|| 32 || Küsse unterm Mondlicht

1.4K 53 6
                                    

https://open.spotify.com/track/6nXGCf8abcRrRhLrUEFlD8?si=fR8gOvB5SQqeeSIOrZFpxw&context=spotify%3Aplaylist%3A6UNw0CniYt3BSrLihERUJC

the night we met - asiancellodude

Cassian Natale

Nach mehreren Minuten stillschweigendem Sternenbetrachten, dreht Sergio seinen Kopf zu mir. Sein Ausdruck in den Augen hat etwas Verzweifeltes, etwas Suchendes. «Wie kannst du mir so schnell verzeihen, wenn mir dies in all den Monaten nicht gelang? Wie kannst du das alles akzeptieren, wenn ich mich so herzlos und egozentrisch verhielt?»
Da verstehe ich, dieser suchende Blick, er sehnt sich nach innerem Frieden.

Ich öffne meinen Mund, schließe ihn jedoch wieder. Etwas hindert mich daran, die drei bedeutenden Worte auszusprechen. Ich runzle meine Stirn über meine eigene Zurückhaltung. Ich weiß, dass die drei Worten mit den zwölf Buchstaben wahr sind, und doch vermag ich es nicht, sie ihm zu sagen.

Sergio ist wohl nicht der Einzige, der noch mit seiner Vergangenheit zu kämpfen hat. Zwar bin ich mit Sergio zusammen, doch meine Bindungsängste sind nicht verschwunden. Tatsächlich wurden sie eher verstärkt, nun da ich weiß, dass Sergio nicht ganz ehrlich zu mir war.

Also antworte ich ihm stattdessen: «Du hast aus deinen vergangenen Fehlern gelernt, oder nicht? Nun unterstützt du Avyanna wie nie zuvor und wenn sie dir verziehen hat, habe ich kein Recht, es dir vorzuhalten.»

Nachdenklich nickt er. Allerdings legt sich ein Schatten auf seine Augen, sein Kiefer spannt sich an. Schuld und Scham treten in seine Augen. Hastig blinzelt er, als würde er Tränen unterdrücken. «Und wenn ich wieder ein Fehler mache? Was ist dann?»
Ich lege meinen Kopf in den Nacken, blicke hoch zum Mond. «Dann werden wir auch darüber sprechen und eine Lösung finden.»

Seine Stimme zittert, als er fragt: «Und wenn es unverzeihlich ist?»
Wieder nehme ich mir kurz Zeit, darüber nachzudenken. Schließlich antworte ich nur: «Hoffen wir, dass wir diese Antwort nie herausfinden müssen.» Ich drücke seine Hand, aus Angst, ihn jemals zu verlieren.

Ich runzle meine Stirn. Mein Kopf schnellt zu ihm.  Bevor ich weiß, was ich sage, rutscht mir heraus: «Hast du mich mit jemand anderem betrogen?»
«Was?» Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen. Irritiert und schockiert sieht er mich an. «Nein! Das würde ich nie!» Er wirkt so ehrlich entsetzt, dass ich es bereue, gefragt zu haben.

Nun erscheint sich ein sanfterer, wenn auch nicht weniger intensiverer Ausdruck in seinen Augen. Er greift an mein Kinn und führt unsere Lippen zueinander. Sanft küssen wir uns, während die Sterne und der Mond uns zusehen. Als wir uns lösen, haucht er einen weiteren Kuss auf meine Lippen. Lächelnd sieht er mich an, während seine Wangen eine rosige Verfärbung annehmen. «Du bist die einzige Person, die ich küssen und lieben möchte.»

Verlegen kichere ich. Währenddessen steigt auch mir die Hitze in die Wangen. Ich beiße mir auf die Unterlippe, um mein breites Grinsen zu unterdrücken – vergebens. Schließlich räuspere ich mich. Dann lehne ich mich mit meinem Kopf an seine Schulter und verliere mich im Anblick der Sterne, bis mir schwindelig wird.

Die Gefühle, die ich für ihn hege, die sind so wahr, so pur und rein. Ein warmes helles Licht in der Düsternis der kalten Welt.

Ich erlitt viel Leid in meinem früheren Leben, aber nie war ein Gefühl so intensiv wie meine Liebe zu ihm.

Wir versinken in nächtlicher Stille, während laute Gedanken uns im Kopf schwirren. Es ist eine angenehme Stille. Eine Stille, die man nutzt, um den Augenblick einzufangen und die Nähe des anderen zu genießen. Eine Stille, in der man sich fragt, wie man dieses Glück nur verdienen konnte.

Doch nach und nach, da wandern meine Gedanken in eine andere Richtung. So sehr ich Sergio auch lieben mag, so sehr ist mir auch bewusst, dass ich ihn noch nicht so gut kenne, wie ich wünschte. Aber schließlich bleibt uns fürs Kennenlernen noch ein Leben lang Zeit.

«Wieso hast du deine Meinung geändert?», frage ich ihn, wobei ich darauf achte, nicht verurteilend, sondern interessiert zu klingen. «Wie kam es dazu, dass du Avyanna unterstützt hast?»
Es dauert, bis er sich die Worte zurechtgelegt hat. «Es fing an, als Avyanna mit Leandro gegen Luigi angehen wollte. Zuerst war ich entsetzt und von Sorge geplagt. Ich bezweifelte, dass das ein gutes Ende nehmen könnte. Allerdings musste ich irgendwann einsehen, dass es kein Zurück mehr gab und ich Ava nur beschützen kann, wenn ich auf derselben Seite wie sie stehe. Ihre Sicherheit war mir wichtiger als meine eigenen Interessen. Also überwand ich meinen Stolz und meinen Selbsthass und gab mein Bestes, ihr zu helfen.»

Ein Lächeln stiehlt sich auf Sergios Gesicht, als er mich ansieht. «Letztlich hat sich herausgestellt, dass ich mich geirrt hatte. Der Kampf gegen Luigi nahm ein Ende, wie ich es mir niemals hätte erträumen lassen.»
Ich lächle und lächelnd treffen unsere Lippen aufeinander.

Nachdem wir unsere Lippen voneinander lösen, erstirbt mein Lächeln. «Allerdings dürfen wir nicht vergessen, dass das noch nicht das Ende ist.» Vincenzo läuft noch immer irgendwo da draußen umher, stiftet Unheil und erstellt Pläne, wie er uns am Besten vernichten kann.

«Das stimmt», meint Sergio. «Ich bete, dass der Krieg bald endet.» Kurz hält er inne. «Aber ich hoffe, dass unsere Geschichte noch lange kein Ende finden wird.»

Just in diesem Moment grummelt mein Bauch. Hitze schießt in meine Wangen. Verlegen räuspere ich mich. Sergio hingegen lacht herzlich. «Das ist wohl unser Zeichen, zurück zum Restaurant zugehen.»

Also stehen wir auf, werfen wir einen letzten Blick auf die Lichtung. «Ich mag es hier», sage ich. «Wir sollten öfters herkommen.» Hastig werfe ich hinterher: «Aber natürlich nur, wenn es nicht die allzu traurig macht, wegen Silvestro.» Ich möchte nicht, dass er leidet, nur weil ich einen Ort schön finde. «Ich möchte, dass du dich wohl fühlst, wenn du mit mir zusammen bist.»

Warmherzig lächelt er mich an, mit diesem Ausdruck in den Augen, der mich verlockt, ihn zu küssen, bis die goldenen Strahlen der Morgensonne ein warmes Licht auf ihn werfen, sein Teint zum leuchten und seine Augen zum Strahlen bringen.
«Erinnerst du dich, als wir uns im Gang der Salvatore Villa küssten?»
«Natürlich!», antworte ich etwas zu energisch. «Ich weiß noch genau, wie alle um uns herumstanden und geglotzt haben. Denen wären fast die Augen ausgefallen!»

«Ja, genau.» Leise und rau lacht Sergio. «Wenn mir damals das nicht unangenehm war, was dann?» Er schmunzelt. «Was ich damit sagen will, ist, dass ich mich immer wohl fühle, solange du bei mir bist.»

Kichernd schüttele ich meinen Kopf. «Du meine Güte, sind wir heute wieder schnulzig.»
«Muss wohl an der Lichtung liegen», schmunzelt Sergio, als wir gemeinsam Hand in Hand zurücklaufen.
«Der Mondschein, die Sterne und der Bach sind aber auch romantisch.»


_______________________________________


Ich weiß, Liebesgesäusel mag nicht jeder, aber ganz ehrlich, an einer Lichtung mitten im Wald unter dem Licht der Sterne, da kann es nur romantisch sein

Gefällt euch so schnulziges Zeug? Bzw. soll ich (falls möglich) mehr solcher Szenen schreiben?

Mafia Romance 2 Where stories live. Discover now