71|Der Master Plan

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Adam P.o.V.

"Fuck"
Keine Ahnung wie oft ich das nun schon gesagt habe, aber anders kann ich im Moment nicht reagieren. Wie kann man auch so dumm sein?

Die Gang war verständlicher Weise verwirrt von der ganzen Sache, aber ich habe sie nicht weiter aufgeklärt, sondern bin Clive hinterher gerannt. Da ich allerdings eine ziemliche Verzögerung hatte und sie schließlich in dem Getummel von Menschen verloren habe, bin ich vorerst zum Internat zurück gelaufen.

Und jetzt liege ich in meinem Bett und starre an die Decke.
Wieso musste Clive ausgerechnet in dem Moment, wo ich so eine Scheiße von mir gebe, um die Ecke kommen? Schon eine Minute später wäre ein Unterschied ohne so fatale Folgen gewesen.

Ich fahre mir zum gefühlt hundertsten Mal über mein Gesicht und versuche meine Verzweiflung zurück zu halten. Wenn ihr jetzt noch etwas passiert, dann sterbe ich hier sofort an meiner Dämlichkeit.

"Was ist denn mit dir los? Du siehst aus wie ein Zombie", reißt mich Hektor aus meinen Gedanken und schließt die Tür.
"Ich habs verkackt. Aber sowas von verkackt. Ich würde mich ja gerne umbringen aber das wäre dann noch dümmer", murmel ich und balle meine Hand zur Faust um sie im nächsten Moment gegen ein Kissen krachen zu lassen.

"Woaw immer ruhig bleiben. Was geht denn bei dir? Bist du in deiner jährlichen Depri-Phase angekommen oder was?", fragt Hektor und ich kann den belustigten Ton nicht überhören.

"Verdammt, ich habs mit Clive verkackt!", rufe ich aufgebracht und lasse meine Faust ein weiteres Mal in das Kissen krachen.

Hektor sieht mich zuerst verwirrt, dann ungläubig und zum Schluss wütend an.
"Was hast du denn gemacht? Sie ist doch ein klasse Mädchen?! Wieso hast du sie verkrault?", brüllt er mich plötzlich an und seine Blicke sagen im Moment alles. Ja Hektor, du musst mir nicht sagen, dass ich ein Arschloch und Dummkopf bin, das weiß ich selber.

Verdammt, wenn er wüsste, dass alles nur gespielt war, dann würde er es vielleicht verstehen. Aber... ich weiß nicht mal, ob es nur noch gespielt war. Es war schon lustig mit Clive und die Eifersucht war auch nicht gespielt, so ungern ich es zu gebe.
Aber das schlimmste im Moment ist, dass ich sie jetzt schon vermisse. Wie eigentlich jedes Mal, wenn sie länger als eine Stunde nicht bei mir ist.

"Wie hast du es verkackt?", fragt Hektor ruhig, jedoch kann ich förmlich seine innere Anspannung spüren, da sie fast den gesamten Raum ausfüllt. Am besten die Wahrheit. Die Lüge hat ja schon einiges zerstört. Es wird also Zeit wenigstens für eine Person alles klar zu stellen.

"Es war alles nur gespielt", nuschel ich während ich meine Hände über mein Gesicht fahren lasse.
"Wie jetzt? Was war gespielt?"
Sichtlich verwirrt schmeißt Hektor seine Jacke auf sein Bett und starrt in meine Richtung.
"Alles. Verdammt! Es war alles nur gespielt. Dieser Beziehungs-Scheiß. Das war alles nicht echt. Das war nur eine Herausforderung. Wenn Clive mir länger widerstehen kann, als ich dem Drang nach Sex, dann gewinnt sie und dann eben anders herum würde ich gewinnen. Wir haben alles nur gut gespielt!", erkläre ich und kann meine eigene Verzweiflung ziemlich gut hören.

Ich wage einen kurzen Blick zu Hektor, der mich weiterhin anstarrt als hätte ich ihm gerade gesagt, dass ich sterbe. Wie ein Gestörter knete ich meine Finger und fahre mir immer wieder durch die Haare. Kann der Idiot denn nichts sagen oder mich anschreien oder mich schlagen? Mir wäre alles lieber, als diese unangenehme Stille.

"Verdammt sag doch mal was!"
"Was hast du gemacht?", bringt Hektor vor und hört sich dabei an, als hätte man ihm eine Betäubungsspritze in den Mund gestochen.

"Ich hab zur Gang gesagt, dass ich sie auf der Party gefickt habe. Stimmt aber nicht. Jedenfalls kam Clive ausgerechnet in dem Moment um die Ecke und hat alles gehört. Und jetzt denkt sie, dass ich sie wirklich gefickt habe und das, obwohl ich ihr davor versprochen habe, dass es nicht wahr ist. Sie ist weg gerannt und ich hab sie aus den Augen verloren als ich sie aufhalten wollte", fasse ich kurz zusammen, jedoch reicht dieser kleine Bericht, um mir ein weiteres Mal zu zeigen wie dämlich ich bin.

Wieder breitet sich die Stille im Raum aus und wieder ist es unerträglich, sodass ich nervös auf meinem Oberschenkel rum trommel.

"Es sah nicht so aus als wäre alles nur gespielt gewesen", murmelt Hektor. Ich sehe auf den Boden und warte auf weitere Worte, die nicht kommen. Scheint so, als würde er auf meine Antwort für seine nicht direkt ausgesprochene Frage warten.

"Scheint so, als hätte sich einiges geändert", murmel ich kaum hörbar.
"Du hast dich also verliebt"
Ich weiß nicht, ob es eine Frage war oder ob Hektor es schon fest gestellt hat, aber seine Worte geben mir einen Grund zum Nachdenken.

Ich war noch nie verliebt und ich habe somit auch keine Ahnung was es heißt verliebt zu sein. Aber alle sagen doch immer, dass Verliebtsein sowohl schön, als auch scheiße sein kann.

"Man hat nicht wirklich den Eindruck gehabt, dass ihr beide alles gespielt habt. Schon alleine wie ihr euch angesehen habt, hat allen gezeigt, dass ihr aufeinander steht und da kannst du im Moment noch so oft abstreiten, dass du nicht mehr von ihr wolltest als eine einmalige Sache. Es war offensichtlich. So gute Schauspieler seid ihr ganz sicher nicht. Ich bin mir zu Hundert Prozent sicher, dass da echte Gefühle dabei waren. Und nur weil du Honk zu dumm für das Richtige bist, will ich auf keinen Fall meine Freundschaft zu Clive abbrechen müssen. Also mach dir ein paar Gedanken wie du die Scheiße wieder in Ordnung bringen willst! Wir sind hier nicht im Kindergarten, aber vielleicht sollte ich mal zu Methoden greifen, die ein Kind machen würde. Die Idee dir eine Schaufel über den Schädel zu ziehen ist im Moment sehr verlockend und es kribbelt schon in meinen Fingern.
Du weißt, dass wir schon so einiges zusammen durch gestanden haben, auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, dass dir irgendwann mal dein Hirn entglitten ist, war ich immer da. Und du Hirni weißt, dass ich in Zukunft auch immer da sein werde. Aber ich sage dir eins... Wenn du nicht wenigstens versuchst Clive die Sache zu erklären werde ich dir so kräftig in den Arsch treten, dass dir Hören und Sehen vergeht!", brüllt Hektor durch den Raum

Ich sehe ihn ein klein wenig erstaunt an. Solche Ansprachen bekommt man nicht unbedingt oft aus seinem Mund zu hören.
"Wie es aussieht kanntest du meine Gefühle schon längst, bevor ich sie überhaupt wahrgenommen habe", murmel ich und kann mir ein winziges Grinsen nicht verkneifen.

Auch Hektor sieht mich weniger angespannt an. Es tut ihm anscheinend gut mich an zu brüllen.
"Also gut... Wie ist dein Master Plan?", fragt Hektor und setzt sich gespannt auf den Schreibtisch.

Ich sehe zuerst auf meine Hände und stehe dann entschlossen auf.
"Ich werde Clive suchen, ihr sagen, dass ich das größte und dämlichste Arschloch der Welt bin und dann werde ich ihr sagen, dass ich mich in sie verliebt habe"

Irgendwo zwischen Liebe und HassWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu