Verwirrung

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Vierzehn Tage später hatte sich doch tatsächlich Giovanni de Grasso einen Termin geben lassen. Ich wusste nicht was das sollte. 

Während der ganzen Berichterstattung über den Gayclub und Chris hatte ich herausgefunden, dass er der Mann war, der mich mit hineingenommen hatte. Ich konnte mich nicht mehr an diese Nacht erinnern und Chris wollte ich auch nicht fragen, es war schon peinlich genug gewesen. 

Ich konnte nach der ganzen Aktion immerhin eine ganze Woche nicht sitzen und auch jetzt schmerzte mein Rücken immer noch leicht, obwohl ich ein weiches Kissen auf meinem harten Bürostuhl liegen hatte. Meine Kollegen hatten sich überraschte Blicke zugeworfen, aber keiner hat einen Kommentar abgegeben. Ich log etwas über Hämorriden. Ich glaube nicht, dass sie sich vorstellen konnten, was sich in Chris Büro abgespielt hatte. 

Ich war jedenfalls glücklich wie noch nie und lief die ganze Zeit über mit einem breiten Lächeln durch die Büros. Meine Kollegen tuschelten vor sich hin, es gab bestimmt Vermutungen, aber wahrscheinlich dachten sie, dass es zu weit hergeholt war. Chris hatte den Vorfall nie wieder angesprochen und sich genauso wie zuvor verhalten.

Leider.

Er hatte mich nicht mehr zu sich gerufen, um irgendetwas mit mir anzustellen und er hat auch leider nie irgendetwas von mir verlangt außer meiner normalen Bürotätigkeit. Mein Unterleib zuckte, wenn ich an meine Belohnung und Bestrafung dachte. Ich musste wieder lächeln. Ich wusste nun wo ich stand und er wusste warum ich hier war. Ich war zufrieden. Ich verlangte nichts weiter. Ich wollte nur bei ihm sein und sein Leben begleiten. Mehr wollte ich nicht. Die Presse hatte sich wieder beruhigt. Chris hatte in der Zwischenzeit an verschiedenen Veranstaltungen der Medien teilgenommen und immer wieder dieses Filmsternchen mitgenommen, so dass die Presse zwar immer noch Vermutungen anstellten, aber dann doch zu dem Ergebnis kamen, dass er hetero sein musste. Es passte einfach zu seinen Handeln mit den hübschen wechselnden Partnerinnen über die Jahre hinweg, die er auch gleichzeitig immer wieder protegierte.

Nun hatte sich de Grasso angemeldet. Ich lief im Vorraum unruhig hin und her und wusste nicht was das bedeuten sollte. Er war bereits im Fahrstuhl nach oben und ich wartete auf ihn, um ihn in das Büro von Chris zu begleiten.

Die Fahrstuhltür öffnete sich und er stand in Begleitung seiner zweier Leibwächter in voller Größe vor mir. 

Überrascht schaute ich ihn an. 

Er war wirklich beeindruckend. Das hatte ich an dem Abend so gar nicht wahrgenommen in dem Lärm, dem wechselnden Licht und zwischen den Menschenmassen. Er hatte ein markantes kantiges Gesicht. Sein Gesicht war attraktiv, mit leicht norwegische kräftige Gesichtszügen, einer hellen Haut und leicht aufgeworfenen Lippen, die zum Küssen einluden. Seine hellen silbernen Haare passten zu seiner perfekten hellen Haut. Er war elegant gekleidet in einem schwarzen Mantel mit rotem Schal und schwarzem Maßanzug mit Einstecktuch. Eine Krawatte trug er nicht, sein hellgraues Hemd welches genau zu seiner Haarfarbe passte war um zwei Knöpfe geöffnet worden. Kleine gekräuselte Haare schauten auf seiner Brust heraus.

Es reizte mich, ich wollte dieses Haar berühren. Warum war dieser Mann so verführerisch interessant?

Erstaunt schaute ich auf seine absolut beeindruckende Erscheinung. Er war eindeutig hier, um ein Statement abzugeben. Aber mir war nicht ganz klar, was das sollte und was er hier wollte. Irgendetwas muss ich in dieser Nacht verpasst haben. Anhand meines Diensthandys hatte ich herausgefunden, dass ich davon Chris mitten in der Nacht angerufen hatte. Es hatte mich wirklich verwundert. Ich konnte mich an nichts erinnern.

Chris flucht zuvor, als ich ihm von diesem Termin berichtete. Er warf wütend einen Briefbeschwerer an die hölzerne Wand, die nun dauerhaft ein kleines Loch hatte.

Ich war hochrot aus dem Zimmer geeilt, nachdem er dem Termin zähneknirschend knurrend zugestimmt hatte. Ein wenig hatte er sich wie ein Wolf angehört. Wie der Wolf den ich im Wald entdeckt hatte.

Nun stand dieser Giovanni lächelnd vor mir und sah mich warm und herzlich an: „Hallo Nikolas. Ich habe dich vermisst."

Überrascht, verneigte mich formell höfflich leicht zur Begrüßung. Vermisst? Wir hatten eine halbe Stunde miteinander an dem Abend. Ich war ihm dankbar, dass er mich mit in den Club genommen hatte. Aber vermisst? Er mich? Er konnte jeden bekommen in seinem Club. Wahrscheinlich sollte ich mich nochmal bei ihm bedanken. Das war echt nett von ihm gewesen mich mit hineinzunehmen. Ihm lagen wahrscheinlich alle zu Füßen und dann kam ich kleine unscheinbare Leuchte. „Vielen Dank Herr de Grasso für die Möglichkeit in den Club zu kommen. Ich hatte mich an dem Abend wirklich noch gut amüsiert", antworte ich höfflich distanziert.

Er lachte laut auf und fasste mir unter das Kinn. „Du siehst in diesem Anzug noch umwerfender aus als an diesem Abend. Ich wusste, dass du perfekt bist." Er kam näher an mich heran.„Und du riechst wirklich lecker." Er verzog leicht das Gesicht. „Auch wenn du stark nach dem anderen Alpha riechst. Aber das können wir ändern", lächelte er mich breit einladend an. 

„Er hat dich immer noch nicht markiert, oder? Ich wusste es. Er hält sich einen hübschen Knaben einfach so zum Vergnügen. Das ist doch mal etwas. Ich wusste das Catalo nicht zu trauen ist."

Ich verstand immer noch nicht was er meinte und trat irritiert einen Schritt zurück. Woher sollte ich wissen, was dieser bekannte berüchtigte Clubbesitzer so dachte. Ich kannte seine Welt nicht, da blieb ich lieber auf der formalen Ebene: „Herr Catalo erwartet Sie."

Er lachte erneut auf: „Das glaube ich kaum. Außerdem bin ich nicht wegen ihm gekommen, sondern wegen dir... mein kleiner Welpe."

Der eisige Hauch des Alphawolfs (BoyxBoy)Where stories live. Discover now