|| 14 || Ein Traum, der zum Albtraum wurde

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Avyanna Salvatore

Genervt seufzend lehne ich mich in meinem Stuhl zurück, trommele mit meinen Fingern auf die Tischplatte, welche von Stoffen, Farben und Karten bedeckt ist. Eine ganze Stunde diskutieren Miguels Vater und meine Mutter bereits, in welchen Farben die Hochzeit gehalten soll.

Miguel wirkt genauso desinteressiert wie ich. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck starrt er in die Luft, schenkt den Gesprächen keine Aufmerksamkeit. Selbst, wenn sein Vater ihm Fragen stellt, reagiert er kaum, brummt lediglich ein «In Ordnung», wobei er vermutlich nicht einmal weiß, worum es geht.

«Dann also Kobaltblau?», fragt Ronaldo meine Mutter.
Meine Mutter Diane legt ihren Kopf schief, nickt langsam. «Kobaltblau und Gold.»
«Halleluja», seufze ich. Wird ja auch mal Zeit. Dann kann ich endlich nach Hause gehen und mich für das Treffen mit Leandro vorbereiten. Schließlich müssen wir noch Jason befragen, der in Vincenzos Büro die Aufzeichnungen über den Menschenhandel übersehen hat. Leandro und meine Aufgabe ist es, herauszufinden, ob dies an seiner Schlampigkeit liegt oder ob ein Verrat dahinter steckt. Eigentlich hätten wir ihn schon vor Tagen befragt, jedoch lag er noch immer krank im Bett. Seit gestern ist er wieder gesund.

Cassian und Sergio haben sich bereits einmal mit Casper getroffen, der diese Aufzeichnungen fand. Allerdings wollen sie sich ihn ein weiteres Mal vornehmen.

Dianes Blick fällt auf mich. Sie mustert mich eingehend, bevor sie heftig mit dem Kopf schüttelt. «Gold steht Avyanna nicht. Wir müssen uns eine andere Farbe aussuchen.»
Nein. Nein. Nein. Ich halte das hier keine Sekunde länger aus!

Ronaldo nickt zustimmend. «Also doch Karminrot und Silber?»
«Wie wäre es mit-»
«Nein!», unterbreche ich meine Mutter. «Weder Blau und Gold noch Rot und Silber oder sonst eine Farbe!» Ich knirsche mit den Zähnen, versuche meine Atmung zu kontrollieren. «Es wird keine Hochzeit stattfinden!»

Zumindest keine zwischen mir und Miguel.

Meine Mutter sieht mich streng an. «Benimm dich, Fräulein!»
«Ich bin erwachsen und werde wohl selbst aussuchen dürfen, wen ich heirate!»
Ronaldo presst seine Zähne zusammen. «Willst du deine Mafia verlieren oder wie muss ich diesen Ausbruch verstehen?»
Ich strecke mein Kinn nach vorne. «Ich will mein altes Leben zurück!»

Das Leben, als Leandro und ich noch glücklich waren. Bevor Luigi uns einen Strich durch die Rechnung zog. Bevor alles den Bach runter ging.

Ich möchte glücklich sein. Ist das zu viel verlangt?

Zorn blitzt in Dianes Augen auf. «Das Leben, als ich von Luigi misshandelt wurde? Das Leben, wo ich dir nicht im Weg stand? Das Leben ohne mich?»
Ich weiß, dass es falsch ist, doch ein kleiner Teil in mir, würde jede dieser Fragen mit einem <Ja> beantworten.
Selbstverständlich möchte ich nicht, dass meine Mutter Leid ertragen muss, allerdings gefällt es mir genauso wenig, dass sie mir Leid zufügt.

Ronaldo wirft ein: «Selbst, wenn Diane nun tot wäre, würde der Vertrag bestehen.» Verdammt. Er hat recht. «Du kannst deinem Schicksal nicht entfliehen.»

«Das ist nicht Schicksal», mischt sich Miguel ein. «Das eine Zwangsheirat.»

«Miguel!», donnert sein Vater. «Es ist dein Schicksal Capo dei capi zu sein.»
«Nein.» Miguels Stimme bleibt ruhig, doch seine Haut spannt sich über seine Wangenknochen an. «Wenn es mein Schicksal wäre, würde ich ohne ausstehende Hilfe den Titel erhalten.»

«Es spielt keine Rolle wie du den Titel erhältst!», entgegnet sein Vater. «Avyanna und du wart seit Kindheit verbunden. Es ist euer Schicksal zusammenzufinden und gemeinsam zu regieren!»
«Man kann es sich ja einreden», murmele ich so leise, dass nur Miguel mich versteht.
Miguel seufzt. «Wenn es erzwungen ist, ist es nicht Schicksal.»

Mafia Romance 2 Where stories live. Discover now