99 - same temper as your brother

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5. September 1995

"Da der Jahrgang unter ihnen sichtlich Schwierigkeiten hatte, die Kursziele zu verstehen, werde ich sie ihnen zusätzlich mündlich mitteilen, um allfälligen Unklarheiten aus dem Weg zu gehen." Professor Umridge sprach mit einer hohen, hauchzarten Kleinmädchenstimme, der man unmöglich länger als zwei Minuten am Stück zuhören konnte. "Wir werden in diesem Kurs die Grundprinzipien der defensiven Magie durchnehmen, Situationen erkennen, in denen defensive Magie auf rechtliche Grundlage eingesetzt werden kann und den Gebrauch defensiver Magie in einen Zusammenhang mit praktischem Nutzen stellen. Wir werden defensive Zauber nicht einsetzen", fuhr sie fort. Ein Raunen gefolgt von Getuschel ging durch die Klasse. Das kann nicht ihr Ernst sein! "Wir gebrauchen keine Magie?" entwich es mir und ich starrte sie ungläubig an. "chrm, chrm", kam es von ihr entgegen und sie schaute mich belustigt an. "Und ihr Name ist?" Ich zog eine Augenbraue hoch. "Faye Evans", entgegnete ich. "Ah, Miss Evans." Sie pausierte einen Moment und liess ihren Blick über mich schweifen. "Ich habe gestern schon ausführlich mit ihrem Bruder diskutiert. Wenn sie nicht das Bedürfnis verspüren auch nachzusitzen, würde ich ihnen raten ihn oder seine Freunde nach genauerer Auskunft zu fragen." Ich runzelte die Stirn. "Aber, was wenn-" "Miss Evans", unterbrach sie mich mahnend. "Die Schülerinnen und Schüler heben die Hand, wenn sie in meinem Unterricht zu sprechen wünschen." Diese Kröte war mir bereits unsympathisch als sie sich mit ihrem flauschigen rosa Strickjacke vom Stuhl erhoben hat und mit ihrer künstlichen süssen Stimme Dumbledores Willkommensrede unterbrochen hatte. "Zauberer, die viel älter und klüger sind als Sie, haben unser neues Studienprogramm ausgearbeitet. Sie werden auf sichere, risikofreie Weise etwas über defensive Zauber lernen..." Ich schüttelte ungläubig den Kopf. "Was nützt das?" gab ich laut von mir. "Wenn wir angegriffen werden, wird das nicht..." "Melden, Miss Evans", trällerte sie. Ich schnaubte und stiess die Hand in die Luft, doch sie ignorierte mich gekonnt. "Es gibt keinen Grund die Befürchtung zu haben in der Schule angegriffen zu werden. Wenn sie die Therie fleissig genug studieren-" Brodelnd unterbrach ich sie. "Was bringen uns die theoretische Grundlagen, wenn wir nicht lernen sie anzuwenden? Wir haben keine Chance uns in der wirklichen Welt zu verteidigen, bei dem, was gerade ausserhalb von Hogwarts abgeht." Nun war das ganze Klassenzimmer still. Professor Umbridge schnaubte empört nach Luft und funkelte mich giftig an. "10 Punkte Abzug, Miss Evans." Ich wollte gerade etwas erwidern, doch June hielt mich an meinem Arm fest, um zu zeigen es sein zu lassen. Umbridge setzte wieder ihre zuckersüsse künstliche Miene auf und kam auf mich zu. "Ich sehe sie haben das gleiche Temperament wie ihr Bruder. Darüber werde ich nicht weiter mit ihnen diskutieren." Ich öffnete meinen Mund erneut, sagte jedoch nichts und schaute sprachlos zum Lehrerpult an den sich Umridge seelenruhig setzt. Sie zog eine kleine rosa Pergamentrolle aus ihrer Handtasche, strich sie auf dem Pult glatt, tauchte ihre Feder in ein Tintenfass und kritzelte irgendetwas darauf. Dann versiegelte sie es mit dem Zauberstab und reichte es mir. "Gehen sie mit dem zu Professor McGonagall, meine Liebe." Irritiert nahm ich es entgegen, verliess das Klassenzimmer wortlos und stampfe die Treppe zu McGonagalls Büro hoch.

Kaum klopfte ich an die Tür, wurde sie von meiner Hauslehrerin geöffnet, die mich anschaute, als wüsste sie genau, wieso ich nicht im Unterricht war. "Miss Evans", sagte sie auffordernd, dennoch freundlich. Ich reichte ihr stumm Umbridges Pergament entgegen. Sie seufzte. "Kommen sie rein." Sie trat nach hinten, um mich eintreten zu lassen und deutete auf einen Stuhl vor ihrem Schreibtisch, auf den ich mich setzte. Sie liess sich auf der gegenüberliegende Seite des Tisches nieder. "Sie müssen vorsichtig sein, Evans." Ihre Stimme war leise und besorgt. "Es tut mir leid Professor, ich wollte mich wirklich nicht mit ihr anlegen, aber-" Sie hob verständlich ihren Blick. "Ich weiss, ich weiss..." Ich sackte zurück in den Stuhl und fuhr fort. "Wie wollen wir uns verteidigen können, bei dem was auf uns zukommt, wenn wir nicht einmal in Verteidigung gegen die dunklen Künste lernen uns zu verteidigen." Professor McGonagall schüttelte den Kopf. "Darum geht es hier nicht. Das Zaubereiministerium hat sich in die Angelegenheiten von Hogwarts eingemischt und versucht die Macht und Kontrolle zu behalten." Das hätte ich mir eigentlich denken können, nach Umbridges Rede bei der Willkommensfeier. "Und was können wir dagegen tun?" Sie lächelte schnaubend. "Sie können gar nichts tun. Wir können nur hoffen, das Zaubereiministerium kommt zu Vernunft." Ich schaute von ihr weg. Entäuschung breitete sich in mir aus. Ich konnte nicht einfach zusehen, wie immer schlechter um die Zaubererwelt ging mit dem Wissen, dass Voldemort irgendwo da draussen lauerte und wartete, bis wir am verwundbarsten sind. "Versuchen sie einfach nicht das Zaubereiministerium durch Dolores Umbridge als Feind zu schaffen." Kritisch hob ich den Blick wieder. "Ich weiss nicht, ob das überhaupt noch möglich ist." Für einen kurzen Moment zuckte ihr rechter Mundwinkel. Ich schaute sie irritiert an, woraufhin sie das pinke Pergament hoch hielt. "Immerhin müssen sie in Gegensatz zu ihrem Bruder nur zwei mal nachsitzen." Ich stöhnte frustriert auf. Professor McGonagall stand auf, kam um den Tisch herum auf mich zu und reichte mir eine Dose mit Keksen hin. Ich erhob mich ebenfalls und nahm mit erhellter Miene einen Keks. "Danke", meinte ich ehrlich und sie nickte lächelnd. Dann gingen wir auf die Tür. Als ich das Büro verlassen wollte, hielt mich McGonagall an meiner Schulter zurück und schaute mich mit besorgter und gleichzeitig ernster Miene an. "Es wird alles gut kommen, Evans. Wir müssen einfach aufpassen und auf die Leute vertrauen, die wir auf unserer Seite haben." Ich nickte seufzend. Das wurde mir in letzter Zeit schon viel zu oft gesagt. Daraufhin trat ich auf den Flur hinaus und ging in Richtung Gryffindor Gemeinschaftsraum.



Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt