|| 47 || Scheiterhaufen

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Avyanna Salvatore

«Scheiße, scheiße, scheiße!», fluche ich, als Leandro und ich die Halle hinter uns lassen und zum Wagen sprinten. Gott verdammter, Vincenzo! Ich hoffe, er stirbt! Meine Güte, wie sehr ich ihn hasse! Verabscheue! Erst ist er Luigis Gehilfe, zwingt Sergio auf seine Seite, entführt Cassian und setzt noch unsere Mafia Hauptsitze in Feuer! Dieses verfickte Arschloch soll für alle Zeiten in der Hölle schmoren!

Ein eisiger Wind fegt mir ins Gesicht, wirft meine Haare zurück. Leandro und ich sprinten über den Asphaltboden, beide mit grimmigem Ausdruck aufm Gesicht.

Dann sehen wir Arthur, der mit gesenktem Kopf um das Auto herum tigert. Als er unsere Schritte hört, hebt er seinen Kopf. «Arthur!», schreie ich. Trotz der Entfernung kann ich die Irritation auf seinem Gesicht sehen. Einen Augenblick starrt er uns an, als wären wir Geister, bis er zum Auto rennt und sich auf den Fahrersitz setzt. Gerade als wir die Türen aufreißen, brummt der Motor auf. Wir haben gerade noch Zeit uns auf die Sitze plumpsen zu lassen, als er Vollgas gibt. Während das Auto auf die Straße brettert, schlagen Leandro und ich gleichzeitig die Autotüren neben uns zu.

«Wohin?», fragt Arthur. Sorgenfalten graben sich in seine Stirn.
Fragend sehe ich zu Leandro. Wenn Sergio richtig liegt, brennt sowohl der Cassamento Turm wie auch die Salvatore Villa. Leandro antwortet: «Zuerst zur Salvatore Villa.» Mit dem Blick auf mir fügt er hinzu: «Die Villa liegt näher.»

Ich nicke. Das macht Sinn. Dennoch nagt das schlechte Gewissen an mir. Es ist ein Umweg zuerst zur Villa zufahren und dann erst zum Hochhaus, anstatt von der Halle direkt den Cassamento Turm anzusteuern. «Arthur, nachdem du mich abgesetzt hast, musst du Leandro zum Cassamento Turm fahren. Bitte.»
«Wie du wünschst.»

Leandros Finger schnellen unruhig auf sein Bein. Sein Kiefer ist zusammengepresst und sein Körper zittert. Er beißt sich auf die Lippe, als er mich mit demselben gequälten Blick ansieht, der in meinen Augen zu finden ist. «Was ist, wenn es eine Falle ist?»

Ich blinzele mehrmals, bevor ich die Frage verstehe.
Was ist, wenn das alles nur Theater war? Was ist, wenn Sergio uns angelogen hat und die Mafiasitze gar nicht in Flammen stehen? Was ist, wenn das alles ein Ablenkungsmanöver ist?

Entschieden schüttele ich meinen Kopf. «Das macht keinen Sinn. Wieso sollten sie uns zur Halle bestellen und dann wieder wegsenden?»
Sergio presst seine Lippen zusammen. «Du hast vermutlich recht.» Er reibt sich über die Stirn. «Ich mache mir nur Sorgen um Cassian.»

Mir gefällt es nicht einen Deut besser, Cassian und Sergio zurückgelassen zu haben. Was ist, wenn etwas passiert? Was ist, wenn Vincenzo sie besiegt? Was ist, wenn-

Nein.
Sie werden überleben.
Beide.
Es kann nicht anders sein.

«Arthur», sage ich. «Hast du dein Handy dabei? Vincenzo hat uns unsere abgenommen.»
«Ja, einen Augenblick.» Er lenkt den Wagen um eine Kurve, dann zieht er sein Handy aus seiner inneren Brusttasche hervor und überreicht mir dieses.

«Passwort?»
Ein Schatten legt sich auf Arthurs Augen. «Der Todestag deines Vaters.»

Während ich die Zahlen eintippe, zieht sich mein Herz zusammen. Mein Vater hat Sergio geliebt wie einen eigenen Sohn. Hoffentlich hat Sergio die Wahrheit gesagt. Hoffentlich ist er doch noch auf unserer Seite. Hoffentlich haben wir ihn nicht verloren.

Kopfschüttelnd verdränge ich die Gedanken und konzentriere mich auf die Gegenwart. Mit zitternden Fingern rufe ich Mayra an. Es klingelt. Es klingelt. Es klingelt. Niemand geht ran. Ich versuche es erneut. Wieder klingelt es und wieder kommt nur die Mailbox.

Mafia Romance 2 Where stories live. Discover now