1|Morgenmuffel

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"Steh auf du Schlafmütze!", schreit eine viel zu hohe Stimme durch mein Zimmer.

"Urghh Halt die Klappe!", murmel ich nur missmutig in mein Kopfkissen.
Wie ich den Morgen doch hasse.

"Na komm schon Clive. Heute ist Samstag. Das heißt ab in die Stadt!", trällert die Stimme weiter.
"Die Stadt kann mich mal...", maule ich müde.

Als ob ich an einem Samstag um neun Uhr aufstehen würde. Wo sind wir denn?

Ich kuschel mich tiefer in meine Decke und die Haufen von Kissen ohne meinem Umfeld Beachtung zu schenken.

"Clive!"

Wie eine Irre schrecke ich bei dem lauten Schrei hoch und werfe mit Killerblicken um mich.
"Sag mal gehts noch? Es ist Samstag. Ich will schlafen. Und wenn du nochmal so rum schreist, dann stopfe ich dir dein Maul. Hast du mich verstanden?", schnauze ich Amber an.

Ich fange ihren verstörten Blick auf, ignoriere sie allerdings. Sie nickt eingeschüchtert und widmet sich dann wieder ihrem Schminktisch.

Amber ist seit dieser Woche leider meine neue Zimmergenossin.
Meine lieben Eltern waren doch so nett und haben mich einfach auf dieses Internat abgeschoben. Ich war ihnen wahrscheinlich nicht fein genug.

Ich bin Clive Edwards. Als ob ich eine kleine verzogene Zicke werden würde. Ich bin lieber der kleine Rebell mit der großen Klappe. Das passt einfach besser zu mir als das reiche Schnösel Image.

Amber sollte sich daran gewöhnen. Immerhin teilen wir uns das Zimmer, wobei ich es jetzt schon hasse.
Amber wäre wohl die perfekte Tochter für meine Eltern. Arrogant, selbstverliebt und immer auf den Kosten von anderen leben.
Bald will sie sicher nichts mehr mit mir zu tun haben, weil ich 'schlechter Umgang' bin.

Ich sitze nun also müde in meinem kuscheligen Bett. Meine Haare stehen wahrscheinlich in alle erdenklichen Richtungen ab.
Ein kurzes Schnaufen verlässt meine Nase, dann lasse ich mich zurück in mein Bett fallen.

Ich schließe meine Augen wieder, greife blind neben mich, schnappe eins meiner vielen, kuscheligen Kissen und drücke es in mein Gesicht.
So fängt der Tag ja schon wieder prima an.

Plötzlich klingelt, wie ich stark vermute, ein Handy.
Hatte ich nicht gerade beschlossen zu schlafen?
Genervt schmeiße ich das Kissen zurück und sehe an die Decke, während ich nur den Kopf schüttle.

"Geh endlich an dieses verdammte Handy ran!", rufe ich genervt und sehe für einen Augenblick zu Amber rüber, die sich noch keinen Zentimeter bewegt hat.

Nach weiteren qualvollen Sekunden schafft Amber es endlich den schrecklichen Ton auszumachen, jedoch bin ich nicht erlöst und kann in Ruhe weiter schlafen, denn Amber macht sich keine Mühe zu flüstern.

"Hallo?"
"Oh hi Mausi!- Ich wollte aber doch heute noch zu Darek. Nein das kann ich nicht verschieben- Okay."

Ich fahre mir verzweifelt über mein Gesicht. Ich halte das nicht mehr aus, deshalb schmeiße ich meine Decke von mir und springe aus dem Bett raus.

Wie kann man nur so eine grässliche Stimme haben?
Ich schüttel genervt den Kopf und schnappe mir einen schwarzen Sweater von meinem Stuhl neben dem Bett.

Während ich zur Tür laufe, ziehe ich ihn mir über den Kopf drüber.
Er ist zum Glück lang genug, um damit unter Leute gehen zu können ohne gleich als nackt bezeichnet zu werden.

Als ich an der Tür ankomme, und sie aufreiße, hört das Gespräch hinter mir abrupt auf.

"Clive Schätzchen, wo willst du denn hin?"
Ich drehe mich zu Amber um, die mich aus dem Spiegel heraus betrachtet.
Ein unechtes Lächeln legt sich auf meine Lippen, aber ich mache mir auch keine Mühe es echt wirken zu lassen.

Irgendwo zwischen Liebe und HassWhere stories live. Discover now