Chapter 34: Sechstes Jahr: Die lange Nacht

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Dieses Kapitel ist ein wenig düster. Was die Themen und das „angsty" und emotionale Zeug betrifft.------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Sie war nicht, was er erwartet hatte. Nun, er hatte nicht gewusst, was er erwarten sollte – aber es war sicher nicht das. Sie war gedrungen aber gab sich wie jemand, der größer war. Ihr scharfes, kantiges Aussehen wurde nur noch durch ihren rasierten Kopf und den Blick verstärkt, der ihn wie ein Raubtier fixierte. Ihr Mund war breit und ihre Lippe war gerissen und unschön wieder zugeheilt. Auch sie hatte Narben, genauso viele wie er, aber sie waren beinahe unsichtbar, unter einem filigranen Netz aus Tattoos, die sich in nicht nachvollziehbaren Spiralen über ihre wettergegerbte Haut ergossen.

„Remus Lupin," sagte sie mit tiefer, rasselnder Stimme. Sie hatte ein schrecklich bedrohliches Lächeln. Sie zeigte die Zähne – die in schlechter Verfassung waren, verfärbt und uneben. „Ich hab auf dich gewartet, mein Liebes."

Er zog sofort seinen Zauberstab und begab sich in Duellierposition.

„Lass das!" knurrte sie und hob die Hand – ihre Nägel waren lang, gelb und krallenartig, vollkommen verschmutzt.

Sein Zauberstab fiel klappernd zu Boden und er keuchte. Remus war wie festgefroren. Sie stand nur ein paar Meter entfernt, und sein Stab war in Reichweite, aber seine Muskeln versagten. Sie lachte, ihr Atem war dicht und weiß in der Winterluft, „Ich hab dich mit dem Menschen gesehen. Ich bin euch gefolgt."

"Was wollen Sie?" fragte er stetig, während er sie anstarrte. Sie war abstoßend, unsauber – ihr Mantel war ein schweres, verfilztes Tierfell, in dem es vor Flöhen und anderem Getier wimmelte. Sie stank nach dem Wald und Verwesung und Blut. Trotz allem zog ihn etwas in ihren Bann – etwas Vertrautes, Sicheres und Einladendes. Rudel, sagte der Wolf in ihm, ein tiefes Knurren, das aus seinem Innersten drang. Rudel.

„Wir wollen dich, Bruder", sagte sie und trat vor.

Sie senkte die Hand, er spürte eine Art einrasten in seinen Muskeln und er trat automatisch zurück.

„Wir?" fragte er und fand den Mut, sich wieder zu rühren. Er schnappte sich seinen Zauberstab und sie ließ ihn.

„Wir" sagte sie und trat weiter vor. Sie schritt mit einem Fuß vor dem anderen, wie ein Tier. Ihre Füße waren nackt auf dem Pflaster und schwarz vor Dreck.

„Wer ist ‚wir'?", fragte er und warf einen schnellen Blick zurück. Er war fast bei der Tür. Wenn er weit genug zurücktrat, würde man ihn durch die Fenster des Pubs von innen sehen können.

„Deine Familie, Remus Lupin."

"Oh, tatsächlich?" fragte er, immer noch abgelenkt, von seinem Fortschreiten in Richtung Pub. Er musste näher an andere Menschen. „Nun," er versuchte zu lächeln, „wenn wir eine Familie sind, dann gebe ich Ihnen besser einen aus..."

„Du stinkst nach menschlicher Angst, Remus Lupin", sagte sie und neigte den Kopf zur Seite.

„Sorry," sagte er mit einem Schulterzucken. „Wollen Sie jetzt einen Drink, oder nicht?"

„Wenn dir das zusagt."

"Schön..." Er schob mit einiger Erleichterung die Tür auf und betrat den schmuddeligen Pub. Nie hatte er sich im Eberkopf wirklich ‚sicher' gefühlt, aber er war auch noch nie so erleichtert gewesen, von anderen Zauberern umgeben zu sein; dunkel oder nicht. Da waren vielleicht fünf oder sechs von ihnen, zusammen mit dem alten, weiß-bärtigen Barmann. Einige Stammkunden blickten unter ihren Kapuzen hervor, als die beiden Werwölfe eintraten – und wenn sie die Situation irgendwie durchschauten, dann ließen sie es sich nicht anmerken.

All the young dudes (Übersetzung deutsch)Место, где живут истории. Откройте их для себя