Obsession und Prägung

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Oh, Gott! - Ich war die Verbindung zu beiden! – so vermutete ich. De Grasso war in den Monaten zuvor noch nie hier gewesen und beide hatten wahrscheinlich sonst keinen Grund sich zu treffen. Ich hatte eher das Gefühl, dass sie sich sonst aus den Weg gehen würden.

Ich wollte den Raum sofort wieder verlassen, bevor sich die beiden an den Hals gehen würden. Solch eine geladene Stimmung habe ich bisher selten in meinem Leben erlebt. Sie gaben mir dieses Gefühl als würden wilde Tiere mich umkreisen und nur darauf warten, dass ich stolpere und sie sich auf mich stürzen könnten. Ich war das Lamm, welches beide Wölfe jagten. Sie waren auf der Jagd und ich war ihr ultimatives Opfer. Ich musste hier unbedingt raus. Das ertrug ich nicht. Meine Kehle wurde immer enger. So verneigte ich mich kurz und sagte leise zittrig in diese unerträgliche Stille hinein: „Falls Sie nichts mehr benötigen, würde ich draußen warten."

Chris schaute weiter giftig unverwandt de Grasso an, der einen eisigen Blick aufgelegt hatte. „Nein, bleib! Es geht hier um dich. Herr de Grasso möchte sich noch für sein Verhalten bei dir entschuldigen."

De Grasso zischte: „Wieso sollte ich? Ich glaube du bist der, der sich mal bei seinem Welpen entschuldigen sollte."

Warum wurde ich auf einmal da mit hineingezogen. Ich schrie innerlich. Ich hatte nichts angestellt. Ich wollte nicht wieder bestraft werden.

Die beiden schauten sich wieder giftig an.

„Wieso kommst du darauf, dass ich mich entschuldigen muss. Ich habe Nikolas nicht betrunken gemacht. Das warst ja wohl du."

„Hha!... Betrunken gemacht! Weißt du überhaupt, warum er bei mir erschienen ist?"

„Hast du ihn nicht eingesperrt?"

„Ja, aber auch nur um ihn zu schützen! Wer schickt schon seinen eigenen Welpen alleine zu einem anderen Rudel?"

„Ich habe ihn nicht geschickt, er hat nichts damit zu tun!"

„Und warum hat er dann deinen Geruch an sich getragen?"

Wovon sprachen die beiden da? Ich stand erstarrt mit dem Tablett neben dem Tisch und starrte von einem zum anderen. Wahrscheinlich sollte ich mich einfach raus schleichen. Die beiden Kontrahenten würden dies in ihrem verbalen Kampf wahrscheinlich nicht mal merken.

„Also entschuldigst du dich nun bei ihm?"

„Es hat nichts mit dir zu tun de Grasso!"

„Du hast ihn einfach alleine gelassen, stimmt's?"

„Das ist nicht wahr. Ich hatte mich darum gekümmert."

„Er ist verzweifelt. Ich hatte ihn auffangen müssen. Er braucht Hilfe. Er braucht ein Rudel. – Das weißt du."

Chris sprang wütend auf: „Du weißt sehr genau, dass ich ein Einzelgänger bin. Ich hatte ihn nicht gebeten bei mir zu arbeiten. Ich habe ihn versucht mit allen Mitteln loszuwerden. Ich wusste nicht, dass er so reagieren würde. Ich kann ihn nicht schützen."

De Grasso verschränkte die Hände vor der Brust: „Ha... ich habe dir immer gesagt, dass das so nicht geht. Du brauchst ein Rudel. Du kannst nicht immer damit durchkommen. Du siehst doch hier was es bei einem Menschen auslösen kann."

„Was soll ich machen? Ihn wegschicken? Dann versinkt er in Dunkelheit. Das weißt du genauso gut wie ich." Finster schaute Chris Giovanni an.

Wovon sprachen die beiden? Ich verstand kein Wort. Ja ich war obsessiv, aber es war für mich so in Ordnung. Was haben die beiden Männer damit zu tun? Ich habe mich so entschieden. Es war meine Entscheidung, schrie ich innerlich. Warum spricht hier keiner mit mir? Ich bin hier die Person um die es geht!

„Du kannst nicht einfach einen jungen Menschen auf dich prägen und dann fallen lassen. Was soll aus ihm werden?", schnaufte der Silberhaarige wütend und fuhr sich durch das Haar.

„Willst du ihn nehmen?", fauchte Chris knurrend zurück.

„Ja, mache ich. Ich habe wenigstens Ehre und Verstand und ich habe ein Rudel von dem ich mich nähren kann."

Wie? Ich sollte mit Giovanni gehen? Chris würde mich verlassen. Er wollte mich nicht. Mit einem Mal liefen mir die Tränen herunter. Sie stritten sich um mich wie um die Beute. Chris wollte mich wirklich nicht. Ich wusste es! Aber ich war zufrieden gewesen mit dem was ich jetzt hatte. Mir reichte es so wie es jetzt war. Ich hatte mir das so ausgesucht. Ich wusste auf was ich mich da eingelassen hatte. Ich wollte bei Chris sein. Ich wollte das nicht, was die beiden da gerade besprachen. Ich brauchte diese Markierung nicht.

Die Stimmung wurde immer aufgeheizter.
Auf mich reagierte keiner. Langsam machte ich vorsichtig einen Schritt zurück. Ich wollte den Raum einfach nur noch verlassen. Einfach weg aus einer Situation, mit der ich nicht umgehen konnte. Bis vor zehn Minuten war alles doch noch gut gewesen. Wieso war auf einmal alles anders? Wieso war Chris auf einmal so sauer auf mich? Er hatte mir doch gezeigt, dass er mich liebte.

„Du bleibst schön hier Nikolas. Es geht hier um dich. Dein neuer Freund wirbt gerade um dich", stieß Chris wütend aus und schnaufte. „Eine nette Art um jemanden zu werben."

Verächtlich stach der Silberhaarige verbal zurück: „Hättest du es nicht versaut, müsste ich jetzt hier nicht sitzen und um das Leben des Jungen bitten."

Was meinte er?

Giovanni schaute traurig auf mich.

„Ich habe ihn nicht markiert. Es steht ihm jederzeit frei zu gehen."

Mir liefen jetzt ununterbrochen die Tränen herab.

„Glaubst du wirklich Giovanni, dass er einfach gehen würde? Er hat fünf Jahre versucht meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Er kann nicht einfach so gehen. Ich zeige es dir. Du würdest nicht viel Freude an ihm haben. Es ist zu obsessiv."

„Aber du hast ihn nicht anerkannt. Du must ihn gehen lassen."

„Warte ab, ich werde nichts machen. Ich zeige es dir."

Der eisige Hauch des Alphawolfs (BoyxBoy)Where stories live. Discover now