Ein unmoralisches Angebot

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Sie hatte mich abserviert!

Einfach so über das Handy!

In meiner Pause hatte sie mich erwischt. Ein Jahr waren wir schon zusammen. Sie war wirklich hübsch gewesen. Etwas kleiner als ich - eigentlich mein Typ - Sie war zwar nicht ganz schlank, aber sie hatte ein süßes Gesicht mit einer kleinen Stupsnase auf der sie ihre Brille immer wieder nach hinten schob. Sie war eine Studentin für Ägyptologie. Nicht mein Gebiet. Aber wir konnten uns gut unterhalten. Wir haben uns über Gott und die Welt ausgetauscht. Wir passten zusammen - so dachte ich jedenfalls - bis dieser Anruf von ihr aus heiteren Himmel heute kam. Er hatte mich aus der Bahn geworfen. Ich konnte mich nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern, aber sie sagte so Sachen wie:

Es war schön, mit dir zu sprechen - aber ich suche etwas anderes - Ich brauche etwas anderes. - Ich kann mir nicht vorstellen, mit dir mein Leben zu verbringen. - Am Schluss sagte sie noch den berühmten hohlen Satz, den alle Abservierten zu hören bekommen:

Lass uns Freunde bleiben.

Ich konnte mich nicht mehr an meine eigenen Antworten erinnern, aber es muss etwas gewesen sein wie:

Schade, aber selbstverständlich bleiben wir Freunde. Wir sehen uns dann an der Uni.

Ich nahm einen tiefen Schluck aus meinem Glas. Mein Drink schmeckte bitter - genauso wie mein Leben. Ich hatte nicht mehr viel Geld in der Tasche. Aber es reichte, um einen weiteren Whisky zu bestellen.

Irgendwie war ich nach dem Telefonat vor dieser Bar gelandet. Ich war durch die Straßen geirrt und fand mich davor wieder. Sie gehörte zu einem Hotel und befand sich im Tiefgeschoss. Aufreizend laut wummerten die Bässe wuchtig aus dem tiefen Schlund der dunklen Treppe.

Es war mir egal. Ich nahm es nicht wahr. Aber es lockte mich, sodass ich die Treppe heruntergestiegen war und nun an der Bartheke seit einer Stunde grübelnd vor meinem Glas saß. Den ersten Whisky hatte ich sofort gekippt. Dann hatte ich einen Wodka bestellt. Ich wusste, da war mehr Alkohol drinnen. Ich wollte diesen Schmerz betäuben. Diesen Schmerz, der mir mal wieder aufzeigte, dass ich von Frauen nicht gewollt wurde. Es war immer das Gleiche. Ich war nun mal nicht der Typ, auf den die Mädchen flogen. Ich war mehr weich, ich hatte nicht diese Muskeln, ich war kein Aufreißer. Ich trug eine Brille, ich war schlank und nicht breitschultrig, wie es dem Ideal entsprach. Ich war nicht der große muskulöse Cola-Mann aus der Werbung, an dem die Frauen wie Honig an einer Wabe klebten. Ich war nur der nette Freund der Mädchen, dem man alles erzählen konnte, wie die Probleme mit anderen Männern, aber nicht einer, mit dem man ins Bett ging. Was nutzte es mir, wenn die Mädchen nur freundlich zu mir waren? Ich war jetzt zweiundzwanzig Jahre alt. Alle hatten feste Freundinnen. Ich wollte auch eine Freundin haben, mit der man seine sexuelle Erfahrung teilen konnte. Die Jungs erzählten mir viel davon. Aber ich...? - Zwar hatte ich schon einige wilde Knutschereien, aber zu mehr ist es noch nie gekommen. Auch die Stupsnase hat mich hingehalten, außer ein wenig fummeln war nichts weiter gewesen - wirklich deprimierend.

Ich nahm noch einen Schluck und drehte seufzend mein Glas in meiner Hand, in dem sich die Lichter der Bar im Eis regenbogenfarbend widerspiegelten.

Mehr spürte ich, als ich sah, wie sich ein Mann neben mir an die halbleere Bar setzte. Ich ignorierte ihn, genauso wie die anderen Männer, die mich bereits freundlich angesprochen hatten, mit dem Angebot, mit ihnen auf der Tanzfläche zu tanzen oder auf einen Drink. Ich brauchte das zurzeit nicht.

Mit tiefem Bass bestellte er sich einen Whisky on the Rocks.

Ich nahm ihn zwar wahr, aber es interessierte mich nicht. Jeder konnte hier an der Bar trinken, was er wollte und Treffen, wenn er wollte. Das ging mich nichts an. Ich wollte nur trinken, trinken und einfach vergessen. 

So saßen wir beide still da und nippten an unserem Getränk. Als meines leer war, wollte ich aufstehen und gehen - mein Geld reichte gerade noch für das Taxi nach Hause.

Da sprach er mich an: "Ich würde Ihn gerne noch einen Drink ausgeben. Sie sehe nicht so aus, als wenn Sie nach Hause gehen wollten."

Ich war schon von meinem Barhocker heruntergestiegen und drehte mich um: "Vielen Dank für das Angebot, ich bin nicht schwul. Ich wollte nur etwas trinken und bin aus Versehen hier gelandet."

Er sah gepflegt aus. Um die vierzig musste er schon sein. Er trug einen Maßanzug, mit weißem Hemd und hellblauer Krawatte. Ein gleichfarbendes kleines Tuch zum Dreieck gefaltet steckte in seiner Brusttasche. Er lächelte mich an und sagte: "Ich weiß. Sie haben schon mehrere Angebote abgelehnt. Sie waren freundlich, aber bestimmt."

Ich zuckte gleichgültig, ablehnend, mit den Schultern.

"Darf ich Ihnen trotzdem einen weiteren Drink anbieten? Ich will nicht mit Ihnen schlafen. Ich bin hier, um Ihnen ein Angebot zu machen, was weit darüber hinaus geht!"

Der eisige Hauch des Alphawolfs (BoyxBoy)Where stories live. Discover now