90 - summer breeze

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June schaute mich sprachlos an, nachdem ich ihr alles erzählte. Und mit alles, meine ich wirklich alles. Angefangen, an dem Tag, an dem ich erfuhr, dass Snape mein Vater ist. Wie schrecklich es war, niemandem davon erzählen zu können. Mit niemandem über mein Gefühlschaos und die Verwirrung seines Umganges mit mir zu reden. Dann wie sich das Ganze entwickelt hat. Dass er mittlerweile zu einer wichtigen Person in meinem Leben geworden ist, auch wenn er seine Gefühle noch immer nicht wirklich zeigen kann. Danach folgte alles, was gestern passiert ist. Harry im Irrgarten. Dann auf einmal auf dem Friedhof. Voldemorts Rückkehr, Cedrics Tod. Der Vorfall in Moodys Büro. Meine Gedanken und Gefühle. Und meine Besorgnis, wegen Lucius Malfoy, was das für mich und Draco bedeutet. Mein Hals war beinahe ausgetrocknet, da ich so viel erzählt habe. Doch es tat gut, alles loszuwerden und endlich mal etwas Ordnung in das, was in meinem Kopf vor sich ging, zu bringen. "Das ist- Oh, Faye!" Sie nahm mich in den Arm und ich konnte das erste Mal seit gestern richtig durchatmen.

Wir sassen auf einem Hügel innerhalb des Schlossgeländes. Warmer Sommerwind wehte uns durch die Haare. Der Duft von frischen Blüten und Obst lag in der Luft. Die Stimmung die herrschte hatte eine beruhigende Wirkung, liess ein befreiendes Gefühl in mir hochkommen und nahm mir einen Teil der Last, die auf mir lag, ab. Ausserdem war June da, die nun über alles Bescheid wusste. Ich hatte endlich jemanden mit dem ich über alles reden kann und der mich verstand. Der ehrlich zu mir war. Bei June war mein Geheimnis gut aufgehoben. Ich konnte ihr vertrauen und mit ihr ohne irgendwelche Bedenken über meine abstruse Familien-, Lebens- und Liebessituation reden.

"Hast du mit Draco gesprochen?" fragte sie etwas später, als wir uns von der Umarmung lösten. Ich legte mich auf die Wiese, platzierte meine Kopf auf ihren Beinen, starrte in den Himmel und schüttelte leicht den Kopf. "Nicht wirklich... Nicht über die Sache mit seinem Vater." Sie schaute zu mir hinunter und ich erwiderte ihren Blick. "Er liebt dich Faye. Er würde alles für dich tun. Aber ich weiss nicht, ob er sich gegen seine Familie entscheiden und sich auf deine Seite stellen würde." Ich seufzte. Ein trauriges Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. "Er hat mich gefragt, ob ich die ersten paar Tage der Sommerferien bei ihm verbringen möchte." June schaute mich perplex an. "Wann hat er dich das gefragt?" "Letzte Woche. Seine Mutter hat mich eingeladen. Sein Vater wird nicht da sein, aber seitdem was gestern geschehen ist- Ich weiss nicht..." Ich schaute sie unsicher an. "Selbst wenn seine Familie auf der dunklen Seite stehen würde, würde er dich nie in Gefahr bringen. Er würde dir nie etwas antun. Wenn du die Zeit gerne bei ihm verbringen würdest und dich dabei nicht unwohl fühlst, dann geh. Hör auf dein Bauchgefühl." Sie machte eine Pause. "Und rede mit ihm, Faye. Du kannst nicht wissen, wie sehr er darin verwickelt ist, wenn du ihn nicht darauf ansprichst." Sie hatte recht. Aber wie? Wie sollte ich ihn darauf ansprechen? Ist dein Vater ein Todesser? Und du? Wusstest du von all dem? Ich seufzte. Vielleicht wollte ich die Antworten darauf gar nicht wissen. Vielleicht sollte ich das Ganze erstmal verdrängen und die Sommerferien geniessen. Ich hatte die ZAGs endlich hinter mir. Nächsten Freitag war der letzte Schultag. Es waren nur ein paar Tage. Was konnte schon schief gehen?

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt