Kapitel 14: Du hast ihn schon verraten

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Navyas Sicht:

Nachdem Munakata mich damals zum Schlafen gezwungen hatte, achtete ich genau darauf, dass ich erst nachdem er los gegangen ist, zu ihm ins Büro komme. Es hatte ihn einfach nichts anzugehen. Heute saß ich am Ende noch mit Fushimi zusammen in der Mensa, da Seri nicht da war und Munakata schon zum Büro gegangen war.
"Ich frage mich, warum du die so viel Mühe gibst, schnell zurück zu kommen" begann der Verräter überraschend ein Gespräch. Ich sah fragend zu ihm.
"Naja im Grunde wird es dir doch sowieso nichts bringen. Wir haben jetzt etwas gemeinsam"
"Ich habe gar nichts mit dir gemeinsam" zischte ich ihn an, doch er grinste nur.
"Wirklich nicht? Glaubst du tatsächlich, dass sie dich freudig empfangen werden? Nach all dem? Nach einem halben Jahr?" Ich verengte die Augen. Dieses Gespräch verlief in eine ganz seltsame Richtung, die mir ganz und gar nicht passte.
"Ich sage dir die Antwort. Sie werden es nicht. Sie werden dir deine Erklärung auch nicht glauben, sofern sie sich diese überhaupt anhören. Sie verachten dich genauso wie mich"
"So ein Unsinn. Warum sollten sie?"
"Ach ich meine ja nur. An deiner Stelle würde ich nicht zurück gehen, die Enttäuschung könnte weh tun" Der Kerl grinste sich noch immer einen ab.
"Was willst du von mir Fushimi?" wollte ich nun genervt wissen.
"Ich wollte dich nur warnen. Mikoto wird nicht erfreut sein die Frau zu sehen, die ihn verraten hat"
"Ich hab ihn nicht verraten!" fauchte ich.
"Bist du dir da sicher? Für sie bist und bleibst du eine miese, kleine Verräterin. Vor allem Misaki nimmt das ganze sehr persönlich. Ich bin sicher er hasst dich jetzt genauso wie mich" Damit ging er davon.
"Der spinnt doch......" murmelte ich und ging zu Reisis Büro, wo ich mich wie immer neben ihn setzte und sein Schwert weiter reparierte. Im letzten halben Jahr hatte ich auch schon die Hälfte geschafft. Er saß wie immer an ein paar Akten. Nebenbei puzzelte ich ein wenig das einfarbige Puzzle von ihm weiter.

Eine ganze Weile schwiegen wir, bis der blaue König sich überraschend zu mir drehte.
"Weißt du Navya, du solltest dir mein Angebot noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Eine Königin mit deinen Fähigkeiten sollte besser für einen König arbeiten, der für recht und Ordnung sorgt und nicht für einen der nur Chaos und Schrecken verbreitet" sprach er nach einer Weile, in der er mich nur beobachtet hatte, ruhig. Ich sah ihn an und wollte etwas sagen, doch er kam mir zuvor.
"Ein König, der nur Chaos verursacht, wird niemals lange leben, dass ist eine Tatsache. Somit wird auch Suoh nicht lange leben. Du hast ihn jetzt ein Mal retten können, doch wie oft kannst du es noch? Er hat viele Feinde. Du kannst nicht immer da sein. Ich, der blaue König, sorge für Recht und Ordnung, sowie die Sicherheit der Menschen, welche von dem ganzen nichts wissen, und brauche jemanden an meiner Seite, der mich stärkt und unterstützt. An meiner Seite wärst du besser aufgehoben, als an seiner. Er weiß dich und deine Kräfte nicht richtig zu schätzen. Er nutzt dich so lange aus, bis du für ihn keine Verwendung mehr hast"
"Ich diene nur einem König. Und das ist mein König, der rote König Mikoto Suoh. Wenn du jemanden an deiner Seite brauchst, such dir jemand anderen, aber nicht mich Munakata. Ich bin nur Mikotos wahre Königin und ich repariere nur sein Damokles Schwert"
"Nun ich schätze für solche Worte ist es zu spät. Immerhin reparierst du gerade mein Damokles Schwert seit einem halben Jahr. Du hast dein Versprechen von damals gebrochen, in dem du diese Worte sprachst. Das bedeutet, du hast deinen König verraten. Ich würde mir überlegen, ob du wieder zurück willst. Ich habe mitbekommen, dass er und sein Clan ziemlich sauer auf dich sind und dich Verräterin nennen, so wie Fushimi. Er war vorher auch im roten Clan, hat sich dann aber für den richtigen entschieden. In ihren Augen seid ihr beide Verräter. Sie werden dich nie wieder so behandeln wie früher" Ich stockte und sah auf meinen Kristall und Munakata Damokles. Er hatte recht. Ich hatte mein Versprechen gebrochen. Mein Versprechen, dass ich nie brechen wollte.
"Haben sie das wirklich gesagt?" murmelte ich leise und geschockt. Mein Herz fing an zu schmerzen.
"Ich habe es selbst gehört. Schließe dich mir an und vergiss sie. Sie haben nicht einmal versucht dich zurück zu holen. Das heißt, dass sie nur darauf gewartet haben, dass du gehst. Du bedeutest ihnen nichts mehr. Und Vertrauen ist auch kein nachwachsender Rohstoff. Kaputt ist kaputt." Mein Herz fühlte sich an, als würde es in tausende Einzelteile zerspringen, wie ein Glas, dass zu Boden fiel und nie wieder repariert werden konnte. Ich wollte es nicht glauben. Würden sie mich wirklich einfach so vergessen? Auch Totsuka? Anna? Izumo? Konnte Mikoto mich einfach so hassen? Und Yata? Im meinem Kopf rauschten all die schönen Erinnerungen vorbei, bei denen ich immer lächeln musste, doch nun trieben sie mir die Tränen in die Augen, denn sie hatten den bitteren Beigeschmack, dass ich soetwas mit ihnen nie wieder erleben würde. Die lustigen Momente mit ihnen, die traurigen, die sentimental, wenn Tatara wieder sein Lied spielte...... Es tat weh. Es fühlte sich an, als würde ich von innen heraus zerstört..... Nein verbrannt werden. Verbrannt durch jene Flammen, welche ich so sehr liebte, nach denen ich in so kurzer Zeit süchtig geworden war. Es war furchtbar, denn es ließ nicht nach. Eine einzelne Träne rollte über meine Wange. Ich wusste nicht was ich denken, was ich glauben oder fühlen sollte. Ich bemerkte nicht, wie der eigentlich strahlende Kristall in meiner Hand einen dunklen Schleier bekam und auch das rot in den Regenbogenbändern dunkel wurde. Mikotos Damokles in der Ecke wurde von einer schwarzen Kiste verschlossen. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter.
"Ich würde dich nie so behandeln, dafür hast du mein Wort" hörte ich leise die Stimme des blauen Königs, wie ganz weit entfernt.

Wächterin des DamoklesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt