57 - deserving

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Im Gryffindor Gemeinschaftsraum ging die Party weiter. Nachdem ich mich kalt geduscht und dadurch meine Gedanken etwas geklärt habe, zog ich ein süsses Kleid an und stieg dann die Treppen hinunter in den Gemeinschaftsraum. "Du warst echt Spitze, Faye", sagte June, als sie mir mit zwei roten Bechern entgegenkam. Einen davon streckte sie mir hin. Ich lächelte. "Was ist das?" Sie zuckte mit den Schulten. "Irgend so ne Bowle. Hat Jordan organisiert. Schmeckt echt gut!" Eifrig griff ich nach dem Becher und kippte ihn auf ein Mal herunter. June sah mich kritisch an. "Frag nicht", sagte ich nur und schüttelte den leeren Becher vor ihren Augen. "Wo gibts mehr?" Der Alkohol kam mir gerade sehr entgegen. Und June hatte recht. Er schmeckte wirklich lecker.

Lee grinste mir entgegen, als ich ihm schon zum x-ten Mal den Becher hinhielt. Ich wollte gerade den Becher an meine Lippen setzen und zurück zur Tanzfläche gehen, als June ihn mir aus der Hand nahm. "Hey!" machte ich sie empört an. "Das reicht langsam Faye." Ihre Stimme klag etwas besorgt. "Sei keine Spielverderberin Juini" Ich wollte sie mit zur Tanzfläche ziehen, doch sie hielt mich zurück. "Komm, wir gehen kurz raus", sagte sie und zog mich hinter sich durch die Menge aus dem Gemeinschaftsraum. Ich muss zugeben, ich war ziemlich wackelig auf den Beinen. Kurz bevor wir durch das Portraitloch traten, kam uns Fred entgegen. "Gehts ihr gut?" fragte er June. Als hätte er mich nicht selber fragen können. June seufzte. "Ich geh kurz mit ihr raus, etwas frische Luft schnappen." "Soll ich mitkommen?" June schüttelte den Kopf. "Neinnein, passt schon." Dann zog sie mich weiter, hinaus auf den Flur. Erst jetzt spürte ich, wie viel ich bereits schon getrunken habe. Mir war schlecht und ich hatte Kopfschmerzen, wobei ich nicht wusste, ob letzteres vom Alkohol oder dem Quaffel kam, der mich getroffen hat. Ich fasste mir an die Stirn. "Ich bin so dumm June", als mir Dracos Worte, die ich versucht habe mit dem Alkohol zu vergessen, wieder in den Kopf traten. June nahm meine Hand. "Du bist vieles Faye, aber ganz sicher nicht dumm. Was hat Malfoy gesagt?" Ich sah sie kurz irritiert an, merkte dann aber, dass es June war, die vor mir stand. Ich atmete einmal frustriert aus.

"Wieso genau Malfoy? Konnte es nicht irgendjemand anderes sein", sagte ich, als wir Richtung Astronomieturm liefen, darauf konzentriert einen korrekten Satz zu formen und nicht irgendwelche Wortlaute zu lallen. "Man kann sich die Leute nicht aussuchen, zu welchen man eine Anziehung hat und eine Bindung aufbaut." Ich seufzte. "Aber man sollte seine Gefühle wenigstens steuern können." "Wenn das so einfach wäre", murmelte sie leise.

Wir waren erst einige Stufen zum Astronomieturm hochgelaufen, als ich bereits das erste Mal anhalten musste. "Ist das dein ernst June?" Sie grinste. "Du wirst mir morgen danken." Ich könnte sie gerade erwürgen. "Wenn ich dann noch lebe, vielleicht." Jetzt mussten wir beide Lachen. Kurz bevor wir oben ankamen, hörte ich Schritte, die uns entgegenkamen und mein Lächeln erstarrte. Ich blieb versteinert stehen und blickte in die eiskalten Augen von Draco Malfoy, dessen Gesichtsausdruck verdeutlichte, dass er er nicht damit gerechnet hat, mich hier zu sehen. June funkelte ihm wütend entgegen. Doch das merkte er nicht, denn sein Blick war immer noch auf mich gerichtet. "Alles in Ordnung, Evans?" fragte er, als wäre nichts gewesen. June starrte ihn fassungslos an. "Alles Bestens", entgegnete ich ihm mit einer gespielten Freundlichkeit, wollte weitergehen, doch June hielt mich zurück. Für sie war das so noch nicht geklärt. "Echt jetzt? Ist das dein Ernst? 'Alles in Ordnung, Evans?" imitierte sie seine Stimme nach. "Was soll das? Nach dem, was du ihr heute gesagt hast. Hast du deine Emotionen so wenig unter Kontrolle? Sie hat dir nichts getan. Im Gegenteil. Sie wollte dir nur helfen. Überleg nächstes Mal wenigstens eine Sekunde bevor du deinen Mund aufmachst Malfoy und irgendeinen Scheiss von dir gibst. Überleg einfach nur einmal, wie sehr deine kläglichen Worte einen Menschen verletzen können." Einen Moment sah er June geschockt an, wandte seinen Blick dann wieder mir zu. Seine Augen verdunkelten sich und wurden trüb. "Du hast keine Ahnung Flores", zischte er, ohne seinen Blick von mir zu wenden. Dann schritt er an uns vorbei, hinunter in die Dunkelheit. Ich atmete erstickt aus, June nahm meine Hand und zog mich noch die letzten paar Treppenstufen hoch. Als wir oben ankamen lief ich an ihr vorbei und bewegte mich auf den Rand des Turmes zu. Ich stützte mich auf dem Geländer ab und starrte in die Ferne. Tränen liefen mir über die Wangen. Dann trat June neben mich und nahm mich in den Arm. Ich schluchzte an ihren Nacken und sie strich mir über den Rücken. "Er hat dich nicht verdient Faye. Er ist nicht gut genug für dich."

Wenn diese Aussage doch nur so einfach zu akzeptieren wäre...


Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt