91 - he's not the bad guy

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27. Juni 1995

"Kommt nicht in Frage, Faye", protestierte Lupin, kaum habe ich McGonagalls Büro nach ihrer Aufforderung betreten und hielt einen Briefumschlag hoch. Ich brauchte keine Erklärung, um zu wissen, um was es ging. Ich habe Anne gestern Morgen einen Brief geschrieben, in dem ich ihr mitteilte, dass ich die ersten paar Tage der Ferien, bei Draco und seiner Mutter verbringe und sie mich deswegen nicht vom Bahnhof King's Cross abholen muss. Wieso mein Pate auf einmal im Büro meiner Hauslehrerin steht und mir mit aufgebrachtem Gesichtsausdruck entgegen starrte, konnte ich leicht erschliessen.

Professor McGonagall hat ihr Büro kurz darauf wieder verlassen und uns zwei alleine gelassen. "Ich weiss, ihr wollt nur das Beste für mich, Remus, aber ich glaube, ich kann selbst entscheiden, was gut für mich ist und was nicht." Lupin seufzte. "Weiss du wie gefährlich das ist? Ich kann das nicht zulassen Faye." Ich setzte ein falsches Lächeln auf meine Lippen. "Das musst du auch nicht. Du bist nicht mein Vater. Und wenn wir gerade dabei sind;  möchte mir vielleicht irgendjemand mal erklären, wo er ist oder was er gerade macht?" "Das ist nicht fair Faye und das weisst du." Ich schaute ertappt weg. "Ich glaube dir ist der Ernst der Lage nicht bewusst. Weisst du was die Malfoys für eine Position in dieser Angelegenheit haben?" Nun war ich es, der ihm mit funkelnden Augen entgegen starrte. Draco war nicht wie sein Vater. "Lucius Malfoy wird nicht da sein. Er ist der Todesser. Nicht Draco. Nicht Narcissa Malfoy", entgegnete ich zynisch. "Das kannst du nicht mit vollständiger Sicherheit wissen. Was, wenn das alles nur Teil eines Planes ist, dich zu ihnen zu locken?" Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Ich kannte Draco. So etwas würde er nie tun. Niemals. "Was hätten sie davon? Ich bin nicht die Auserwählte. Ich bin nicht Harry Potter. Ich war nicht diejenige, die den Todesfluch überlebt hat. Und ich dachte so gut wie niemand weiss von dieser Prophezeiung, die mich betrifft. Also wieso sollten sie mich haben wollen." Meine Stimme klang enttäuscht und frustriert. "Weil sie denken, dass du Harrys Schwester bist. Sie wissen, dass du mächtig bist. Sie wollen dich auf ihrer Seite haben und würden jede noch so kleine Chance nutzen, dich zu gewinnen." Ich stiess einen erstickten Atem aus. "Tja, dann stehe ich ja wenigstens nicht in Lebensgefahr. In diesem Fall würden sie mir ziemlich sicher nichts antun. Wo ist die Gefahr?" trotzte ich. Lupin kam schnellen Schrittes auf mich zu und schaute verzweifelt auf mich hinunter. Ich blickte weg. "Faye, hör mir zu! Ich meine das Ernst. So leid es mir tut, Draco ist kein guter Umgang für dich. Ob absichtlich oder nicht, er wird dich da hineinziehen. Du wirst unbewusst auf die andere Seite gezogen. Und bevor du es merkst, ist es zu spät." Ungläubig und mit offenem Mund schaute ich in Lupins von Narben übersätes Gesicht. Einige Sekunden, vielleicht sogar Minuten vergingen in denen ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Dann nickte ich langsam. "Das ist es doch, wovor ihr Angst habt oder? Nicht davor, dass er mir etwas antun würde. Sondern, dass ich mich auf Voldemorts Seite begeben und mich gegen euch stellen würde." Ich lachte innerlich auf, so absurd war dieser Gedanke. Doch meine Stimme war ruhig, während ich die einzelnen Teile in meinem Kopf verknüpfte. "Ist es das, um was es in der Prophezeiung geht? Dass ich mich wegen Draco Voldemort anhänge?" Lupins verzweifelter Blick harrte auf mir. "Faye, es ist nicht-" Ich schüttelte den Kopf, denn ich wollte seine Rechtfertigung oder Ausrede oder was auch immer nicht hören. Ich hatte keine Energie zu streiten. Ich wollte nicht streiten, denn ich wusste, seine Sorge war nicht unbegründet und würde ich mich jetzt gegen ihn stellen, dann hatte Remus in gewisser Weise recht, mit dem, was er vorhin sagte. Ich konnte es ihm nicht mal böse nehmen. Die Situation überfordert im Moment so ziemlich alle. Niemand wusste wirklich, was das alles gerade bedeutete. Und sie wollten nur das Beste für mich, das wusste ich. Aber sie konnten nicht wissen, was das Beste für mich war. Um ehrlich zu sein, ich wusste es nicht mal wirklich selber. Aber ich hatte das Recht darauf, es heraus zu finden.

"Ich vertraue ihm. Draco würde mich nie in Gefahr bringen. Das heisst nicht, dass ihr das auch müsst, aber ihr könnt mir vertrauen. Ich weiss nicht genau, von was diese Prophezeiung handelt und ich nehme an, ich werde es vorerst auch nicht erfahren, aber ich würde mich niemals-, niemals der dunklen Seite anhängen und ich hoffe ihr wisst das." Er nickte langsam und realisierte vermutlich, dass er mich nicht umstimmen kann. "Wir können dich da nicht beschützen Faye." Ich lächelte. Diesmal ehrlich. "Es wird mir nichts passieren. Nicht bei den Malfoys. Ich denke sogar, bei ihnen bin ich sicherer als an so manchen anderen Orten." Davon war ich überzogen. Die anderen Todesser würden mich dort nicht vermuten. Sie würden nicht davon ausgehen, dass ich mich mitten in die Gefahr begeben und selbst wenn, würden sie die Malfoys niemals angreifen. Einen Moment sagte niemand von uns etwas. Lupin war in Gedanken versunken. "Irgendwer wird dich abholen kommen müssen", sprach er diese laut aus. Er erwartete keine Antwort darauf. "Danke", sagte ich und wollte das Büro verlassen. "Hast du irgend eine Ahnung, wohin diese Beziehung führen wird?" Ich drehte mich nochmals um und schüttelte den Kopf. "Nein", entgegnete ich ehrlich und mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen. "Aber ich werde es wohl früher oder später heraus finden." Mit diesen Worten wandte ich mich von meinem Paten ab, ging auf die Tür zu und verliess McGonagalls Büro.





Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt