Irgendwo zwischen Liebe und Hass

64|"Pass auf dich auf"

"Hey Schönheit, was kann ich dir geben?", fragt mich der Typ hinter der, höchstwahrscheinlich, spontan zusammen gebauten Bar.

Ich grinse ihn an und er pfeift leise.
"Ah also ein kleiner Vampir?", lacht der Typ, der sich lediglich ein Shirt mit der Aufschrift 'Kostüm' angezogen hat.
Wirklich sehr einfallsreich.

"Ich brauche nichts mehr. Ich hatte gerade eben schon zwei Drinks, aber danke der Nachfrage. Ich gehe sowieso gleich wieder tanzen", rufe ich ihm zu und er nickt.

"Die Live Band fängt jetzt auch gleich an zu spielen", ruft mir der Typ zu.
"Ach ja, ich bin Tristan"
"Clive. Das ist deine Party?"
"Wie es aussieht schon. Und du bist also Adams Flamme?", grinst er.
"Wie es aussieht schon", äffe ich ihn nach. Tristan lacht leicht und schiebt nebenbei einem Hulk ein Getränk über die Theke, dann wendet er sich wieder zu mir.

"Würde es dir was ausmachen, wenn du meinen Umhang hier irgendwo verstaust? Damit tanzt es sich nicht besonders gut.

"Kein Problem immer her damit", grinst der Typ mich mit seinen weißen Zähnen an und streckt die Hand aus, als ich ihm meinen Umhang reiche.
"Ich hole ihn mir dann später irgendwann", sage ich noch und verabschiede mich auch schon wieder von Tristan.

Ich sehe mich um, und tatsächlich fängt gerade eine Live Band an zu spielen, sodass die Menge anfängt zu jubeln. Ich grinse leicht, da die Stimmung gerade um einiges ansteigt und laufe erst noch am Rand der Leute entlang.

Als ich jedoch am Arm gepackt werde und mit einer Drehung mitten in den tanzenden Teenagern lande und dabei noch gegen eine harte Brust knalle, bin ich viel schneller am Tanzen, als gedacht.

Zwei Hände legen sich um meinen Körper und drücken mich stärker gegen die Muskeln. Ich schlinge meine Arme um den Nacken des Unbekannten und hebe meinen Blick, während ich mich zum Takt der Musik bewege und es der Person mir gegenüber gleich tue.

Sofort strahlen mich zwei stahlharte Augen an und bohren sich in meine und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.

"Hattest du vor jemanden flach zu legen, oder hast du mich erkannt?", frage ich amüsiert.
"Clive?"
"Nein. Ich bin eine Erdbeere", murmel ich grinsend.

"Ich nehme an, dass du also jemand anderen flach legen wolltest und gedacht hast, dass mich deine Schwester und die anderen Typen schon entführt haben."
"Die Volltrottel haben es also verkackt?", fragt er ernst.
"Sieht ganz so aus Elijah. Aber eine Frage... Wenn du mich wirklich dazu bekommst, dass ich irgendwann mal bei dir im Haus sein werde... würdest du mich dann ernsthaft zuerst an den perversen Blonden geben, damit er endlich mal wieder mit seinem Mini Wiener irgendwo versuchen kann ein zu lochen? Du hast doch selbst gesagt, dass du nicht gerne teilst", ziehe ich ihn auf.

"Sag mir, dass der Wichser nicht versucht hat dich zu etwas zu überreden!", knurrt Elijah.
"Hat er, aber ich habe ihn abgeblockt, keine Sorge. Außerdem werden deine Kuscheltiere morgen sehr starke Kopfschmerzen haben und deine nette Schwester wird bald bemerken, dass die Pfosten für alles zu dumm sind. Aber jetzt zu einer anderen Sache okay?"

"Was für eine andere Sache?"
"Was machst du hier?"
"Ich habe Spaß... Und dadurch, dass du auch hier bist und gerade mit mir tanzt und dabei unglaublich heiß aussiehst, habe ich noch viel mehr.", murmelt er und drückt mich näher an sich.

"Bete darum, dass Adam jetzt nicht auftaucht", grinse ich an seiner Brust, mache aber keine Anstalten mich von ihm zu lösen.
Solange er nichts versucht, darf er mit mir tanzen. Außerdem kann er es ziemlich gut.

"Deine Maske sieht gut aus", nuschel ich an seiner Brust.
"Deine auch. Wir scheinen im Partnerlook zu gehen"
"Sorry, aber Adam ist auch als Vampir verkleidet, was bedeutet, dass er und ich uns ähnlicher sehen, als du und ich"

"Das geht mir so ziemlich am Arsch vorbei", murmelt Elijah und ich hebe meinen Kopf.
"Na dann, ist es ja egal", grinse ich.

"Würdest du mit mir mitkommen, wenn ich dich fragen würde?"
"Eher nicht", sage ich nur und bringe Elijah zum Schmunzeln.
"Genau mit dieser Antwort habe ich gerechnet. Und wenn die Trottel es geschafft hätten, dich mit zunehmen? Was hättest du gesagt?"
"Ich hätte nichts gesagt. Ich hätte nur gefragt, ob ich Nutella bekommen kann", grinse ich.

"Das ist dein Ernst oder?", lacht Elijah.
"Mein voller Ernst", bestätige ich.
"Du bist verrückt"
"Und wieso willst du mich dann unbedingt? Ich meine, nicht mal Holly kann mich leiden"

"Du bist eben anders. Und es gibt nicht viele, die anderes sind.", versucht Elijah es mir zu erklären, scheitert allerdings.
"Nora ist anders. Ich meine, sie ist ein Ninja aus der Psychiatrie und hat einen imaginären Freund. Hingegen zu ihr bin ich eine Nudel", sage ich und sehe in seine Augen, die durch die schwarze Maske noch mehr strahlen.

"Und ich glaube jeder ist anders. Schau dir einmal die ganzen Trottel an. Jeder hat seine eigenen Macken"
"Aber alle sind gleich. Vielleicht gibt es winzige Unterschiede, aber fast jeder hier auf der Party will nur seinen Spaß, sich betrinken und Sex"
"Und was bestärkt dich in deiner Vermutung, dass ich es nicht will?"

"Der einzige Grund, wieso du hier bist, ist wahrscheinlich etwas, was damit zu tun hat, Adam zu ärgern.", tippt Elijah und liegt nicht mal weit von dem echten Grund entfernt.

"Der zweite Grund hat sich gerade ergeben. Er besteht daraus, dass ich dich ärgere", grinse ich und befeuchte meine Lippen.

"Das scheinst du schon geschafft zu haben, denn die Tatsache, dass ich dich nicht flach legen kann, obwohl du dieses mehr als nur heiße Kostüm an hast, macht mich verrückt.", haucht er nah an meinem Ohr.

Ich bleibe stumm und reagiere nicht, tanze einfach nur weiter. Seine Hände streichen über meine Hüften und ich zucke ein wenig zusammen, als er seine Hand über den blauen Hüftknochen fahren lässt.

Elijah scheint zu denken, dass es eine positive Reaktion auf seine Berührungen war und senkt seinen Kopf an meinen Hals. Sein Atem prallt heiß gegen ihn, aber ich spüre weder ein nerviges Kribbeln im Bauch, noch das Verlangen in meinem Kopf.

Ich tue einfach nichts, tanze nur langsam weiter und warte darauf, dass sich Elijah wieder entfernt, was er allerdings nicht vorhat, denn er hebt seinen Kopf, beugt sich näher zu mir, bis unsere Lippen nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sind.

Er legt seine Hände um mein Gesicht und sieht mir in die Augen. Ich tue es ihm gleich und halte meine Luft an. Er will doch jetzt nicht das tun, was ich denke oder? Doch höchstwahrscheinlich schon.

Er senkt seinen Blick auf meinen Mund und ich stoße meinen Atem aus. Meine Lippen öffnen sich und würden am liebsten etwas sagen, aber sie bewegen sich nicht. So eine Scheiße aber auch.

Elijah bewegt sein Gesicht weiter in meine Richtung und als seine Lippen kurz meine streifen, beginnt mein Gehirn wieder zu schalten.

"Knackarsch, du weißt, dass ich vergeben bin"
"Einen Versuch war es wert", murmelt er und sieht mich an. Ich meine eine Spur von Enttäuschung in seinen Augen sehen zu können, aber mache mir nicht viel draus.

"Ich muss dich noch ärgern, deshalb sage ich dir hiermit, dass ich jetzt zu meinem heißen Freund gehe und er mir einen Knutschfleck verpassen wird", grinse ich Elijah an, der nur leicht belustigt den Kopf schüttelt.

"Nur noch eine Sache", murmelt er und beugt sich zu meinem Ohr.
"Pass auf dich auf", mit diesen Worten und einem kleinen Kuss auf meine Wange, verschwindet er.

quotessprueche -meine Sis