|| 11 || Verloren?

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Leandro Cassamento

Vor wenigen Wochen, da dachte ich, ich hätte im Lotto gewonnen. Vor wenigen Wochen war ich mit Avyanna im Freizeitpark. Vor wenigen Wochen hat sie sich mit mir verlobt. Zwar diente die Verlobung eigentlich nur dem Zweck, Luigi loszuwerden, jedoch wussten wir beide, da bin ich mir sicher, dass da mehr zwischen uns ist. Wir verbrachten die Nacht zusammen und heilige Scheiße, das war die schönste Nacht in meinem ganzen Leben. Damals dachte ich, ich hätte gewonnen. Hätte ihr Herz gewonnen.
Nun fallen meine Tränen auf ihre Verlobung mit einem anderen Mann.

Ausgerechnet Miguel.
Hatte ich je eine Chance bei ihr? Galt ihre Liebe schon immer dem Mann, den sie einst besten Freund nannte? Wie konnte es soweit kommen? Wann war der Zeitpunkt, ab dem alles bergab ging? Habe ich sie verloren, als ich am Ball eine andere küsste? Oder war sie nie mein?

Fragen um Fragen, die keine Antwort finden. Die Einzige, die eine Antwort auf diese Fragen kennt, ist Avyanna selbst. Ob ich sie anrufen soll? Was soll ihr sagen? Soll ich sie zur Rede stellen?
Ist es mein Recht, wütend auf sie zu sein?

Schließlich waren wir in gewisser Weise zusammen, oder nicht? Jedoch wurde ich von Luigi gezwungen Schluss zu machen. Selbst, nachdem ich ihr gestand, dass allein Luigis Machenschaften dahintersteckten, verlangte sie eine Auszeit. Sie musste vieles verdauen. Die Rückkehr ihrer Mutter, Miguels Erwachen aus dem Koma, und mein Betrug. Es schmerzte mich, aber ich stellte keine Fragen, wieso sie so reagierte. Doch nun frage ich mich, ob all dies nur ein Vorwand für sie war. Ein Vorwand, um mich loszuwerden. Um mit Miguel zusammenzukommen.

Selbst, wenn dies stimmen sollte, wieso heiraten sie bereits? Sie scheinen es eilig zu haben. Sie dürften erst seit Kurzem zusammengefunden haben und schon sind sie verlobt? Die Heirat soll bereits in einem Monat vollzogen werden.
Komisch. Ich habe nie Avyanna als eine voreilige, überstürzende Person wahrgenommen. Auch Miguel habe ich nicht derartig eingeschätzt. Habe ich mich so sehr in ihnen getäuscht? Lief da schon länger etwas zwischen ihnen? War ich die ganze Zeit das dritte Rad?
Das macht alles keinen Sinn.

Ich starre auf das Display meines Handys, welches Avyannas Kontakt anzeigt. Es benötigt nur eine Fingerbewegung, um sie anzurufen. Ich bin eine Fingerbewegung entfernt, Antworten auf meine Fragen zu erlangen. Bin ich bereit, um mit ihr über ihre Gefühle für einen anderen zu reden? Werde ich jemals dafür bereit sein?
Nein.

Beinahe lasse ich mein Handy fallen, als es plötzlich anfängt zu vibrieren.
Avyanna.
Avyanna ruft mich an.

Mein erster Gedanke ist: Oh, mein Gott.
Mein zweiter Gedanke: Soll ich rangehen?
Mein dritter Gedanke: Falls sie mich über ihre Hochzeit in Kenntnis setzen möchte, ist sie ganz schön spät dran.

Ob ich verbittert bin? Ich doch nicht.

Meine Traumfrau heiratet einen Mann, den ich zuvor als Freund betrachtete, ohne mir vorher Bescheid zu sagen.
Doch letztlich brauchen sie meine Erlaubnis nicht ...
Es ist ihre Entscheidung, was sie tun. Ich habe es mit Avyanna versaut. Ich sollte sie ziehen lassen. Eine andere Wahl bleibt mir nicht. Aber kann ich das? Sie gehen lassen? Sie aus meinem Herzen zu löschen? Ja und Nein. Ich werde sie gehen lassen, wenn sie das glücklich macht. Allerdings wird das nichts daran ändern, dass ich sie liebe und immer lieben werde.

Verdammt, sie könnte einen Dolch in meine Brust rammen und mein Herz würde noch immer gehören.

Ich habe ihr mein Herz geschenkt. Was sie damit macht, liegt nicht in meiner Hand. Sie kann es lieben oder hassen. Sie kann es schätzen oder wegwerfen. Sie kann es mit Zuneigung überschütten oder es den Raben zum Fraß werfen.
Sie kann alles mit meinem Herzen tun.
Es wird immer ihr gehören.

Mafia Romance 2 Where stories live. Discover now