Mafia Romance 2

|| 41 || Probleme und Fragen

Avyanna Salvatore

«Ich muss Miguel heiraten», sage ich zu Mayra in meinem Büro. Eigentlich war geplant, dass ich mich jetzt mit Miguel treffe, jedoch habe ich unser Treffen auf nachher verschoben, um mit Mayra die nächsten Schritte zu besprechen. Leicht schüttele ich meinen Kopf. «Ich werde Miguel heiraten.» 

Ich sage dies mit einer kräftigen, monotonen Stimme, als wäre ich fest davon überzeugt. Mein Kopf ist das auch, nur mein Herz, das will die Wahrheit nicht akzeptieren. 

Wenn ich Miguel heirate, bin ich alle meine Probleme los. 

Meine Mafia würde wieder Stabilität finden, an Ansehen steigen und an Macht gewinnen. Ich könnte weiterhin Capo dei capi bleiben. Ich müsste  mir nicht länger überlegen, wie ich gegen Ronaldo ankämpfen kann. Mein Status wäre gesichert. Niemand könnte mir etwas anhaben, vielleicht nicht einmal Vincenzo.

Alle meine Probleme wären gelöst. Naja, nur meine Sorgen nicht. Meine Sorgen, die mein Herz und Leandro betreffen. 

Was würde mit Leandro geschehen? Verliert er seinen Titel als Capo dei capi? Wird er mir je verzeihen? Könnten wir Freunde bleiben? Oder würde ich ihn verlieren; aus meinem Leben schubsen?

Meine Mafia oder Leandro.
Was ist mir wichtiger?

Ich weiß, dass ich mit Miguel an meiner Seite ein schönes Leben führen könnte. Er würde mich unterstützen, mir zur Seite stehen und mich zum Lachen bringen. Allerdings bezweifle ich, dass zwischen uns je mehr als Freundschaft existieren kann. Dennoch, unsere berufliche Partnerschaft wäre sicherlich ein Erfolg. Es wäre einfach. Ich müsste mir nicht einmal Sorgen machen, mein privates Leben vom beruflichen zu trennen.
Bei Leandro sähe das anders aus. Wenn wir im Beruf uns zerstreiten, würde unsere Beziehung ebenfalls darunter leiden.

Vor meinem inneren Auge tauchen Erinnerungen aus, wie Leandro und ich uns gestern, nachdem er mich gerettet hat, küssten. Ich erinnere mich, wie er mir sagte, ich sei das Beste, was ihm je passiert sei. Ich wäre seine Welt, seine Sterne, Mond und Sonne. Sein alles. Dann gestand er mir seine Liebe.

«Ich liebe dich, Avyanna Salvatore», sagte er, «Ich werde dich immer lieben.»

Hitze steigt meine Wangen hoch, Schmetterlinge flattern in meinem Bauch. Genau drei Sekunden lang grinse ich. Nach diesen drei Sekunden erfriert mein Lächeln. Es erstirbt. Die Schmetterlinge fallen, plumpsen zu Boden, drehen meinen Magen um. Das Licht aus meinen Augen erlischt, mein Kinn spannt sich an. 

«Du musst gar nichts», reißt mich Mayra zurück in die Gegenwart. «Du musst Miguel nicht heiraten. Wir finden eine andere Lösung.»
Einen Augenblicklang sehe ich sie müde an. Wie gerne ich ihren Worten glauben würde. Seufzend stehe ich von meinem Schreibtischstuhl auf und laufe zu dem Territorium meiner Schlange Medusa. Mit dem Rücken an Mayra gewandt frage ich sie: «Weißt du noch, was ich auf mein Leben schwören musste, als ich Mafia Boss wurde?» Während ich diese Frage stelle, öffne ich das Territorium, strecke meine Arme herein und lasse meine Königspython an meiner Hand schnuppern. Sie zischelt als Begrüßung.

«Du hast geschworen, dein Leben der Mafia zu widmen», antwortet Mayra.
«Und?» Medusa schlängelt meinen Arm herauf, wobei sie mehrmals züngelt. Sie ist warm und weich wie Seide. Wie eine Umarmung.
Sie seufzt geschlagen. «Selbst wenn du dafür deine eigenen Bedürfnisse zurückstellen musst.»

Während Medusa sich um meinen Hals wickelt und ihren Kopf auf meiner Schulter ablegt, drehe ich mich wieder zu Mayra um. Ich sehe ihr in die Augen, um ihr zu verdeutlichen, dass auch mir die Entscheidung nicht leichtfällt. Aber welche Wahl habe ich?