Kapitel 13: Ist Okay. Tut nur weh.

961 46 1
                                    

Navyas Sicht :

Betrübt sah ich während der Fahrt nach draußen. Während Seri neben mir saß, saß der blaue König mir gegenüber und reinigt gerade seine Hand, sowie sein Schwert von dem Blut. Ich hatte nebenbei meinen Kristall in der Hand, diesmal schwebte jedoch nicht Mikotos, sondern Munakatas Damokles darin, während Mikotos blass in der oberen rechten Ecke verweilte.
"Wie lange wird die Reperatur dauern?" wollte Seri von mir wissen, doch ich antwortete nicht. Wahrscheinlich wollte sie sowieso nur aus Höflichkeit ein Gespräch aufbauen. Ich hatte sie bitten können, für mich mit Izumo und den anderen zu reden, wenn sie Feierabend hatte, doch ich wollte die Sache persönlich klären..... Sofern sie mich ließen und nicht wie Fushimi für einen Verräter hielten, denn im Gegensatz zu diesem seltsamen Kerl, war ich es nicht..... Ich tat das hier für Mikoto..... Nur für ihn.
"In Anbetracht der Tatsache, wie wenig sie innerhalb der letzten Woche geschafft hatte, vermutlich einige Jahre" beantwortete Munakata die noch offen im Raum stehende Frage. Einige Jahre..... So viel Zeit habe ich nicht...... Ich musste doch zurück..... Zurück zu meinem König...... Ich hörte, wie Munakata seinen Säbel wegsteckte und spürte die Blicke der beiden auf mir. Es fühlte sich falsch an, hier zu sein und mich weiter von Mikoto zu entfernen. Mein Herz..... Nein mein ganzer Körper schrie förmlich danach, zu ihm zu rennen und ihn nie wieder los zu lassen. Es waren erst wenige Minuten, maximal eine halbe Stunde, doch ich fühlte mich, wie eine stark Drogenabhängige, die seit Tagen auf eiskaltem Einzug war. Nicht das ich wusste, wie sich das anfühlt, doch so hätte ich es mir vorgestellt. Jetzt, wo mein Körper das ganze Adrenalin langsam verbraucht hatte, kam mit einem Schlag die Erschöpfung und Müdigkeit zurück, welche ich bisher verdrängt hatte. Aber ich durfte nicht einschlafen. Schlafen kostete Zeit und diese Zeit war zu kostbar um sie zu verschwenden. Ich fing an mit dem Bein zu wippen, um mich wach zu halten. Es klappte nur geringfügig, weshalb ich angestrengt über die Welt hinter der Autoscheibe nachdachte. Warum war ein Baum grün? Warum schienen die Sterne zu leuchten? Warum hießen Sterne eigentlich Sterne, wenn sie die typische Sternenform eigentlich gar nicht hätten? Brachte ein Regenbogen wirklich Glück? Wenn ja, was wartete am Ende eines Regenbogens? Tatsächlich ein Topf Gold, wie es in den Märchen beschrieben wurde?
"Navya, wenn du müde bist, schlaf ruhig. Du musst erschöpft sein" sprach mich der blaue König an, doch ich schüttelte nur leicht den Kopf und er seufzte. Ich dachte immer, ich wüsste, was Schmerzen sind, doch der heutige Tag hat mir bewiesen, dass ich es nicht wusste. Inzwischen glaube ich, dass man erst dann lernt, was wirklich Schmerz ist, wenn man vor der Person steht, die man über alles liebt und weiß, dass es an der Zeit ist, sich zu verabschieden...... Ich hatte es erlebt und fühlte mich elend...... Alles in mir schien weh zu tun. Nein..... Es schien nicht nur so. Es war so. Am liebsten hätte ich mir die Schmerzen aus der Seele geschrien, doch kein Laut kam mir über die Lippen. Ich spürte ein leichtes Ruckeln und das der Motor abgestellt wurde. Wir waren da. In meinem, für unbestimmte Zeit, neuem Zuhause. Wir stiegen aus und wurden von Blaujacken empfangen. Waren die vor uns hier? Oder haben die noch mehr Anhänger
In ihrem Clan? Ich hatte nicht sonderlich darauf geachtet und konzentrierte mich einfach auf das Reparieren und darauf, nicht im Gehen einzuschlafen.
Die Atmosphäre unter den blaujacken war genauso wie die Farbe. Kalt. Um nicht zu sagen eisig. Nicht in Form von Feindschaft oder das alle Streit haben..... Nein aber sie war einfach nicht persönlich, nicht so herzlich wie bei Homra.

Wir gingen durch die Gänge, welche teilweise sogar auch noch in Reparatur waren. Bei diesem Anblick musste ich leicht schmunzeln. Ja Mikotos Ausbruch war schon spektakulär..... Mikoto..... Wie gern ich jetzt bei ihm wäre. Munakata, welcher mich führte, sah zu mir, als ich seufzte.
"Hier ist dein Zimmer. Badezimmer ist inbegriffen. Mein Zimmer ist direkt zwei Türen weiter, mein Büro am Ende des Flurs" erklärte er und öffnete eine Tür. Ich sah zum Ende des Flurs, welcher etwa 4 Türen von mir entfernt lagund ging dann in mein Zimmer um mich dort umzusehen.
"Ich wünsche die eine gute Nacht" Damit ließ er mich allein und ich setzte mich langsam auf das - wie konnte es anders sein - blaue Bett. Eigentlich mochte ich die Farbe blau, doch hier war sie mir einfach zu kalt.
Ich zog meine Schuhe und meinen Mantel aus, welchen ich auf den Stuhl hing und machte mich im Bad kurz fertig, bevor ich mich wieder aufs Bett setzte und mich auf meine Aufgabe hier konzentrierte. Ich würde einfach nicht schlafen, bis ich fertig war, dann sollte es schneller gehen. Ich würde hier wahrscheinlich sowieso sonst nichts zu tun haben, somit konnte ich meine ganze Energie in die Reparatur stecken. Was die Anderen wohl gerade machen? Ich schüttelte den Kopf. Nicht daran denken. Konzentrier dich Navya. Doch es ging nicht. Ich konnte nicht nicht an sie denken.... Ich verbrachte die ganze Nacht so, immer wieder fielen mir die Augen ein paar Sekunden zu, bevor ich wieder hoch schreckte.
Am Morgen klopfte es an meiner Tür.
"Navya-San, bist du wach?" hörte ich Seri und öffnete ihr müde die Tür.
"Ach herrje..... Konntest du nicht schlafen?" versuchte sie es erneut, doch ich reagierte nicht und sie seufzte.
"Essen. Mach dich fertig. Du hast 3 Minuten"sprach sie dann in ihrer herrschen Stimme und ich schloss wieder die Tür und machte mich frisch, bevor ich wieder zu ihr kam und wir gemeinsam zur Kantine gingen und uns was zu essen nahmen. Es gab Schnitzel mit Pommes und Salat. Wir setzten uns zu Munakata, welcher mich skeptisch musterte, als er mich, mit einer Hand das Tablett balancierend, auf sich zukommen sah. Ich setzte mich und fing an zu essen, doch es schmeckte mir nicht sonderlich. Die Pommes waren nicht richtig knusprig, das Schnitzel nicht so schön saftig und der Salat zu sauer. Anders gesagt, es war nicht das Essen von Kusanagi oder Tatara. Lustlos aß ich weiter. Neben mir redeten die beiden Blauen leise miteinander.
"Navya-San, ich werde dir gleich Kleidung geben, schließlich hast du keine hier" sprach dann Seri zu mir. Ich nickte stumm.
"Ich ziehe aber nicht eure komischen Kutten an" nuschekte ich leise und hörte Munakata leise lachen.
"Na zumindest ihre schlagfertigkeit hat sie nicht verloren" Ich gähnte leicht hinter vorgehaltener Hand.
"Du solltest etwas schlafen Königin" sprach er dann, doch ich schüttelte nur den Kopf.
"Schon ok"
"Sieht aber nicht so aus" murrte Seri.
"Tut nur weh" murmelte ich mehr zu mir selbst.
"Was tut weh?" wollte sie wissen. Ich sah zu ihr.
"Alles" Ihr Blick wechselte von fragend zu verwirrt.
"Awashima-san, ich denke nicht das sie körperlichen Schmerz meint" mischte sich Reisi ein, als er ihren suchenden Blick sah. Man sah ihr an, dass ihr ein Licht aufging. Sie aß weiter, während ich meinen halb vollen Teller von mir schob und mich auf den Kristall konzentrierte. Nach dem Essen ging ich mit Munakata in sein Büro, damit er seine Arbeit machen konnte und ich nicht die ganze Zeit in meinem Zimmer hocken musste.
"Es wird schon alles wieder bei euch gut werden" meinte er nach ein paar Stunden.
"Es wird alles gut, aber nie wieder so wie vorher" Er sah zu mir.
"Schließe dich doch uns an. Dann bräuchtest du dir um Suoh nicht mehr so viele Gedanken machen" Ich sah ihn an, als sei er verrückt geworden.
"Es gibt keinen Ersatz für diesen einen besonderen Menschen, den man gerne bei sich hätte...." sprach ich schließlich.
"Das habe ich mir gedacht. Die Frage ist nur, ist er es wert?"
"Meist belehrt uns erst der Verlust, über den Wert bestimmter Personen" murmelte ich.
"Du denkst, dass du ihn verloren hast?"wollte er überrascht wissen.
"Ich hab mein Versprechen gebrochen...... Und noch dazu habe ich ihn davon abgehalten das zu tun, von dem er glaubte, er müsse es tun....."
"Ein Sprichwort besagt: Urteile niemals über Menschen, die in einer Situation sind, in der su noch nie warst. Vielleicht beherzigt Souh das ja" Ich seufzte.
"Vielleicht....." Munakata arbeitete weiter, während ich wieder in Gedanken versank.

So ging es Tag um Tag weiter. Ich aß kaum etwas, weil ich entweder keinen Hunger hatte, oder es mir nicht schmeckte, ich machte die Nächte durch und saß tagsüber bei Munakata. Selten kam es vor, dass der blaue König weg musste. In dieser Zeit vertrieb ich mir die Zeit, indem ich sein Puzzle machte. Mit durfte ich nicht, somit blieb mir nichts anderes übrig. Heute jedoch verlief es etwas anders. Wir standen gerade vom Essen auf und ich lief Munakata, wie immer in sein Arbeitszimmer hinterher. Dann fand ich mich jedoch in meinem Zimmer wieder und sah verwirrt zu Munakata.
"Schlaf. Ich kann nicht mehr zusehen, wie du nur am Arbeiten bist und deinem Körper keine Ruhe gönnst" sprach er und ich schüttelte den Kopf.
"Dann muss ich dich eben dazu bringen" Er schob mich zum Bett und drückte mich darauf. Dann hielt er meine Hände fest, wodurch ich meinen Kristall verschwinden lassen musste.
"Augen zu" befahl Er, doch ich weigerte mich. Mit einer Hand hielt er meine Handgelenke fest und mit der anderen schloss er meine Augen und hielt sie zu. Ich wehrte mich gegen ihn, hatte jedoch kaum Kraft. Ich merkte, wie die Erschöpfung mich überrollen wollte und versuchte krampfhaft wach zu bleiben. Doch ich verlor den Kampf und wurde langsam in die Dunkelheit gezogen. Mikoto..... Ich warte auf den Tag, an dem du wieder vor mir stehst......
Mit diesen Gedanken schlief ich am Ende ein.

Munakatas Sicht:

Nach einer Weile schlief sie endlich ein und ich ließ sie los und deckte sie zu. Ich hatte eigentlich darauf gewartet, dass sie irgendwann von selbst einschläft, doch dies war nie passiert. Ich fragte mich, wie sie das schaffte. Seit dem Kampf waren inzwischen 3 Monate vergangen und von Tag zu Tag sah sie schlechter aus. Zudem hatte ich auch jeden Tag aufs neue bemerkt, wie wenig sie aß. Nun, ich kannte ihre Essgewohnheiten nicht, doch ich bezweifle, dass sie so wenig aß, zudem sie auch deutlich abgenommen hatte. Sie sah einfach furchtbar aus. Man sah ihr an, wie nahe ihr das ganze ging. Sie schien viel für Mikoto zu empfinden, wenn sie so sehr unter der Trennung litt. Ich verstand, dass sie so schnell wie möglich zu ihm zurück wollte und deswegen die ganze Zeit mein Schwert reparierte, doch vergaß sie dabei ihre eigene Gesundheit. Das war auch der Grund, warum ich sie nun so zu einer Pause gezwungen hatte. Außerdem hatte ich die Hoffnung, dass sie dadurch bemerkte, dass sie den Schlaf zwingend brauchte. Leise ging ich raus und ließ sie schlafen. Seri hatte mir erzählt, dass sie Navya abends weinen hörte und ihr sogar angeboten hatte dem roten Clan etwas auszurichten, was sie jedoch abgelehnt hatte. Vermutlich hatte sie Angst, sie würden es nicht glauben, oder sie für eine Verräterin halten. Ich verstand es, immerhin war Fushimi vorher auch bei Homra, also kannten sie das schon. Sie wollte das ganze selbst erklären. Ich fand es schade, dass sie sich uns nicht anschließen wollte, immerhin waren ihre Kräfte ebenso nützlich, wie sie gefährlich waren. Aber ich musste es hinnehmen. Sie war nunmal Mikotos Königin und daran konnte ich nichts ändern. Und auf irgendeine Weise passte sie auch besser zu ihm.....

   ೋ❀❀ೋ═══ ♛ ═══ೋ❀❀ೋ

So Leute heute mal ein etwas kürzere Kapitel 😉
Hoffen es gefällt euch
Hinterlässt gerne kommis
LG Leelana und Daniela

Wächterin des DamoklesWhere stories live. Discover now