Kapitel 38:Manche Entscheidungen sind vielleicht richtig, doch sie haben Folgen

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Navyas Sicht:

Die Tage vergingen, von denen ich die meiste Zeit schlafend verbrachte. Einige Male hatte Kusanagi den Verband gewechselt und inzwischen dürften ein paar wenige weg bleiben. Mein Gesicht war beinahe vollständig geheilt, ebenso meine Oberschenkel. Es war noch immer schmerzhaft sich zu bewegen, doch seit der Muskelkater vom Sprinten verschwunden war und die Verbrennungen heilten, war es erträglicher geworden. Dennoch lief ich die meiste Zeit in nichts anderem als Mikotos T-Shirt herum. Es war lang genug, um das nötigste zu bedecken und war noch dazu locker und leicht, sodass es meine Wunden nicht schmerzen ließ. Da ich derzeit sowieso nicht hinaus ging, war es in Ordnung und der Clan hatte sich bereits seit längerem an diesen Anblick gewöhnt. Heute waren wir in der Bar wieder etwas mehr Leute, doch ausgerechnet Yata war nicht anwesend. Ein wenig wundert tat es mich schon, ich hatte ihn schon einige Tage nicht gesehen. Vielleicht war er aber auch hier gewesen, während ich geschlafen hatte. Mein Fieber war zum Glück vollständig verschwunden und mittlerweile fühlte ich mich wieder kräftiger. Ich war nicht mehr so ausgelaugt und müde.
Ich saß wie so oft mit Mikoto auf der Couch und genoss einfach den Moment, während die anderen sich unterhielten. Ich wollte Kusanagi gerade um ein Getränk bitten, als die Tür aufgestoßen wurde. Sofort sank die Laune, als eine blaue Kutte zu sehen war. Doch als unerwarteter Weise Fushimi hereinkam, welcher einen bewusstlos en, verletzten Yata auf dem Rücken trug, ging alles ganz schnell. Der Clan räumte die zweite Couch, während Izumo den Verräter aufforderte, Yata darauf abzulegen und mit einem Erste-Hilfe Koffer zu dieser eilte. Als Izumo den jungen Skater verarztete, wandt ich mich an Saruhiko, welcher dem ganzen mit leichter Besorgnis im Gesicht zusah.
"Was ist passiert?" fragte ich ihn, als ich sah, dass auch er einige Schrammen hatte.
"Wir sind uns über den Weg gelaufen und haben gekämpft. Dann kamen diese ätzenden Typen, welche sich unbedingt einmischen mussten" gab er genervt von sich.
"Was für Typen?" wollte Mikoto sofort wissen und ich merkte, wie Fushimi kaum merklich zusammen zucken, als dieser mit ihm sprach.
"Keine Ahnung. Ich glaub das waren irgendwelche Boxer oder so. Die hatten ein Kreuz wie ein Schrank. Als Misaki bewusstlos geworden ist, hab ich es irgendwie geschafft mit ihm abzuhauen...." erklärte er, ohne den Blick von Yata abzuwenden.

"Er wird schnell wieder auf die Beine kommen. Es ist nichts ernstes" meinte Izumo schließlich an Mikoto gewandt, welcher leicht nickte. Ich sah, wie Saruhiko sich wieder etwas entspannte. Schließlich wandte er sich doch vom seinem ehemaligen Freund ab und war dabei zu gehen, als sein Blick an der Fotowand hinter mir hängen blieb. Fast schon suchend glitt sein Blick darüber, ehe er inne hielt. Ich folgte seinem Blick und sah ein altes Foto mit ihm und Yata-chan im Vordergrund und Mikoto und Tatara im Hintergrund. Ich sah wieder zu dem Brillenträger.
"Ist ganz schön lange her, nicht wahr?" lächelte Izumo, welcher es offenbar auch bemerkt hatte. Schnell sah der schwarzhaarige zur Seite.
"Ja....."
"Setz dich Fushimi" sprach ich und deutete neben mich. Genervt sah er zur Tür.
"Ich wollte ihn nur hier abgeben und keinen Plausch halten" brummte er und trat auf den Ausgang zu. Ich schnaubte.
"Das war auch keine Bitte" antwortete ich ernst, woraufhin er mich einen Moment lang überrascht über die Schulter ansah. Ernst hielt ich seinem Blick stand.
"Tch" machte er.
"Du hast mir nichts zu befehlen..." fing er an.
"Aber ich" Wieder zuckte er kaum merklich zusammen.
"Ich bin kein-" wollte er Mikoto tatsächlich widersprechen, brach jedoch bei dessen Blick selbst ab.
"Mein Zeichen befindet sich noch immer auf deinem Körper" Genervt seufzend gab er sich geschlagen, während er sich an der Stelle kratzte, und ließ sich neben mir fallen, unterlies es jedoch, mich anzusehen.
"Sag schon, was willst du?" fragte er nach einer Weile der Stille.
"Die bessere Frage wäre, was willst du?" Nun sah er mich doch an, verwirrt.
"Gib es doch endlich zu. Ich sehe deine Blicke Fushimi. Und als ich bei euch war, warst du ständig in Gedanken, ab und an hast du vor dich her gemurmelt. Und du kratzt dich ständig an deinem Zeichen, vor allem, wenn du nachdenkst oder Homra siehst"
"Und? Was geht es dich an?" fragte er ein ernig bissig.
"Gar nichts. Aber ich denke du brauchst langsam mal einen Schubs in die richtige Richtung. Weißt du.... Manche Entscheidungen sind vielleicht richtig, aber die haben Folgen. Folgen, die schmerzhaft sein können, Folgen, die uns bereuen lassen"erklärte ich und er schwieg zunächst.
"Und was willst du jetzt von mir hören? Wie ich Mikoto anbettel, dass ich zurück kommen kann? Das werde ich nicht tun"
"Ich weiß. Ich will auch gar nichts von dir hören. Ich will, dass du es dir endlich selbst eingestehst" Er legte sein Kopf in den Nacken, starrte die Decke an.
"Was soll das bringen? Es ändert nichts"
"Das allein vielleicht nicht. Aber denkst du nicht, jemand anderes würde es gerne hören?" Erneut glitt sein Blick zu dem schlafenden Skater.
"Nein denke ich nicht. Er hat es damals schon nicht verstanden, warum sollte er heute?" murmelte er.
"Wir wissen beide, dass Yata ziemlich begriffstutzig sein kann. Aber ich glaube trotzdem, dass er nie die Hoffnung verloren hat. Was glaubst du denn, warum er noch immer, nach all der Zeit, sauer ist? Dich bei jeder Gelegenheit angreift und daran erinnert?" Der Computerfreak schwieg.
"Er versucht Taten sprechen zu lassen, weil er es nicht besser weiß. Fushimi, ihr wart beste Freunde, sowas vergisst man nicht so einfach. Auch, wenn er es nie zugeben würde, aber Yata vermisst diese Zeit mit dir. Er vermisst seinen besten Freund"
"Schwachsinn. Er hasst mich" schnaubte er.
"Glaubst du das wirklich? Was ist mit dir?"

Wächterin des DamoklesWhere stories live. Discover now