blickte mich skeptisch an. "Was-" Seine Augen weiteten sich panisch. "Petrificus Totales", murmelte ich bedrückt. Draco sank gelähmt in meinen Armen zu Boden. „Ich liebe dich", hauchte ich mit Tränen in den Augen. Ich wischte ihm eine Träne von den Wangen, stand auf und ging auf Harry zu, der mir mit seinem Blick emphatisch folgte. Er griff ermutigend nach meiner Hand. Entschlossen bewegten wir uns in die Richtung des verbotenen Waldes.


Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt