Kapitel 31: Tränen fallen leise

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Navyas Sicht:

Ich stand oben im Badezimmer und machte mich zurecht. Heute hatte Izumo Geburtstag und wir hatten beschlossen, diesen Abend ein wenig zu feiern. Auch auf das vertreiben der Gangster wollten die Jungs anstoßen. Das wurde bestimmt lustig. Ich zupfte noch ein wenig an meinem roten Kleid herum, bis es perfekt saß. Unten hatten die anderen bereits angefangen, doch der Höhepunkt würde noch kommen. Ich hörte bereits die ausgelassene Stimmung und schmunzelte vor mich hin. Ich hatte zum fertig machen ein wenig länger gebraucht, da ich voher noch ein Bad genommen und meine Beine rasiert hatte. Nun musste ich nurnoch meine Haare in Position bringen.

Amys Sicht:

Heute war es so weit. Seit Tagen beobachtete ich die Gang und ihren Stützpunkt, der gleichnamigen Bar. Ich war Reporterin der Wahnsinn! der beliebtesten Jugendzeitschrift in ganz Japan. Vor einer Woche hatte mein Chef mich mit der Aufgabe betreut, brandneue Infos zu sammeln. Da jedoch schwer etwas über Homra herauszufinden war, sollte ich mich an den Anführer höchst persönlich ran schmeißen und sein Vertrauen gewinnen. So wäre es mir möglich, einige interessante Insiderinfos zu bekommen. Und heute würde ich es endlich wagen. Ich sah schon von hier, dass dort drüben in der Bar ausgelassen gefeiert wurde. Das war perfekt. Ich hatte mich extra in meinen schönsten Rock und ein körperbetontes Oberteil geworfen, damit er auch etwas zu sehen bekam - jedoch noch Platz für Fantasie war. Tief atmete ich durch, ehe ich hüftschwingend über die Straße zur Bar ging und diese betrat.
"Oh.... Guten Abend" lächelte mich ein freundlich aussehender hellbraun haariger Mann an. Er stand mit einer Schürze hinter der Theke.
"Guten Abend" lächelte ich ebenfalls und sah mich ein wenig um. Überall saßen Mitglieder der Bände, an der Theke jedoch, saß der eigentliche Barkeeper Izumo Kusanagi, welcher anscheinend darauf achtete, was sein Kumpel da hinter dieser trieb. Er sah ein wenig beleidigt aus... Auf der Couch entdeckte ich ihn dann. Neben der kleinen Lolita, welche - aus welchen Gründen auch immer - nie ohne die Bände zu sehen war, saß er. Mikoto Suoh, auch das rote Monster von Homra genannt. Entspannt saß er da und beobachtete das treiben, in seinem Mundwinkel eine Zigarette.
"Kann ich dir etwas anbieten junge Dame?" fragte der junge Mann hinter dem Tresen.
"Einen Pina Colada bitte" lächelte ich und er zauberte mir einen. Dankend nahm ich ihn entgegen und ging damit zu meiner Zielperson.
"Darf ich?" lächelte ich freundlich und deutete neben ihn. Da er lediglich kurz zu mir sah und nichts sagte, wertete ich das als ja.
"Ich bin übrigens Amy. Freut mich sehr"lächelte ich dennoch. Ich bemerkte, wie das kleine Mädchen neben ihm mich beobachtete. Mikoto drückte seine Zigarette aus und ignorierte mich weiterhin. Eine ganze Weile versuchte ich, ein Gespräch mit ihm aufzubauen, was nicht wirklich funktionierte. Wenn er antwortete, dann nur sehr kurz. Fein, wenn er nicht reden wollte, dann eben anders....

Annas Sicht:

Als sich diese Frau zu Mikoto setzte, hatte ich kein gutes Gefühl. Ich musterte sie ein wenig. Sie schien meinen Blick zu bemerken, sich jedoch nicht daran zu stören. Zu gerne hätte ich sie durch eine meiner Murmeln betrachtet, geschaut, welche Farbe ihre Aura hatte - wenn sie überhaupt eine hatte, aber ich wusste, dass Mikoto es nicht wollte, wenn ich meine Fähigkeiten ohne wichtigen Grund bei Fremden einsetzte. Zu groß war die Gefahr. Also ließ ich es. Als sie dann weiter versuchte, mit ihm in ein Gespräch zu gehen, beschloss ich, lieber zu Tatara und Izumo zu gehen und lief zur Theke, ehe ich mich zu ihnen setzte.
"Was ist los Anna?" fragte letzterer auch sofort, doch ich schüttelte nur den Kopf. Es war sein Geburtstag, ich würde ihnen morgen davon erzählen. Außerdem würde Navya gleich runter kommen und dann würde diese Amy ihren Platz räumen müssen.

Navyas Sicht:

Endlich zufrieden mit meiner Frisur, strich ich noch ein letztes Mal mein Kleid glatt, ehe ich mich lächelnd nach unten begab. Ich war gespannt, was Mikoto dazu sagen würde - ob es ihm gefiel. Wie erwartet wurde unten bereits ausgelassen gefeiert. Ein paar hatten sich zusammen gesetzt und spielten Karten, während die anderen einfach beisammen standen oder saßen und redeten. Aus einigen Gesprächen hörte ich heraus, dass sie über den Kampf gegen diese Gangster redeten und sich darüber lustig machten.
"Hey! Navya-chan! Toll siehst du aus!" sprach jemand zu mir und ich bedankte mich lächelnd.
"Yo Navya-chan, wie du es dem Typen gezeigt hast, war echt der Hammer. Dich wird keiner mehr so schnell entführen" meinte ein anderer und ich lachte.
"Das will ich doch hoffen, sonst war mein Training wohl umsonst" kicherte ich, bevor ich weiter ging.
"N-Navya-chan....." stotterte plötzlich Yata neben mir und ich kam zu ihm. Er war wie so oft, hochrot im Gesicht und wich meinen Blicken aus. Der arme, dass er bei mir aber auch immernoch so verlegen war.... Bei Anna war das doch auch nicht der Fall.... Wobei, die war auch um einiges jünger, vielleicht lag es daran. Vielleicht aber auch, weil sie schon so lange dabei war. Ich hoffte nur, dass er das bei mir auch bald ablegen konnte.
"Ja? Was ist Yata-chan?" fragte ich also nach, als ich bei ihm stand.
"I-ich..... A-also ich...... Ich w-wollte dir n-nur sagen....." nuschelte er nervös und kratzte sich am Hinterkopf. Lächelnd sah ich ihn weiter an, während ich geduldig wartete, dass er zuende sprach. Nebenbei fragte ich mich jedoch, wie der junge jemals eine Freundin finden wollte, wenn er keinen ganzen klaren Satz heraus brachte, sobald ein weibliches Wesen auch nur in seine Nähe kam.
"Du musst bei mir nicht so nervös sein Yata-chan. Wir kennen uns jetzt schon so lange. Ich reiß dir schon nicht den Kopf ab" schmunzelte ich dennoch.
"Ja..... W-weiß ich doch...." murmelte er und sah kurz zu Boden, ehe er tief Luft holte und mir dann tatsächlich in die Augen sah.
"Ich....wollte dir nur sagen, dass du echt t-toll aussiehst...." sprach er dann fast ohne zu stottern. Zwar hatte er etwas schneller geredet als sonst, aber nur einmal gestottert. Das war schonmal ein Fortschritt. Glücklich lächelte ich ihn an.
"Danke, das freut mich sehr"antwortete ich und er schien erleichtert und lächelte ein wenig verlegen. Plötzlich legte sich ein Arm um mich. Verwundert sah ich neben mich.
"Zu schade, dass sie schon King gehört, ich hätte sie mir sonst auf jeden Fall geschnappt" sprach der junge Mann neben mir und ich kicherte nur.
"D-du willst sie Mikoto-san doch nicht etwa wegnehmen oder?!" rief Yata sofort aufgebracht, doch er hob direkt die Hände.
"Aber nein. Ich fürchte gegen King hab ich keine Chance.... Der Zug ist abgefahren"
"Ganz genau" zwinkerte ich, ehe ich mich verabschiedete und weiter ging. Ich wollte zur Couch, wo Mikoto war, doch voher entdeckte ich noch Izumo, welcher beleidigt neben Anna an der Theke saß. Anscheinend hatte Totsuka ihm verboten heute der Barkeeper zu sein.
"Hey Geburtstagskind, was ziehst du denn für ein Gesicht" schmunzelte ich und überrascht sah der Brillenträger mich an.
"Oh Navya-chan. Wow hübsch siehst du aus" lenkte er geschickt ab und bewunderte mich.
"Fang aber nicht an zu Sabbern" schmunzelte ich.
"Und lass deine Finger bei dir. Navya-chan ist nur für King bestimmt" mischte sich Totsuka belehrend ein und grinste, bevor er mir verschwörerisch zuzwinkerte. Ich errötete leicht. Izumo schmunzelte.
"Das würde ich nie wagen. Na dann geh mal zu unserem König. Er wartet schon" meinte er belustigt und nickte Richtung Couch.

Ich kicherte und ging in die Richtung, als es plötzlich ganz still wurde. Irritiert schlug ich die Augen auf, welche ich beim Lachen geschlossen hatte und sofort entglitten mir alle Gesichtszüge. Wie erwartet saß Mikoto auf der Couch, allerdings saß neben... Oder wohl eher halb auf ihm eine junge, blonde, vollbusige Frau. Und man könnte nicht sagen, dass das ja harmlos war, immerhin schob sie ihm gerade ihre Zunge in den Hals. Meine Augen fingen an zu brennen und ehe ich mich versah rann die salzige Flüssigkeit über meine Wangen. Mein Herz fühlte sich an, als würde es in tausend Stücke gerissen werden. Wie konnte er mir das nur antun? Ich dachte er würde mich lieben..... Was.... Was hatte denn die, was ich nicht hatte? Schluchzend rannte ich aus der Bar und durch die Straßen. Ich sah kaum etwas von meiner Umgebung, denn das Bild hatte sich in meine Netzhaut gebrannt und die Tränen taten ihr übriges. Es war mir egal, wo ich hin rannte, hauptsache weg, weg und nicht umkehren. Weg von dem Mann, der mir so sehr weh getan hatte, wie noch niemand. Wieso? Dieses Word hallte immer und immer wieder in meinem Kopf nach.  Wieso hatte er das getan? Wieso hatte er diese fremde Frau geküsst, obwohl sie doch seine Freundin.... Seine Königin war? Was hatte sie getan, dass er sich so an ihr rächte? Ich blieb stehen, konnte nicht mehr laufen, holte schluchzend Luft und ließ mich zu Boden sinken, wo ich die Beine an meine Brust zog. Das Gras unter mir kitzelte mich, anscheinend war ich auf einer Wiese gelandet, denn auch Menschen konnte ich um mich herum nicht wahrnehmen. Ich vergrub meine Hände in meinen Haaren und ließ meinen ganzen Schmerz und meine Wut hinaus. Aus meinen inzwischen bereits geröteten Augen quollen weitere dutzende stille Tränen heraus und rollten über meine Wangen, ehe sie auf meine Beine tropften oder dunkle Flecken auf meinem Kleid hinterließen. Es tat so weh.... Ich konnte nicht mehr schweigen und fing einfach an, meinen Schmerz hinaus zu schreien, einzig und allein durch mein schluchzen unterbrochen.

Izumos Sicht:

Gerade, als Navya auf Mikoto zuging, wurde es plötzlich still. Gespenstisch still. Als ich sah, warum, entfloh mir nur ein Scheiße. Ich bekam noch mit, wie die Königin aus der Bar rannte. In dem Moment, wo die Tür zu schlug, zog Mikoto seinen Kopf genervt von der Frau weg. Offenbar hatte sie ihn gegen seinen Willen geküsst - nicht, dass ich dachte, dass er sie geküsst hätte, doch offenbar hatte Navya die Situation falsch aufgefasst. Irritiert sah die junge Blondine ihn an, hatte offenbar nicht mit solch einer Reaktion gerechnet, ehe sie schockiert weg rutschte und ihn entsetzt anstarrte. Er sah sie genervt und vor allem wütend an und rote Flammen loderten wie eine unausgesprochene Drohung um ihn herum. Dann sah er zur Tür und seufzte genervt.
"Oh man.... Das nenne ich mal blöd gelaufen...." murmelte Totsuka nur und ich nickte. Mikoto erhob sich und verließ die Bar, um seiner Königin zu folgen und es ihr zu erklären, allerdings hatte ich meine Bedenken, ob sie ihm zuhören würde. Ich bedeutete Tatara, dass er ihm folgen sollte. Womöglich konnte er die beiden beruhigen, wenn es zum Streit kommen sollte.

Mikotos Sicht:

Nach geschlagenen 25 Minuten hatte ich sie endlich gefunden. Diese dumme Tussi würde ich mir noch vorknöpfen, aber erst musste ich Navya die Situation erklären. Sie war zu einer Wiese gelaufen und saß nun dort wie ein Häufchen Elend zusammen gekauert. Nichts war von ihr zu hören, lediglich das Zucken ihrer Schultern wies darauf hin, dass wie am weinen war. Ich seufzte leise und trat leise auf sie zu. Ich hockte mich vor sie und hoffte, sie würde etwas sagen, doch nichts. Im Gegenteil, sie stand auf und wollte erneut weglaufen.
"Navya.... Hör zu.....  Das alles-" fing ich an, doch sie unterbrach mich.
"Nein! Hör auf! Ich will nichts hören! Lass mich in Ruhe! Verschwinde! Ich hasse dich!" schrie sie und hielt sich schluchzen die Ohren zu. Ich spürte einen Stich in der Brust. Diese Worte taten weh....
"Aber...." versuchte ich es erneut.
"Nein! Hau ab! Lass mich in Ruhe!" rief sie erneut und kauerte sich wieder auf den Boden. Totsuka legte mir eine Hand auf die Schulter und hockte sich dann zu ihr.
"Hey.... Das wird schon wieder. Na komm, es wird kalt, lass uns nach Hause gehen...." sprach er leise zu ihr. Als sie sich jedoch nicht rührte, nahm er ihre Hände und legte sie um seinen Hals.
"Na komm, halt dich fest, ich trage dich" erklärte er sein Handeln und tatsächlich klammerte sie sich an ihn, als wolle sie ihn nie wieder loslassen. Wieder fing mein Herz an zu schmerzen, als er sie im Brautstil hochhob und Richtung Bar ging. Ein wenig geknickt folgte ich ihm, lediglich ihr leises schluchzen war zu hören. Das würde diese Göre bereuen. Grimmig sah ich vor mich hin und folgte Totsuka. Aber wie sollte ich Navya die Situation erklären, wenn sie mir nicht zuhören wollte?

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Ja so ist das in einer Beziehung.... Man ist eifersüchtig auf andere und hat auch mal Streit, so ist das.
Aber wird unser Königspaar sich wieder versöhnen können?
Und was wird Mikoto mit Amy anstellen?

Hoffen es hat euch gefallen
LG Leelana und Daniela

Wächterin des DamoklesWhere stories live. Discover now