101 - pink toad vs grey cat

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11. September 1995

MINISTERIUM STREBT AUSBILDUNGSREFORM AN DOLORES UMBRIDGE IN DAS NEU GESCHAFFENE AMT DER GROSSINQUISITORIN BERUFEN

Pff. 'Grossinquisitorin' Was soll das denn bitte heissen? Ich schnaubte, schob den Tagespropheten aber schnell von mir weg, denn ich hatte wirklich keine Lust, mir dieses dumme Gelaber über Umbridge durch zu lesen und vor allem das Foto anzusehen, auf dem die Kröte gross abgebildet war, breit lächelte und bedächtig zuzwinkerte.

Am selben Abend sass ich im Gemeinschaftsraum und las gerade in einem Buch, als Harry frustriert durch das Portraitloch stapfte. Ein Blick auf seine mit kleinen Wunden übersäte Hand verriet mir die Ursache für seinen Stimmungszustand. "Sag mir bloss nicht, du hast die schon wieder Nachsitzen eingebrockt", meinte ich seufzend. Er schaute mich beschämt an. "Das Quidditchtraining muss wohl erneut dran glauben." Dann wandte er seinen Blick auf den Boden. "Harry, darum gehts mir doch nicht." Ich versuchte seinen Blick wieder aufzufangen. "Aber du schadest dir damit gerade nur selber. Umbridge nutzt jede Gelegenheit um dir ein auszuwischen. Pass einfach auf", sagte ich besorgt. Er nickte. "Ich versuchs. Echt Faye. Ich weiss auch nicht wieso, aber in letzter Zeit bin ich einfach so schnell gereizt und kann nicht-" Er stoppte im Satz, da er offensichtlich nicht wusste, wie er es erklären sollte. "Vielleicht solltest du Dumbledore darauf mal ansprechen..." riet ich ihm. Daraufhin schüttelte er den Kopf. "Der hat im Moment eh keine Zeit..." Ich seufzte. "Ich krieg das schon irgendwie hin", fügte er noch hinzu und ging dann hoch zu den Jungenschlafsälen. Besorgt sah ich ihm hinterher und blickte dann auf meine rechte Hand, auf dessen Handrücken feine Narben zu sehen war, die noch immer nicht gänzlich verheilt sind und ich hatte bisher nur halb so viele Nachsitzlektionen. Den Gedanken daran, dass er nun noch eine weitere Woche bei dem Monster nachsitzen musste, konnte ich nicht ertragen. Es war einfach nur brutal.

19. September 1995

"Tut mir leid Harry, aber das kann so nicht weiter gehen", sagte ich, als er, Ron und Hermine sich am Dienstagmorgen zum Frühstücken zu June, Katie und mir an den Gryffindortisch gesetzt haben. Harrys Hand war in ein verbandähnliches Tuch eingewickelt, welches etliche Blutflecken zierte. Bestimmt stand ich auf und verliess die grosse Halle, ohne dass mich jemand daran hinderte. Denn ich wusste, dass Harry ganz bestimmt nicht damit zu McGonagall gehen würde. Also hielt ich mich verantwortlich, dies zu tun. Kurz vor Unterrichtsbeginn klopfte ich an die Bürotür meiner Hauslehrerin, in der Hoffnung, sie hier vorzufinden. "Miss Evans", begrüsste sie mich kurz darauf erkennend, als sie die Tür öffnete. Ich nickte ihr zu, woraufhin sie mich fragend anschaute. "Professor, ich denke sie würden gerne darüber aufgeklärt werden, dass Professor Umbridge-" McGonagall schaute mich scharf an. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass Umbridges 'Nachsitzmethoden' moralisch nicht wirklich vertretbar sind." Ich pausierte. "Ich weiss sie können vermutlich nicht wirklich viel dagegen unternehmen, aber ich-" "Was ich tun kann und was nicht, lassen sie mal meine Sorge sein, Miss Evans. Ich höre?" unterbrach sie mich und warf mir einen erwartungsvollen Blick zu.

Also erzählte ich von Umbridges brutalen Bestrafmethoden. Mit jedem Wort wurde McGonagalls Gesichtsausdruck strenger und ihre Lippen formten sich zu einer noch dünneren Linie, als sie ohnehin bereits waren.

"Sie hat was?" fragte sie ungläubig nach. McGonagalls Stimme klang derart erzürnt, dass ich selbst zusammenzuckte. Doch anscheinend hat sie schon verstanden, denn sie stürmte an mir vorbei aus ihrem Büro in Richtung Treppen. Ich ging ihr schnellen Schrittes hinterher. "Professor, ich weiss nicht ob-" versuchte ich sie aufzuhalten, doch sie schnitt mir das Wort ab. "Schon gut Miss Evans, sie müssen nichts befürchten. Aber es gibt Dinge, die lasse ich einfach nicht durch gehen." Ich atmete angespannt aus.

Wie es der Zufall wollte, trafen wir unten an den grossen Treppen der Eingangshalle auf Umbridge, die gerade dabei war hoch zu gehen. "Ah, Dolores, Sie habe ich eben gesucht", teilte sie ihr kalt mit. "Achja", erwiderte sie. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie Schüler aus meinem Haus mit moralisch verwerflichen Methoden bestrafen." Ich schaute auf den Boden. Umbridge gab ein gespielt empörtes Geräusch von isch. "Worauf spielen sie hinaus, Minerva?" Umbridge, die zwei Köpfe kleiner war las Professor McGonagall, stiege eine Stufe weiter nach oben. "Ich verlange von ihnen, wenn es um meine Schüler geht, sich auf Anwendung der vorgeschriebenen Disziplinarmassnahmen zu beschränken." Mcgonagall tat es ihr gleich und schritt auf die selbe Stufe, auf der sich Umbridge befand und schaute auf sie hinunter. "Das klingt, als zweifelten sie meine Autorität in meinem eigenen Klassen zimmer an", bemerkte Umbridge mit einem viel zu künstlichen Lächeln. "Ganz und gar nicht. Bloss ihre mittelalterliche Praktiken", entgegnete sie ruhig, doch ich merkte, wie sie innerlich brodelte. "Zweifel an meinen Praktiken sind Zweifel am Ministerium und infolge dessen auch am Minister höchstpersönlich." Sie trat noch eine Stufe nach oben, vielleicht waren es auch zwei. "Ich bin eine tolerante Frau, aber es gibt eine Sache, die ich auf gar keinen Fall dulde und das ist Illoyalität." Professor McGonagall schüttelte ungläubig den Kopf und Umbridge richtete sich nun allen Schülern und Lehrern, die sich mittlerweile in der Eingangshalle versammelt haben, um die Diskussion gespannt mitzuverfolgen. "Die Zustände in Hogwarts sind noch viel schlimmer, als ich erwartet habe. Das Ministerium wird zweifellos unverzüglich handeln." Mit diesen Worten führte sie ihren Weg fort, stieg die Treppenstufen hoch und McGonagall schaute ihr frustriert nach. Ich wandte meinen Blick zu Harry und zuckte kritisch mit den Schultern.

Diese Frau war einfach toxisch und ich hatte noch mindestens ein Jahr Unterricht bei ihr vor mir. Ein Jahr Verteidigung gegen die dunklen Künste, in dem wir unnötige Theorie durchnehmen und nichts essenzielles, das uns auf das vorbereitet, was auf uns zukommen wird. Irgendetwas muss unternommen werden. Glücklicherweise hatte Hermine eine ähnliche Mentalität.

Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt