Wie kannst du es wagen?

774 52 0
                                    

„Wie kannst du es wagen? Wo ist Nikolas? Wo seid ihr?" hörte ich Chris durch das Telefon wütend aufgebracht brüllen.

Mir lief eine Gänsehaut den Rücken herunter.

Joshua grinste mich an und hielt den Hörer weit von sich entfernt.

Wir hatten gerade die Grenze nach Kanada in Huntingdon in Britisch-Kolumbien ohne Probleme zügig in einer langen Kolone mit vielen anderen Lastkraftwagen überschritten, als Joshua der Meinung war, sein Telefon anzuschalten zu wollen.

Es klingelte sofort aggressiv vibrierend.

Wir schauten uns beide wissend an.

„Was glaubst du eigentlich wer du bist? Wo ist Nikolas? Wieso warst du drei Tage nicht erreichbar? Weißt du wie gefährlich das ist? Wieso kann ich ihn nicht erreichen?"

Hörten wir beide Chris staccatoartig unruhig aufgeregt fragen.

Mir ging ein Stich durch mein Herz. Ich wollte nicht, dass er litt. Ich wollte schon etwas sagen.

Joshua bemerkte es und schüttelte den Kopf. Er legte einen Finger auf die Lippen.

Ich nickte zustimmend.

„Chris, darf ich zu Wort kommen?" fragte er in den Hörer.

Ich hörte Chris wütend schnaubend antworten: „Ich weiß, dass du es warst. Du bist auf den Bildern der Überwachungskameras vor dem Krankenhaus zu sehen. Ich hätte an deinem Auto ein Tracker anbringen lassen sollen, ich Idiot. Ich hatte dir vertraut. - Nikolas hat sein Handy nicht mehr. Wir haben es bereits gefunden. Gib es zu. Seid ihr in Kanada?"

Ich wusste, dass er schnell schaltete.

„Ich bin auf dem Weg nach Hause", sagte Josh ganz entspannt.

„Klar, mit dem Auto", höhnte Chris wütend. „Denn Flieger hast du nicht genommen. Ich habe es überprüfen lassen."

Joshua zog eine Augenbraun hoch. Er hatte Recht gehabt. Chris würde alles zweimal überprüfen.

„Also, wo ist Nikolas? Ist er bei dir?"

Joshua sah mich warm an: „Was geht es dich an? Er ist erwachsen und kann entscheiden, wenn er mag und wo er hingeht und vor allem, mit wem er mitgeht."

Ich hörte Chris laut schnaufen. Er war eindeutig auf mehr als einhundertachtzig. Sogar durch den Hörer hatte ich das Gefühl, die Welt würde um mich herum vibrieren. Seine überschäumende dominante Wut ging mir unter meine Haut und brachte sie zum Kribbeln. Ich wollte mir meine Ohren zuhalten. Lange würde ich das nicht ertragen können. Er litt und ich war schuld daran. - Ich wollte wieder zu ihm. Es lockte mich alles an ihm. Aber ich durfte jetzt nicht nachgeben, ansonsten hätten wir nie eine Chance. - Ich nickte. Joshua würde zum verbalen Schlag ausholen.

„Nikolas hat sich entschieden. Er will dich nicht sprechen. Er kommt mit zu meiner Familie. Dort kann er in Ruhe Gesund werden und wir können ihn beschützen vor dir. Er hat ein Recht auf ein vernünftiges Leben in einem Rudel und da du kein Rudel willst und er das Angebot von Giovanni nicht annehmen will..."

„Was? Giovanni hat ihm angeboten bei ihm zu leben? Der ist der Nächste auf meiner Liste, direkt nach dir! Dem werde ich den Arsch aufreißen!" Hörte ich Chris durch den Hörer aufgebracht brüllen. Ich spürte förmlich, wie er in seinem Büro aufgeregt hin- und herlief.

„Wo seid ihr?" hörte ich seine knurrende wütende Stimme.

„Nikolas ist aktuell nicht bei mir, ich habe ihn erstmal einer anderen Klinik abgesetzt und wo ich gerade bin, geht dich nichts an. Er kommt dann wenn es ihm besser geht zu meiner Familie nach."

„Du lügst. Ich habe alle Kliniken überprüfen lassen. Nikolas muss bei dir sein. Er und du haben keine Kreditkarte genutzt. Nikolas ist zu schwach. Willst du, dass etwas passiert? Ich werde dich umbringen, falls Nikolas etwas passiert. Das weißt du, also sei vorsichtig, was du als nächstes sagst!"

Ich beobachtete Josh, wie er blass wurde. Sich einem Alpha zu widersetzen war schon schwierig, aber von einem Alpha bedroht zu werden ist eine Ansage, die der Wahrheit entsprach, vermutete ich. Ich strich beruhigend über seinen Oberschenkel.

Er schaute mich überrascht an. „Nikolas geht es gut. Alles ist in Ordnung."

„Ist er bei dir? Hört er mit? Nikolas...Nikolas hörst du mich? Sieh zu, dass du in die nächste Klink kommst. Denk daran, du brauchst noch Hilfe."

Mir kamen die Tränen. Ich wusste, dass er mich auf seine Art liebte.

„Chris, hör mir zu", sagte Joshua. „Das alles geht dich nichts mehr an. Du wirst Nikolas nichts mehr antun können. Nikolas wird Teil meines Rudels."

„Was? Er soll Teil deines Rudels werden. Dieses marode, zurückgebliebene, primitive..."

Joshua dirigierte ein Orchester mit einem Finger in der Luft.

Ich schaute ihn überrascht an.

Chris wurde gefährlich ruhig: „Du willst mir nicht erzählen, dass du ihn wirklich zu diesem Tier bringst? Er wird Nikolas umbringen! Das wird nicht mal einen Winter dauern. Er ist unfähig, gefährlich, dumm und absolut senil. Du selbst wolltest ihm nicht mehr folgen."

„Wie ich schon sagte, das ist nicht mehr deine Angelegenheit. Du hast versagt."

Josh hob den Finger und wartete auf den verbalen Angriff.

Chris heulte jetzt laut: „Das kannst du nicht tun. Er wird sterben."

Joshua lachte hell auf: „Wie ich schon sagte, es ist nicht mehr deine Angelegenheit. Es ist entschieden. Nikolas bleibt bei mir. Er wird sich schon an mich gewöhnen, schließlich bin ich so wie du."

Ich hörte noch als Joshua auflegte, wie Chris alle Schimpfwörter der Welt durch den Hörer brüllte, dann war es mit einem Schlag bleischwer ruhig im Auto, nur das Klicken des Motors war zu hören.

„Ich habe schon des Öfteren erlebt, dass Chris außer sich ist. Er hat sich mit Vater des Öfteren angelegt, aber so außer Rand und Band habe ich ihn noch nie erlebt. Das wird noch spannend werden." Josh schaltete sein Telefon sorgsam aus. Ihm war wahrscheinlich klar, dass Chris es orten lassen wird.

„Lass uns weiterfahren. Wir werden es hoffentlich heute noch bis Banff schaffen." Er lächelte mich trocken an. „Dann kann ich dir morgen die Schönheiten der kanadischen Berge zeigen. Wir haben viel Schnee in den Höhen. Das wird ein schöner Anblick."

Ich nickte traurig. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schlimm sein würde. Aber ich hatte von diesem Telefonat körperliche Schmerzen bekommen. Es ging mir wirklich unter meine Haut. Ich hatte Chris verletzt. Ich wollte das alles nicht. Wie immer war ich schuld. Was sollte ich machen? Ich konnte jetzt nicht abbrechen. Das würde Joshua in Gefahr bringen, Chris würde seine Wut an ihm auslassen und Josh hatte seine eigenen Ziele, die mir jetzt immer klarer wurden. Er tat dies nicht für mich. Er war immer schon jemand, der nichts für andere uneigennützig tat. Alles hatte ein bestimmtes Ziel.

„Ja, das wird schon werden." Ich lächelte ihn aufmunternd an. „Ich freue mich auf den Schnee. Der hat mir gefehlt. Los Angeles ist immer zu warm und hat einfach keine vernünftigen Jahreszeiten.

Der eisige Hauch des Alphawolfs (BoyxBoy)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora