48 - calm down

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16. Dezember 1993

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war ich ziemlich erschöpft. Ich hatte noch bis spät Nachts gelernt und habe recht schlecht geschlafen. Neben den Prüfungen schwirrten gefühlt tausend Dinge in meinem Kopf herum, die mich beschäftigten.

Mit einem mulmigen Gefühl zog ich meine Schuluniform an, streifte einen warmen Hoodie über meinen Kopf und steckte meine Haar mit einer Haarklammer hoch. Dann schlüpfte ich in meine schwarzen Chucks und ging mit meinen Zaubertränke Unterlagen in die grosse Halle, um zu Frühstücken.

Ich blätterte gedankenverloren in den Büchern, um den Prüfungsstoff nochmals zu repetieren, als sich June seufzend neben mich setzte. Ich blickte schmunzelnd zu ihr hoch. Sie hatte noch weniger geschlafen als ich und hatte dementsprechend ziemlich kleine Augen. Sie sass bereits kopfzerbrechend und verzweifelt im Gemeinschaftsraum, als ich vor Nachtruhe aus der Bibliothek zurückkam. Und al s ich kurz vor Mitternacht meine Sachen zusammenpackte und mich in unser Zimmer bewegte, schien sie noch lange nicht fertig gelernt zu haben.

"Wie lange hast du noch gelernt?" Sie verzog das das Gesicht. "Frag nicht" erwiderte sie und griff nach einem Yoghurt. "Arrrgh... ich hasse Zaubertränke. Kannst du nicht meine Prüfung schreiben?" Frustriert stocherte sie in ihrem Yoghurt herum. Ich seufzte. "Wenn du meine Arithmantik Prüfung übernimmst?" Ich schaute sie gequält an, doch sie schüttelte nur den Kopf. "Du bist auch echt selbst schuld, dass du Arithmantik überhaupt gewählt hast. Jeder weiss, dass es mit Abstand das schwierigste Fach in Hogwarts ist." Ich zuckte mit den Schultern. "So schlimm ist es echt nicht... Nur diese Prüfung ist echt der Horror", versuchte ich sie zu überzeugen. Sie schaute mich mit einem skeptischen Blick an, wand jedoch ihre Aufmerksamkeit kurz darauf wieder ihrem Yoghurt zu.

Der Tag zog sich ziemlich in die Länge, da wir erst in den letzten beiden Lektionen am Nachmittag Zaubertränke hatten. Meine Konzentration nahm von Lektion zu Lektion ab und ich wusste echt nicht, wie ich den heutigen Tag noch überstehen konnte. Ich hab mich nach der Schule noch einmal mit Draco zum Lernen verabredet. Er hat mir angeboten mich abzufragen und ich war echt froh, denn er hat mir gestern wirklich geholfen. Doch bis dahin lagen noch einige Stunden vor mir und ich fühlte mich ziemlich mies.

Ich war nicht nervös vor Zaubertränke, denn ich wusste, dass ich alles beherrschte, doch trotzdem trotzdem zitterte ich am ganzen Körper, als ich mich in Snapes Klassenzimmer neben Elle auf dem Stuhl nieder liess und ein paar Stifte aus meiner Tasche hervor holte. "Faye? Alles in Ordnung?" fragte sie, als ich kurz meine Augen schloss und tief durchatmete. Ich nickte stumm und öffnete meine Augen wieder. Dann legte sie eine Hand auf meine rechte Schulter. "Hey, du kannst das." Sprach sie mir zuversichtlich zu. Ich nickte erneut. Das wusste ich. Ich wusste nur nicht, was gerade mit mir abging. Als Snape die Prüfungen verteilte, schaute er mich fragend an. Schweigend nahm ich das Pergament entgegen und legte es, ohne ihn ein weiteres Mal anzuschauen vor mich auf den Tisch.

Auch wenn ich mich nicht wirklich konzentrieren konnte, fiel mir das Lösen der Prüfung wie erwartet ziemlich gut, doch dieses mulmige Gefühl nahm fortlaufend zu. Als ich bei der zweitletzten Aufgabe angekommen bin war es fast unaushaltbar. Mir wurde zu dem schwindelig und übel und ich nahm mein Umfeld nur noch gedämpft war. Die Tatsache, dass mir dieses Gefühl nur allzu bekannt war, verbesserte meinen Zustand nicht wirklich. Also kritzelte ich noch schnell was auf die Linien der letzten zwei Aufgaben und taumelte mit wackligen Beinen zum Lehrerpult, um die ausgefüllte Prüfung abzugeben. Mit zittrigen Händen reichte ich Snape meine Prüfung entgegen und wich seinem Blick aus. Dann drehte ich mich um, lief zurück zum Pult und griff ich nach meiner Tasche. Elle schaute mich kurz an, senkte ihren Blick aber gleich wieder auf ihre Prüfung. June war so in ihre Prüfung vertieft, dass sie mich gar nicht wahr nahm, als ich neben ihr aus dem Schulzimmer schlich. "Faye?" Ich drehte mich mit zitternden Beinen um und sah in Dracos etwas irritierte Gesicht, das kurz darauf vor meinen Augen verschwamm. "Faye, alles gut?" Ich schüttelte leicht den Kopf und sah gerade noch, wie Draco auf mich zu kam, bevor mir ganz schwarz vor Augen wurde. Bevor ich umkippte, griff er mir unter die Arme, um mich zu stützen. "Hey-hey, Evans!" Mein Kopf kippte nach vorne gegen Dracos Brust und erst, als er mein Gesicht in seine Hand nahm, blinzelte ich benommen. "Tschuldigung," murmelte ich und versuchte mich wieder von Draco zu lösen, doch er hielt mich weiterhin an meinen Armen fest, da ich erneut beinahe zusammenbrach. "Was ist los?" fragte er besorgt. Ich fasste mir mit einer Hand an die Stirn. "Zu viel", sagte ich leise. Im Moment war gerade einfach wirklich zu viel los. Snape, Prüfungen, June, Weihnachten und und und. Ich blickte zu ihm hoch und bemerkte, dass wir uns viel zu nahe standen, doch ich hatte die Kraft nicht mich zu lösen. "Du solltest dir nicht so viel Stress machen Evans", flüsterte er und liess mich anschliessend vorsichtig los, um zu schauen, ob ich wieder von alleine stehen kann. "Gehts wieder?" Ich nickte langsam. Dann liefen wir langsam Richtung Treppe, die zur Bibliothek führte.


Faye Lily Evans - The Girl Who LovedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt