Versau es nicht!

1K 62 0
                                    

Chris setzte sich an den Rand des Sofas direkt vor mich hin. „Nikolas, knie dich hin wie beim letzten Mal."

Ich verstand ihn erst nicht. Was wollte er jetzt von mir? Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht? Was ging hier vor? Er wollte mich wegschicken. Ich wollte nicht gehen. Giovanni war nett gewesen, aber mehr nicht. Ich würde darum betteln. Ich musste ihm gehorchen. Ich wollte Chris! keinen anderen. Ich wusste was er wollte! Ich würde alles tun, was er wollte! Er war Chris. Mein Chris! Ich wollte ihn!

Ich ging in die Knie und setzte mich folgsam auf meine Füße. Dann spreizte ich leicht meine Beine. Das Tablett legte ich neben mich auf den Boden, während ich meine Hände sittsam in den Schoß legte. Dann blickte ich erwartungsvoll von einem zum anderen.

Giovanni war erstarrt. Damit hatte er nicht gerechnet. „Wie machst du das? Du hast ihn nicht mal markiert. Er gehorcht dir aufs Wort. Das ist unglaublich."

Mir liefen erneut haltlos die Tränen.

Chris zuckte mit den Schultern. „Ich habe nichts gemacht. Ich habe nicht Mal meine dominante Alpha Stimme eingesetzt. Er ist nur ein Mensch. Ich dürfte normalerweise kaum Einfluss auf sein Verhalten haben. Es mag mein Aussehen oder Geld sein, aber ich habe die letzten fünf Jahre nichts unternommen um den Jungen bei mir zu halten. Ich habe mehrfach versucht ihn los zu werden." Er zuckte mit den Schultern und nahm mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger während er mir ernst in die Augen schaute.

Ich lächelte ihn flehend an.

„Ich glaube nicht, dass ich noch etwas machen kann. Er hat mich zwei Jahre gesucht, dann hat er hier ohne mein Wissen angefangen zu arbeiten immer mit dem Ziel mein Sekretär zu werden. Erst als er im Bewerbungsgespräch vor mir stand, wusste ich wer er war. Ich habe mehrmals versucht ihn los zu werden. Es hat nicht geklappt. Am Schluss ist er bei dir gelandet" Er strich mir gedankenverloren liebevoll über das Haar. 

Ich erschauerte. Ich war bei meinem Chris. Alles war gut. Vertrauensvoll schaute ich zu ihm auf. Er würde mich nicht wegschicken. Ich war alles was er brauchte und ich brauchte ihn. Ich konnte ihm alles geben was er wollte. Ich konnte alles für ihn sein, wenn er mich nur bei sich ließ.

Beide starrten mich jetzt an.

„Was willst du tun? Du hast kein Rudel."

Chris zuckte mit den Schultern und strich mir liebevoll über die Wange. „Ich denke wir verbleiben erst mal so wie wir aktuell leben. Es bekommt uns beiden am besten. Ich brauche bestimmte Freiheiten und er würde nicht damit zu Recht kommen, wenn ich ihn wirklich an mich binden würde und mir dann diese Freiheiten nehmen müsste um meine Kraft aufrecht zu halten. Denk dran, ich versorge hier über fünftausend Menschen mit Arbeit."

„Was ist mit deinem alten Rudel? Was macht dein Vater?"

Chris winkte resigniert ab: „Es interessiert mich nicht. Ich hatte seit Jahren keinen Kontakt. Er muss bald sechzig sein. Es war seine Entscheidung. Er wusste was er tat."

Giovanni nickte: „Ich weiß. Aber mein Rudel ist klein und meine Arbeit ernährt uns alle." Er schaute wieder auf Nikolas. „Würdest du ihn ein paar Tage zu mir schicken? Ich würde gerne für ihn da ein. Ihm nur ein wenig Komfort bieten. Er sieht erschöpft aus. Er sollte lernen wer wir sind und was wir brauchen."

Chris streichelte weiter gedankenverloren mein Haar. „Das geht nicht. Ich hänge trotz allem an ihm und ich brauche ihn hier bei mir. Er ist mir unersetzlich geworden, auch wenn ich ihm nicht geben kann was er will. Er ist ein Teil meines verkorksten Lebens geworden."

Traurig schaute Giovanni ihn an. „Versau es nicht Catalo." Er rückte näher an mich heran und beugte sich zu mir herunter. 

Ich schaute zu ihm auf, während Chris Hand heiß auf meiner Schulter verweilte, als wenn er Angst hätte ich würde mich noch für den anderen entscheiden. 

Traurig schaute der Silberhaarige mich an: „Nikolas, wenn du irgendwann mal Hilfe brauchst oder irgendetwas anderes, egal was es ist, ruf mich bitte an. Ich kann und werde dir immer helfen." Er gab mir seine Visitenkarte. Dann nickte er, stand auf ohne das Bier anzufassen. „Im Moment kann ich hier nicht viel ausrichten. Aber ich warne dich Chris! Mach es nicht schlimmer. Er liebt dich. Und du? Keine Ahnung was du willst, aber zerstöre ihn nicht. Er hat es nicht verdient. Er ist ein guter Junge und wahnsinnig liebreizend." De Grasso drehte sich um und verließ den Raum.

Verdattert blieb ich am Boden hocken. Was war hier gerade geschehen? Was war das für ein Gespräch gewesen. Ich wusste ich war obsessiv. Chris wusste alles. Es war klar, dass er alles wusste. Er saß immer noch auf der Couch und strich gedankenverloren weiter über mein Haar. Ich schaute zu ihm auf. Was erwartete ich von ihm? Hatte ich Erwartungen? Ich war nur hergekommen um einfach hier zu sein. Um an seinem Leben teilzunehmen. Ich senkte den Kopf und wischte mir mit dem Handrücken die Tränen weg. Wieso belastete mich das alles so? Was wollte Giovanni von mir? Rudel, Markierungen, was bedeutete das alles? Was waren diese beiden Männer zueinander? Es überforderte mich alles.

Müde erhob ich mich von meiner knienden Haltung und ging hinaus.

Der eisige Hauch des Alphawolfs (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt