Warum?

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Erst später konnte ich analysieren was passiert war.

Ich konnte mir vieles aus dieser Nacht nicht erklären. 

Wie war ich nach Hause gekommen? Wer hatte mich geduscht und mir die Haare geföhnt? Wer hatte meinen Po behandelt? Er war ziemlich wund danach, aber fühlte sich an als ob er behandelt worden war. Wie lange war ich ohnmächtig gewesen?

Ich hatte das Geld gezählt. Es war sogar noch mehr gewesen. Es waren nicht nur sechzigtausend Dollar, sondern siebzigtausend Dollar.

Warum? Ich verstand das nicht. Wer war bereit, mir so viel Geld für eine Nacht zu bezahlen?

Konnte ich den Mann wiedertreffen?

Er hatte mich in der einen Nacht glücklich gemacht und ich hatte das Gefühl, dass es ihm auch sehr gut gefallen hatte.

Ich saß an meinem kleinen Schreibtisch in meiner Studentenbude und versuchte mich auf meine Hausaufgaben zu konzentrieren, während ich auf meinem Bleistift herumkaute und auf den mit so vielen Dollar gefüllten Briefumschlag und die Karte vor mir starrte, die ich vor mir aufgestellt hatte. Mein Rücken schmerzte gleichmäßig summend und die roten Flecken verwandelten sich nach und nach in allen Regenbogenfarben schillernd, während die Bissstellen langsam verheilten.

Wer war dieser Mann?

Meine Gedanken schweiften immer wieder ab und wanderten zu dieser unglaublichen Nacht.

Ich schloss die Augen und sah dieses weite Blumenfeld vor mir. Ich und der imaginäre Mann in der Mitte liegend eng umschlungen.

Ich hatte seit der Nacht Konzentrationsprobleme. Ich konnte keine anderen Gedanken mehr wirklich einfangen. Immer wieder landeten meine Gedanken bei ihm.

Wer war er? Was tat er? Wieso nur eine Nacht? Warum eine Jungfrau oder besser gesagt ein Jungmann? War das ein besonderer Kick? Warum hatte ich danach noch lange solche Schmerzen in meiner Muskulatur? Wieso ging es mir danach solange so schlecht, obwohl ich so unendlich glücklich war? Ich vermisste ihn. Seufzend schloss ich die Augen.

Mir ging es so schlecht, dass eine Woche später zu einem Arzt ging.

So saß ich nun blass in seinem weißgestrichenen Behandlungszimmer auf der Liege und der ältere grauhaarige Herr im Krankenhauskittel in dem ein Stethoskop steckte schaute mich streng verwundert an:

„Herr Park, ich habe alles prüfte und ein Blutbild gemacht, aber insgesamt konnte ich nichts weiter Dramatisches finden."

Das Brennen auf meiner Haut hatte zwar nachgelassen, aber es war immer noch schmerzhaft. Ich war extrem kurzatmig, blass und mir war immer wieder schwindlig. Ich schlief oft im Unterricht ein und war für alle sportlichen Aktivitäten einfach zu müde.

„Sie haben aktuell eine Überzahl an weißen Blutkörperchen. Dies ist der Fall, wenn man eine Entzündung im Körper hat und der Körper heilt. Ansonsten haben Sie blaue Flecken und einen extremen Eisenmangel, der in eine Anämie ausgeartete ist. Dies erklärt auch Ihre blasse Haut und ihre Kurzatmigkeit. Ansonsten konnte ich nichts weiter entdecken, auch keine sexuell übertragbaren Krankheiten."

Ich nickte und war wirklich erleichtert. Das war meine größte Sorge gewesen. Es war schon peinlich genug mit einem älteren Arzt über solche Dinge überhaupt zu sprechen.

„Ich verschreibe Ihnen ein Medikament mit Eisen. Das nehmen Sie einfach dreimal am Tag mit Wasser ein, dann sind Sie in ein paar Wochen wieder auf dem Damm. Sie brauchen sich also keine Sorgen machen."

So wurde ich mit einem Rezept in der Hand wieder nach Hause geschickt.

Daheim verglich ich die Werte mit meiner vorherigen Sportuntersuchung. Zuvor war ich kerngesund gewesen. Keine auffälligen Krankheiten oder ein schlechtes Blutbild. Ich schüttelte den Kopf. Was war in dieser besagten Nacht mit mir geschehen? Warum brauchte ich solange um mich erholen? Ich wusste es nicht.

Meine Mutter war entsetzt, als sie mich das erstmal danach sah. Ich war wohl sehr blass. Ich erzählte ihr, dass ich eine Grippe gehabt hatte. 

Nach zwei Wochen ging ich wieder zur Uni. Ich hatte wirklich aussetzen müssen. Es war einfach zu peinlich gewesen immer wieder im Unterricht einzuschlafen. Einmal hatte mich der Professor sogar des Saales verwiesen. Er war der Meinung, ich solle meinen Rausch daheim ausschlafen, nicht in seinem Unterricht.

Aber ich hatte immer noch Probleme. Ich bekam Schlafstörungen und statt mich auf den Unterricht zu konzentrieren flogen meine Gedanken durch die Welt und wirbelten durcheinander. Der Dozent sprach vor mir, aber ich sah ihn nicht. Ich hielt meinen Stift über mein Papier in der Luft und war woanders. 

Fragen über Fragen, gingen durch meinen Kopf. Der schlimmste Gedanke war, dass er verheiratet sein könnte oder einen anderen festen Partner hatte.

In meinem Kopf formte sich heraus, dass ich das herausfinden musste.

Ich versuchte es noch zwei weitere Monate mit dem Unterricht. Es wurde nicht besser. Ich konnte nicht richtig schlafen und ich hatte tiefschwarze Augenränder in meinem blassen Gesicht. Meine Kommilitonen schauten mich mitleidig an. Allen erzählte ich, dass ich mich schlecht konzentrieren konnte und zuvor eine Grippe gehabt hatte. Ich sah wohl auch wirklich blass aus. Jedenfalls gaben sie mir ihre Mitschriften und waren immer freundlich zu mir.

Es klappte nicht. Die Blässe verschwand nach und nach und ich konnte wieder schlafen. Aber mein Gemütszustand wurde nicht besser. Meine Gedanken umkreisten immer wieder dieses eine Thema. Meine Gedanken waren immer wieder bei diesem gutriechenden Mann. Ich wusste, es hatte ihn gefallen.

Oft lag ich in meinem Bett und schaute an die leere weiße Decke ohne mich zu bewegen. Ich konnte mich zu nichts aufraffen. Die weiße Karte mit der schönen Schrift drehte ich versonnen in der Hand und hielt sie verträumt gegen das Licht. Einmal roch ich sogar daran in der Hoffnung dieses ausfüllende Gefühl, welches ich in dieser Nacht für ihn hatte wieder aufleben lassen zu können und eine Träne lief mir aus dem Auge, während ich trauerte um den Verlust und den Gedanken ihn nie wieder sehen zu können.

So konnte es nicht weitergehen. Ich musste etwas unternehmen. Es half nichts. Mein Leben würde sich nicht wieder so einfach ordnen lassen. 

Diese eine Nacht hatte alles verändert. Diese Nacht hatte mich verändert.

Nach zwei Monaten wusste ich was ich wollte.... Ich wollte ihn wiedersehen. Ich wollte wissen, ob ich etwas verpassen würde. 

Bestand die Möglichkeit ihn näher kennenzulernen? Ich wollte ihn unbedingt wiedersehen. 

In meinem Herzen hatte sich ein tiefes schwarzes leeres Loch entwickelt und ich wurde nicht das Gefühl los, dass jemand brutal in meiner Brust nach meinem Herzen gegriffen hatte und immer weiter zudrückte.

Ich stellte mir im Laufe der Zeit viele Fragen. Warum nur eine Nacht? Diese ungelösten Fragen schwirrten, wie summende Fliegen in meinem Kopf umher.

Ich musste ihn finden und das Rätsel lösen. Ich wollte wissen, was an dieser Nacht so besonderes gewesen war und warum ich dieses kalte nackte Gefühl der Leere nun in mir spürte.

Ich wusste ich war besessen! 

Ich wusste, dass es nicht normal war. Wahrscheinlich sollte ich mich in ärztliche Behandlung geben. Ich eindeutig war krank. Aber ich konnte nicht anders. Ich war viel zu fokussiert. Alles andere war unwichtig geworden. Ich wachte morgens mit seinem Geruch und meinen Gedanken an ihn auf und schlief am Abend in seinen imaginären Armen ein, ich konnte seinen Atem hören.

Ich kannte den Mann nicht mal, aber ich liebte ihn. Es hörte sich idiotisch an. Ich brauchte ihn. Ich wollte ihn. Ich musste bei ihm sein.

Er war für mich die Unendlichkeit des Daseins.

Ein fester Vorsatz formte sich.

Ich würde ihn finden und für mich gewinnen.

Ich hatte ein Ziel!!!

Der eisige Hauch des Alphawolfs (BoyxBoy)Where stories live. Discover now