Kapitel 43: Der Schlüssel deines Käfigs

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Navya's Sicht:

Das Wochenende über hatte sich Mikoto ausgeruht und geschont und war so schnell wieder gesund geworden. Wie sich herausgestellt hatte, lag das Fieber tatsächlich an Überanstrengung und seitdem achteten wir auch mehr auf ausreichende Pausen, um dies zukünftig zu vermeiden. Und auch, wenn mit Mikoto nun alles wieder in Ordnung war, fühlte ich mich zunehmend seltsamer. Ich konnte es nicht so recht beschreiben, vielleicht wurde ich auch einfach nur krank. Am meisten spürte ich es, wenn ich die Löwin in Mikoto war, aber ich ignorierte es weitestgehend, denn wenn ich krank wurde, würde ich das noch früh genug herausfinden. Ich hatte den Eindruck, je öfter Mikoto gegen den Höllenhund kämpfte, desto schwächer wurde dieser, als könne er sich im Gegensatz zu Mikoto nicht richtig regenerieren. Trotz allem dauerte die ganze Prozedur einfach unglaublich lange. Doch dann, endlich schien es so weit zu sein. Ich hatte es im Gefühl, dass heute etwas anders war. Zwei ganze Monate lang haben wir regelmäßig solche Sitzungen abgehalten und Mikoto war immer wieder als Löwe gegen den Höllenhund in sich angetreten, vergebens. Es lief ständig auf ein Unentschieden hinaus. Am gestrigen Tag war sogar Munakata mal vorbei gekommen, um nach dem Stand der Dinge zu sehen. Mikoto hatte das ganze unglaublich genervt, es jedoch so hingenommen. Und offenbar gab dieser ihm den entscheidenden Hinweis.
"Du hältst dich immernoch zurück Suoh. Wenn du es besiegen willst, musst du alles raus lassen. Du darfst keine Angst haben, dass du andere verletzt. Ich werde morgen wiederkommen. Gemeinsam halten wir deinen Flammen schon stand. Und wenn du es nicht rauslässt, prügel ich so lange auf dich ein, bis du es tust" Reisi hatte sein Versprechen in die Tat umgesetzt und war am nächsten Morgen tatsächlich zum Ort des Kagutsu Vorfalls gekommen, um uns zu unterstützen.
"Das ist doch Unsinn, verschwinde Munakata"brummte Mikoto unwirsch. Es passte ihm überhaupt nicht, dass der blaue König ihm helfen wollte. Wenn es nach ihm ging, würde er das ganze allein machen.
"Du weißt, dass keiner von uns gehen wird Suoh. Und nun mach endlich. Ruf dein Damokles und lass es endlich raus. Hier kannst du doch ohnehin nicht noch mehr zerstören"meinte er kühl wie immer. Mikotos Blick wanderte zu mir und ich nickte ihm entschlossen zu.
"Uns passiert nichts"versicherte ich ihm. Er seufzte leise und ging ein paar Schritte von und weg. Reisi und ich stellten uns vor Tatara, um diesen bestmöglich zu schützen. Ich sah, wie Mikoto die Augen schloss und tief Luft holte. Wenig später fing es um seine Füße an, zu lodern und kurz darauf erscheinte das Damokles über unseren Köpfen. Das Feuer um Mikotos Füßen wuchs Stück für Stück an und ich sah, wie Mikoto immer mehr losließ. Langsam hob er seine Hände, immer weiter, bis sie über seinem Kopf schwebten.
"Jetzt"meinte Munakata leise neben mir und schon bauten wir eine Barriere um uns drei auf. Die Hitze um uns herum stieg immer weiter. Mikoto holte erneut tief Luft, ehe er seine Augen öffnete. Sie leuchteten ebenso Rot, wie die Flammen, die um ihn herum loderten. Schon oft hatten seine Augen in Kämpfen so geleuchtet, doch dieses Mal sah es noch bedrohlicher aus, als sonst. Mit einem Mal ließ er seine Arme nach unten fallen und eine wahre Feuersalve breitete sich um uns herum aus. Es fühlte sich an, als würden wir jeden Moment verbrennen, so heiß war es. Wir konnten es kaum aushalten, doch wir taten es. Wir hielten der Kraft von Mikoto stand und ich begriff, dass ich das niemals ohne die Hilfe von Reisi geschafft hätte. Totsuka und ich wären gnadenlos verbrannt, denn selbst gemeinsam schafften wir es nur gerade so. Für diejenigen, die weiter weg waren, musste das Schauspiel wohl wie eine riesige Feuersäule aussehen, die mehrere Minuten anhielt und um uns herum wütete. In diesem Moment war ich froh darum, dass ich mich am Morgen für einen Zopf entschieden hatte, sonst würde der aufkommende Wind nun wohl an meinen Haaren reißen und mir diese ins Gesicht schleudern.
"Was für eine unglaubliche Hitze!"meinte Tatara, welcher sich zusätzlich schützend die Arme vor das Gesicht hielt.
"Er ist nicht umsonst der dritte König...... Würde er in den ganzen Kämpfen seine gesamte Kraft nutzen, könnte nur der goldene König ihn aufhalten, wenn der neue kämpfen kann. Ich kann ihm zwar bis zu einem gewissen Grad standhalten und einiges abfedern, aber auch ich habe meine Grenzen"erklärte Munakata uns.
"Aber eure Kämpfe sehen immer so ausgeglichen aus"meinte Tatara überrascht.
"Weil er nie seine ganzen Kräfte nutzt. Das liegt unter anderem daran, dass er immer Angst haben musste, die Kontrolle zu verlieren und zum anderen, weil er es einfach nicht wollte. Ich bin der einzige, der sich ihm immer wieder entgegenstellt und wo er sich auspowern kann. Zumindest ein wenig"
"King......"murmelte der Blonde hinter uns.

Wächterin des DamoklesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt