Kapitel 35: Zuhause ist kein Ort, sondern ein Gefühl

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Navyas Sicht :

Als wir unten in der Bar ankamen, waren auch die anderen längst auf den Beinen und sahen uns an. Bei Yata bemerkte ich einen Rotschimmer auf den Wangen, während Anna verwirrt drein blickte und Tatara, sowie Izumo uns belustigt ansahen.
"Na? Schon fertig mit schlafen? " schmunzelte Kusanagi und ließ mich ebenfalls erröten. Wie peinlich... Mikoto brummte nur und setzte sich neben Anna an die Bar. Ich setzte mich auf seine andere Seite und kurz darauf hatte der Barkeeper uns auch schon unsere Teller hingestellt und wir aßen entspannt unser Frühstück. Naja.... Eher Spätstück, immerhin hatten wir schon so gut wie Mittag. Nachdem wir noch ein wenig belustigt beobachtet wurden, nahmen die Jungs wieder ihr Gespräch auf und wir verzogen uns auf unsere Couch. Wie schon am Tag meiner Strafe saß ich zwischen Mikotos Beinen, während er entspannt eine Zigarette rauchte. Es war ein schöner Tag, wir saßen beisammen, redeten, lachten oder lauschten Totsukas Musik. Doch irgendwann gegen Nachmittag spürte ich, wie der König hinter mir, sich kaum merklich anspannte. Das konnte nur eines bedeuten..... Fast schon zeitgleich sahen wir zur Tür, welche sich kurz darauf auch schon öffnete.
"Also wirklich..... Langsam beschleicht mich das Gefühl, die achte Königin hat ihre Kleidung nur für den Fall, sie sollte hinaus gehen..."ertönte auch bereits die Stimme, die ich erwartet hatte.
"Und ich glaube langsam, du hast keine andere Kleidung, als diese blöde Kutte" konterte ich und sah, wie Mikoto schmunzelte.
"Munakata...." grüßte Mikoto ihn wie üblich. Dieser nickte ihm grüßend zu.
"Suoh. Navya" Ich erwiederte seine Geste stumm.
"Was willst du hier?" wollte mein König wissen und verbrannte seine aufgebrauchte Zigarette zu Staub. Reisi machte es sich gegenüber von uns bequem. Das Gespräch der anderen war längst verstummt und eine angespannte Stille trat ein. Sie war nicht feindselig, aber auch nicht freundlich.
"Ich war letztens ziemlich überrascht, als deine Königin vor mir stand"erklärte der blaue König.
"Und weiter?" fragte der Rote hinter mir genervt.
"Ihr müsst euch ja ganz schön gestritten haben, wenn sie eine ganze Woche nichts von dir wissen wollte" Mikoto schnaubte und sah ihn nicht gerade begeistert an.
"Ich hatte ein wenig gehofft, sie würde nun doch bei uns bleiben" Mikoto lachte leise auf.

"Vergiss es Munakata"
"Eine Königin bleibt bei ihrem König, egal was passiert" sprach ich nun.
"Nicht immer" konterte Reisi.
"Davon abgesehen gehört sie zu meinem Clan Reisi. Nicht zu deinem. Also gib endlich auf" grinste Mikoto leicht, während er über das Zeichen in meinem Nacken strich. Seine Berührung ließ mich leicht erschaudern. An den Stellen, an denen sein Finger meine Haut berührten, hinterließen sie ein angenehmes brennen.
"Nun ich glaube nicht, dass das der Grund ist, der sie davon abhält" spottete Reisi und musterte mich, ehe sein Blick an meinem Hals hängen blieb.
"Weißt du Reisi.... Ich bin hier Zuhause. Du könntest die Bar abfackeln, aber mein Zuhause kannst du mir nicht nehmen" erklärte ich ihm. Dafür erhielt ich tatsächlich einen fragenden Blick. Ich schmunzelte.
"Was meinst du damit, achte Königin?" hakte er nach.
"Ganz einfach. Zuhause ist kein Ort, sondern ein Gefühl. Anders gesagt, Homra ist mein Zuhause. Mikoto.... ist mein Zuhause. Das kannst du mir nicht einfach so weg nehmen" erklärte ich und sah, wie alle in der Bar anfingen zu lächeln.
"Genau! Homra ist eine Familie! Und wir sind immer füreinander da! Und kriegt keiner klein!" rief Yata und sprach damit das aus, was wir alle dachten.
"Ich verstehe..... Tja da kann man wohl nichts machen. Aber deine Königin sollte wirklich nicht immer so freizügig herumlaufen. Auch, wenn es nur hier drinnen ist" meinte er und eine Weile sahen die beiden Könige sich schweigend an, ehe Mikoto grinsend die Augen schloss und schnaubte.
"Sei nicht immer so verklemmt Munakata. Ich glaube wir sollten mal wieder regelmäßige Treffen abhalten. Ich prügel die Anspannung schon aus dir heraus" Als der rote König die Augen öffnete, glühten sie rot und auch seine Aura hatte sich um ihn gelegt. Auch Munakata schnaubte belustigt, ehe er sich die Brille hoch schob und aufstand.
"Das ist vielleicht wirklich keine schlechte Idee. Das wäre ein gutes Training für meine Männer"meinte er, als er zur Tür ging.
"Selbe Zeit, selber Ort?" fragte er und Mikoto nickte.
"Endlich können wir die Blaujacken mal wieder so richtig verprügeln!" freute sich Yata, kaum, dass der blaue König verschwunden war.
"Es ist wirklich schon eine ganze Weile her, dass wir das gemacht haben"stellte Izumo fest und Totsuka nickte.
"Ja stimmt. Das letzte mal war, bevor ich angeschossen wurde. Das ist wirklich lange her"erzählte er. Damals war ich noch nicht einmal da gewesen. Wenn sie anscheinend öfters solche..... Treffen abhielten, fragte ich mich, wie sie es schafften, dass niemand von den Bürgern etwas davon mitbekam. Immerhin zerstörten sie damit sicherlich so einiges, wenn die gegeneinander kämpften. Ich hatte nie etwas davon gehört oder im Fernsehen gesehen.
"Ihr trefft euch wirklich, um gegeneinander zu kämpfen? Wie verbergt ihr das vor den Bürgern?" fragte ich neugierig. Izumo schmunzelte nur.
"Das ist Munakatas Aufgabe. Er kümmert sich darum. Außerdem sind die meisten um die Uhrzeit schon tief und fest am schlafen. Es ist also unwahrscheinlich, dass uns jemand sieht" erklärte er mir.
"S-sag mal.... Navya-chan...... K-kämpfst du e-eigentlich mit?" stotterte Yata. Ihm schien es wirklich unangenehm zu sein, dass ich nur Mikotos T-Shirt trug.
"Uhm..... Ich.... Weiß nicht so recht..." gestand ich und blickte zu Mikoto hinter mir, welcher sich wieder entspannt zurück gelehnt hatte.
"Wenn du denkst, du bist dafür bereit, warum nicht? Du kannst ja erstmal jemand schwaches nehmen" schlug er mir vor und ich nickte.

Wächterin des DamoklesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt