Knisternde Energie

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Ich zog die Stirn kraus. Was meinte er? Er sah gut aus, keine Frage. Wollte er wirklich etwas von mir? Er hatte sich schon vor zwei Wochen eindeutig angeboten. Ich hatte ihn abgewiesen. Hatte ihn dies so gewurmt, dass er heute hier erschienen ist?

Oh, Gott. Nicht schon wieder. Ich wollte Chris keinen Ärger bereiten. Ich lief rot an.

„Na, na, na. Nicht so schüchtern. So schüchtern warst du beim letzten Mal aber nicht, als du in meinen Armen gelegen hast."

Ich wurde noch röter. Ich hatte in seinen Armen gelegen? Scheiße? Was war passiert in dieser Nacht? Ich konnte mich an wirre Träume erinnern. Ich wusste noch, dass mich jemand geküsst hatte, aber der Rest war wie weggeblasen.

Ich musste professionell bleiben. „Herr de Grasso..."

„Nenn mich doch bitte Giovanni. Wir waren schon beim du und immerhin habe ich dich schon geküsst." Er grinste wissend und stemmte beide Hände in die Seiten.

Ich erstarrte. Schitt! War ich in der Nacht so aus der Rolle gefallen? Wenn ich mich wenigstens an irgendetwas erinnern könnte. Das war mir total peinlich. Es war wirklich was zwischen uns gewesen. Kein Wunder, dass Chris so sauer war am nächsten Tag. Ich musste herausfinden was los war und was ich im Suff angestellt hatte. Aber jetzt muss ich erst mal professionell bleiben. Ich war im Dienst und der Sekretär von Herrn Catalo und nicht ein Typ, der sich besoffen in Bars herumtreibt....dachte ich.... „Entschuldigung Giovanni, gerne nenne ich Sie beim Vornamen, wenn Sie das wünschen. Sie hatten einen Termin mit Herrn Catalo vereinbart." Ich schaute auf die Uhr. „Er wartet bereits seit zehn Minuten auf Sie. Darf ich Ihnen den Weg zeigen?"

Ich drehte mich einfach um, um vorzugehen zu Chris Büro am Ende des Ganges. Er würde mir hoffentlich folgen, dachte ich. Obwohl es schon frech war von mir. Aber ich durfte Chris nicht nochmal verärgern und schon gar nicht mit meinem ‚One-Night-Stand' oder was da auch immer gelaufen war. Gott sei Dank sah ich sein Gesicht nicht. Er war bestimmt verdutzt gewesen, als ich ihn stehen ließ. Ich hörte Schritte hinter mir und dann legte sich eine schwere Hand auf meine Schulter.

Er kicherte: „Welpe, du bist ein harter Brocken. Das gefällt mir."

Er war bestimmt einen Kopf größer als ich und er roch wirklich gut. Anders als Chris. Aber auch ultimativ. Ich schnupperte unbewusst, während wir weiter den Flur entlang gingen. Er hatte einen wunderbaren maskulinen Geruch nach Patschuli und Bergamotte gemischt mit dem Geruch eines feuchten Kiefernwaldes.

Warum rochen diese Männer immer so herrlich? Was war an ihnen so besonders, dass sie auf mich so attraktiv wirkten, fragte ich mich?

Ich erschauerte kurz, als seine Hand meinen Rücken herunter wanderte und kurz oberhalb meines Pos liegen blieb. Mir wurde warm im Unterleib. Hier war ein Mann, der Interesse an mir hatte. Ein wirklich interessanter Mann!

Hatte mich das in dieser besonderen Nacht angezogen? Was war so interessant an Giovanni? Auf jeden Fall waren sein Geruch und sein Auftreten einmalig und das sprach mich sexuell an. Er war in jeglicher Hinsicht ein gefährlicher Mann!

Er flüsterte leise ins Ohr: „Du darfst gerne weiter an mir riechen und dich sexuell erregen. Es macht mir Freude dich zu verführen, Nikolas."

Überrascht atmete ich hektisch ein. Er hatte es gemerkt? Ich musste mich zusammenreißen. Schnell trat ich einen Schritt aus seiner Reichweite und die knisternde sexuelle Energie zwischen uns verflog.

Ich klopfte schwer atmend an die schweren Doppeltüren und öffnete diese ohne zu warten.

„Herr de Grasso, für Sie Herr Catalo", sagte ich erleichtert in den Raum hinein und bat ihn mit einer weisenden Hand hinein.

Der Silberhaarige lächelte mich nochmal an und betrat breit grinsend selbstbewusst den Raum.

Ich atmete erlöst auf. Mein Rücken brannte immer noch von der Berührung und ich überlegte siedend heiß was in dieser Nacht gelaufen war. Noch mehr Schläge auf meinen Allerwertesten wollte ich vermeiden, zumal Chris bereits bei der Terminvereinbarung extrem angepisst gewesen war. Ich wusste nicht was los war, aber die beiden Männer erschienen mir wie Feuer und Wasser. Sie konnten einander eindeutig nicht leiden. Aber ich wusste nicht was der Grund dafür war... Mit mir konnte es wohl nicht zusammenhängen. Ich kannte Giovanni doch eigentlich gar nicht und diese verkorkste Nacht konnte ich nicht dazu zählen.

Ich saß an meinem Schreibtisch und knabberte gedankenverloren an meinem Fingernagel, als die Gegensprechanlage anging: „Zwei Bier bitte", hörte ich Chris Stimme verärgert brummend.

Eilig lief ich in die Küche und holte zwei Bier und die passenden Gläser.

Also lief es gut, dachte ich erleichtert und betrat den Raum.

Fast ließ ich das Tablett fallen. Die beiden saßen sich auf den Sofa gegenüber und schwiegen sich an. Ich konnte die Aggression in der Luft riechen. Sie waberte wie schwerer Nebel durch den Raum. Sie starrten sich einfach nur giftig an. Meine Hand zitterte. Was war hier los?

Ich machte einen Schritt in den Raum hinein. Die Stimmung blieb die Gleiche. Beide sprachen nicht miteinander. Hatte ich sie irgendwie unterbrochen? Ich sollte schnell die Getränke liefern und wieder verschwinden. Beides waren dominante Persönlichkeiten, eigentlich vom Typus her ähnlich. Beide leiteten große Unternehmungen. Beide sahen gut aus. Beide wussten wo sie standen im Leben.

Mein Hirn wurde langsamer. Sie strahlten irgendetwas aus, was mich dazu brachte nicht mehr klar denken zu können. Ich stotterte in meinen Gedanken.

Das konnte nicht sein!

Hatte dies hier etwas mit mir zu tun?

Meine Blicke schossen hin und her. Beide sahen mich nicht an. Ich stellte die Bier vor die Kampfhähne und goss ihnen jeweils zitternd ein halbes Glas ein.

Kein Wort fiel.

Was war das nur für eine eisige Atmosphäre? So etwas habe ich noch nie erlebt. Minutenlang kein einziges Wort und ich stand zwischen ihnen.

Oh, Gott! Ich war die Verbindung zu beiden! 

Der eisige Hauch des Alphawolfs (BoyxBoy)Where stories live. Discover now