75 - yule ball

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Unten an der Treppe angekommen verschwanden wir in der Menschenmenge. Noch immer lagen viele Blicke auf uns, doch langsam drehten sich einige wieder von uns ab. Dann räusperte sich McGonagall, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Als ich mich zu ihr umdrehte, lag auch ihr Blick auf Draco und mir, fokussierte sich aber gleich wieder auf das Eigentliche und schaute über die Menge hinweg. "Alle Champions hierher, bitte!" sagte sie folgend mit einer kräftigen Stimme. Als sich die Stimmen im Saal wieder erhoben und es etwas unruhiger wurde, schweifte mein Blick zur McGonagalls Rechten und kreuzte den meines Vaters. Ich konnte ihn nicht ganz deuten. Er war finster, aber nicht vorwurfsvoll oder verächtlich. Schon gar nicht empört. Wohl eher besorgt und skeptisch. Kurz darauf wurde der Blickkontakt von sich bewegenden Schülern unterbrochen und auch wir schritten durch die Türen in die grosse Halle. Als ich an Harry vorbeilief, schaute er mich mit einem leeren, irgendwie enttäuschten Gesichtsausdruck an. Ich verlangsamte meine Schritte und drehte meinen Kopf zu ihm zurück, doch mein Bruder wandte seinen Blick gleich wieder von mir ab. Ein Kloss bildete sich in meinem Hals.

Auch Draco folgte meinem Blick und ich war wirklich froh, dass er Harry gegenüber keine spöttische oder herabschauende Bemerkung fallen liess. "Lief doch ganz gut", sagte er stattdessen leise, mit einer zuversichtlichen Stimme, als er meine Unsicherheit bemerkte und schaute mich mit einem Lächeln von der Seite an. Ich war mir nicht sicher, ob er recht hatte oder nicht, doch seine Worte nahmen etwas von meiner Unruhe. Nun war es raus. Nun konnten alle vermuten, dass Draco und ich ein Paar waren. Was weiterhin passieren, was die Leute denken würden, lag nicht mehr in unserer Hand. Endlich konnte ich ausatmen. Und das tat ich. Die ganze Aufregung, der ganze Stress, den ich mir deswegen gemacht habe, fiel von mir ab. Die Unsicherheit verschwand von meinem Gesicht und auf meinen Lippen bildete sich ehrliches Lächeln.

Irgendwann, mitten in der grossen Halle, trafen wir auf June und Avery und blieben stehen Erstmals glitt mein Blick durch den Raum. Die grosse Halle war wunderschön dekoriert. Die Wände der Halle waren mit funkelnden Eiskristallen geschmückt und hunderte Girlanden aus Mistelzweigen und Efeu überwucherten die schwarze Decke. Weiter schweifte mein Blick über die Paare, die sich bereits in der Halle befanden. Ich sah Ginny mit Neville Longbottom, die bereits tanzend zur leisen Musik bewegten. Sie sahen wirklich süss aus zusammen. Ich lehnte mich mit dem Rücken an Dracos Brust und genoss die Stimmung, die sich in der ganzen Halle verbreitete. Kurz darauf stiessen George mit Elle und Fred mit Julie, einer Beauxbatons Schülerin, zu uns hinzu. Wir haben uns in den letzten paar Wochen mit ihr angefreundet und ziemlich viel Zeit zusammen verbracht. Ich wusste, dass sie Fred mochte, weswegen ich ihm vorschlug, sie zum Ball zu fragen. Julie ist wirklich die liebste Person, die ich kenne und Fred und sie würden echt gut zusammen passen. Aber ich glaube seine Gefühle für sie sind rein freundschaftlich, was vermutlich besser ist für ihn, denke ich... Dass George und Elle zusammen zum Ball gekommen sind, finde ich echt genial. Als Elle mir erzählte, dass George sie gefragt hat, ob sie ihn zum Weihnachtsball begleitet, war ich zwar kurz überrascht, aber gleich ziemlich begeistert davon. Auch wenn Elle und George zwei komplett verschiedene Persönlichkeiten haben, habe ich schon immer irgendwie eine sympathische Verbindung zwischen ihnen gesehen. Nur schon, wie sie miteinander reden und umgehen. Wer weiss, vielleicht entwickelt sich daraus irgendwann mal etwas mehr. Beide Paare sahen unglaublich schön aus. Fred und George hatten den gleichen beigen Anzug, ein weisses Hemd an und eine dunkelbraune Krawatte. Julie trug ein himmelblaues Prinzessinenkleid und Elle ein mintgrünes, figurbetontes Satinkleid. Alle zusammen gaben ein wunderschönes Bild ab.

Irgendwann wurde die Musik lauter und die Champions traten mit ihren Partnern ein. Als Harry an mir vorbeilief, beachtete er mich nicht. Ich weiss nicht, ob es mit Absicht war, oder ob er mich wirklich einfach nicht sah. Für am meisten Verblüffung sorgte Hermine, die mit Viktor Krum auftauchte. Sie hat mir vor ein paar Tagen erzählt, das Krum sie gefragt hat und ich war ebenfalls ziemlich erstaunt darüber. Als sie an uns vorbei schritten, lächelte ich sie aufgestellt an, doch von ihr kam nur ein unsicheres, zurückhaltendes Lächeln zurück. Ich wusste nicht, ob es wegen Draco oder der Aufregung war. Auf jeden Fall sah auch sie bezaubernd aus.

Draco senkte den Kopf zu meinem Ohr. "Ich glaube das ist der Moment, in dem man seine Freundin zum Tanz bittet", sagte er leise, als die vier Paare den Tanz eröffnet haben. Er hielt mir seine Hand hin und ich griff mit einem Lächeln danach. Dann zog er mich Richtung Tanzfläche und wir verschwanden in der tanzenden Menschenmenge.

"Kann ich Faye für einen Tanz entführen?" fragte Fred Draco, als wir uns nach einigen Liedern etwas zu trinken holten. "Nur, wenn ich sie wieder zurückbekomme", sagte er scherzend, doch ich war mir sicher, dass er es ernst meinte. Dann schaute mich Fred auffordernd an. Ich reichte ihm meine Hand und lächelte. "Liebend gerne." Nach einigen Songs, in denen wir ausgelassen tanzten und uns unterhielten, löste Draco Fred wieder ab.

Wir verbrachten Stunden auf der Tanzfläche umhüllt von guter Stimmung. Unsere Bewegungen verflossen ineinander und ich genoss jede Sekunde des Abends. Ich konnte mich richtig ausleben und alles loslassen. Ich schaltete alle bedrückenden Gedanken ab, genoss den Moment und nahm stattdessen die positive Energie, die um uns herrschte auf. Es war traumhaft. Ich schaute hoch in Dracos eiskalte, blau-graue Augen und verlor mich darin. "Was?" fragte er grinsend. Doch ich schüttelte lächelnd den Kopf und küsste ihn als Antwort auf den Mund. Es gab nur uns. Alles andere war egal.

Mit der Zeit wurde die Musik langsamer und emotionaler. Die Halle wurde immer leerer und nur noch vereinzelte Paare bewegten sich langsam zum Takt. Draco und ich tanzten weiter gefühlvoll und eng aneinander geschmiegt, bis mir irgendwann die Füsse weh taten. Wir fielen erschöpft auf Dracos Bett und ich schlief mit einem Lächeln im Gesicht auf Dracos warmer Brust ein.

Das heute Abend war unsere Zeit zu scheinen und es war wundervoll.




Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt