Kapitel 32: Nicht sauer, sondern verletzt. Ist ein Unterschied

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Izumos Sicht:

Als die Tür der Bar erneut aufging sah ich auf. Zuerst kam Totsuka hinein, auf seinen Armen trug er Navya, welche sich an ihn klammerte und leise schluchzte. Er warf mir einen Blick zu und schüttelte leicht den Kopf, ehe er nach hinten in den Raum verschwand. Nach ihm kam Mikoto herein und er sah ziemlich sauer und genervt aus. Sein Blick glitt sofort zu der Couch, wo vorhin die Frau gesessen hatte, doch als er sie dort nicht entdeckte ließ er den Blick zur Bar schweifen. Tatsächlich wollte die Blondine schnellstens verschwinden, doch hatte ich sie mit den Worten, dass sie sich damit keinen Gefallen tun würde, aufgehalten. Als Mikoto sie entdeckte blitzte kurz etwas in seinen Augen auf, ehe er auf sie zuging. Als sie die drohenden Schritte hörte, drehte sie sich um und zog unter dem Blick sofort den Kopf ein. Es dauerte nicht lange, da stand unser König auch schon wieder in Flammen und hatte die Frau an ihrer Halskette gepackt und zu sich gezogen.
"E-Es..... Es..... Es T-tut mir leid ich.... Ich wollte doch nur.... Ich wollte euch e-eigentlich nur beitreten..... Ich wusste n-nicht, dass ihr eine Freundin habt!" stotterte sie sofort panisch. Anna neben mir regte sich.
"Sie lügt" murmelte sie und Mikotos Blick verfinsterte sich noch mehr.
"Komm schon Mikoto beruhig dich. Das renkt sich alles schon wieder ein..." versuchte ich ihn zu beschwichtigen, was gelinde gesagt, überhaupt nicht funktionierte.
"Halt die Klappe Kusanagi" Ich seufzte leise und hoffte nur, dass er es nicht übertreiben würde. Die junge Frau zuckte zusammen und fing an zu zittern. Sie hatte Angst, doch wen wunderte das? Andererseits war sie selbst schuld an ihrer Misere, jeder wusste inzwischen, dass Homras Anführer eine Freundin hatte, oft genug hatte man sie zusammen gesehen.
"Komm schon Mikoto. Beruhig dich" hörte ich plötzlich die sanfte Stimme von Totsuka und sah, wie er dem angesprochenen eine Hand auf die Schulter legte. Mikoto sah zu ihm und seufzte genervt, ehe er von der Frau abließ. Seine Aura verschwand und Totsuka lächelte.
"Du willst Homra also beitreten hm?" wollte er dann von der Frau wissen und diese nickte überrascht und zögerlich. Ich bemerkte, wie sein Blick kurz zu Anna glitt, welche jedoch leicht den Kopf schüttelte. Er würde doch nicht etwa....
Mikotos Hand hüllte sich in Flammen und er hielt sie ihr hin.
"Kannst du meine Hand nehmen?" stellte er dann die Frage, die ich befürchtet hatte. Tatata schien es jedoch noch nicht verstanden zu haben, weshalb er verwirrt zusah. Ich seufzte leise. Ängstlich sah die Frau von seinem Gesicht zu seiner Hand und zurück, ehe sie entschlossen nach seiner Hand griff und sie keine zwei Sekunden schreiend wieder wegzog. Ihr ganzer Unterarm war krebsrot. Sie hatte sich verbrannt. Mikoto schnaubte nur.
"Sieht es als Warnung an. Überleg dir gut, was du tust" brummte er, ehe er nach oben verschwand. Mit Tränen in den Augen schnappte sie sich ihre Tasche und rannte aus der Bar. Die würden wir so schnell nicht wiedersehen, da war ich mir sicher. Ich sah zu Totsuka.
"Was ist mit ihr?" wollte ich wissen, doch er schüttelte nur den Kopf.
"Sie will nichts von ihm wissen oder hören....."

Kurz zuvor bei Navya:

Tatara setzte mich im Hinterzimmer auf dem Sofa ab und setzte sich neben mich. Ich wischte mir schniefend die Tränen weg, meine Augen brannten, mein Kopf pochte und mein Hals schmerzte. Warum musste weinen immer so anstrengend sein?
"Ich verstehe, dass du sauer bist Navya...." fing er an, doch ich unterbrach ihn.
"Nicht sauer, sondern verletzt. Ist ein Unterschied" murmelte ich. Daraufhin schwieg er eine Weile. Schließlich wagte er doch noch einen zweiten Versuch.
"Hör mal, dass vorhin, dass hast du-"
"Geh bitte" murmelte ich.
"Was?"
"Geh bitte" wiederholte ich.
"Aber Mikoto...." fing er wieder an.
"Ich will nicht über ihn reden..... Oder ihn sehen...." murmelte ich und rollte mich auf der Seite zusammen.
"...... Okay....." seufzte er dann und legte mir noch eine Decke über, ehe er raus ging. Er ging hinaus und ich hörte, wie er Mikoto offenbar beruhigte. Ich versuchte es auszublenden, doch die folgenden Worte brannten sich schmerzhaft in mein Herz.
"Du willst Homra also beitreten? - Kannst du meine Hand nehmen?" Ich zog mir schluchzen die Decke über den Kopf und hielt mir die Ohren zu. Ich wollte es nicht hören. Ich wollte nicht hören, wie sie mein ganzes Leben zerstörte. In diesem Moment, in dem jede andere dieser Frau wohl die Hölle auf Erden wünschen würde..... Machte ich mir selbst Vorwürfe. Ich machte mir Vorwürfe, dass ich nicht hübsch genug war, dass ich nicht gemerkt hatte, dass ihm offenbar etwas fehlte, dass ich ihn nicht halten konnte und dass ich nicht schneller fertig war. Vielleicht war das auch seine Rache dafür, dass ich eifersüchtig auf seine Friseurin war. Ich wusste es nicht, aber es musste an mir liegen.... an wem auch sonst? Es tat weh einfach so ersetzt zu werden. Ich wollte nicht hier weg..... Ich wollte hier bleiben, bei Homra.... Bei.... Mikoto..... Bei meinem König..... Hier war mein Zuhause, wo sollte ich denn hin, wenn sie mich raus warfen? Ich hatte doch sonst niemanden.....
Aber.... Vielleicht war es auch besser, freiwillig zu gehen, statt zu warten, bis er mich dazu Zwang? Denn dann wäre ich gezwungen, ihm unter die Augen zu treten, zu sehen, dass er mich nicht mehr wollte.... Ich konnte das nicht..... Das würde ich nicht aushalten. Hatte ich mich falsch entschieden? Wäre es doch schlauer gewesen, Septer 4 beizutreten, statt mich von meinen Gefühlen leiten zu lassen? Der goldene König hatte mich gewarnt..... Und ich dumme Kuh habe nicht darauf gehört.... War doch klar, das das passiert....

Wächterin des DamoklesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt