57|"Ihr habt freie Wahl"

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Adams P.o.V.

"Und, wie sehe ich aus?", frage ich und sehe mich im Spiegel an.
Hektor sieht mich kurz an, nickt dann gelangweilt und widmet sich wieder seinem Handy.

"Hey! Was ist das für ne Meinung?"
"Ja Mann, siehst halt aus wie ein Vampir, was soll ich denn sagen? Dass Clive dich bei dem Anblick sofort auffressen wird? Mein Gott, du kommst voll schwul rüber. Bist ja ein richtiges Adamchen geworden", mault er und verdreht die Augen.

Ich sehe ihn wütend an, was er allerdings nicht mehr mit bekommt, weil er wahrscheinlich gerade in eine andere Welt auf seinem Handy versinkt.

"Schreibst du mit deiner Flamme oder was? Bist ja richtig langweilig", maule ich und grinse mich im Spiegel an um meine Zähne zu betrachten.

Wie nicht anders zu erwarten, sehe ich heiß in den schwarzen Hosen, Stiefeln und dem Hemd aus, bei welchem die ersten Knöpfe offen stehen und meine Brust zeigen. Die roten Kontaktlinsen einlegen, Zähne ankleben, blass schminken, einmal durch meine Haare fahren und schon war ich fertig und das alles in nicht mal einer halben Stunde.

Hektor hat da schon wesentlich länger gebraucht, denn er hat sich, kreativ wie er ist, einfallen lassen, ein Skullface auf sein Gedicht zu schminken, allerdings nicht mit Edding und auch nicht von Clive, sondern mit einem Tutorial von YouTube.

Ich muss zugeben, er sieht einfach schrecklich aus, da er scheinbar Zuckungen hatte, als er den Pinsel in der Hand hatte. Aber ihn scheint es nicht zu stören, denn ihm ist ja im Moment alles egal, sogar die Tatsache, dass ich eine Bestätigung dafür brauche, dass ich heißer aussehe, als ich denke.

"Kannst du mir bald mal sagen, was du machst?", frage ich schließlich genervt und drehe mich zu Hektor.
"Ich schreibe mit Clive", murmelt mein Kumpel in Gedanken versunken.

Ich richte meinen Blick sofort misstrauisch auf ihn und gehe näher zu seinem Bett.
"Was schreibst du denn?"
Ich versuche das Misstrauen zu unterdrücken, aber man kann es mir deutlich anhören.

"Alter, wenn ich was von Clive wollen würde, hätte ich sie mir längst geschnappt, ich meine, du kannst froh sein, dass sie so eine Hackfresse wie dich nimmt", grinst er mich an und lacht leise.

Ich schnaufe nur und schüttel den Kopf.
"Was schreibt ihr?", frage ich erneut und verschränke meine Arme vor der Brust.
"Ich soll sie anrufen"
"Wieso sollst du sie anrufen?"
"Frag sie das doch einfach selbst", gibt Hektor genervt von sich und hält mir sein Handy hin, was ich auch sofort nehme, als ich das Kontakbild sehe.

"Woher hast du das denn?", frage ich und sehe auf Clive, die lachend auf dem Bild zu sehen ist.
"Ich habe meinen Mund geöffnet, habe sie gefragt ob ich ein Foto machen kann und habe schließlich eins bekommen. Hast du Angst gehabt, dass sie es mir freiwillig wegen meiner Schönheit zugesteckt hat oder was?", amüsiert sich Hektor über mich.

"Ich glaube Clive färbt auf dich ab... Du fängst auch schon an mich zu dissen", murmel ich.

"Mich hat nur gewundert, dass du so ein Bild hast... Als ich eins machen wollte, hat sie mein Handy auf den Boden geschmissen", murmel ich und schaffe es somit Hektor zu einem vollständigen Lachanfall zu drängen.

Ich sehe ihn nur böse an und drehe mich weg, dann klicke ich auf 'Anrufen' und halte an Handy an mein Ohr.

Beim dritten Tuten nimmt jemand ab.
"Hey Dumbo", ertönt Clives fröhliche Stimme am Ende der Leitung. Wieso begrüßt sie mich nie so freundlich?

"Ich bins", murmel ich nur.
"Ahh ehm... Hey ...Babe", murmelt sie und ich kann mein Gehirn nicht davon abhalten, das Genuschel als Unsicherheit ein zu stufen. Was ist denn mit ihr los?

"Ehm hey... Was ist los?"
"Warte kurz, ich muss kurz überlegen", sagt sie und es bleibt für ein paar Sekunden still.
Ich warte, bis sie schließlich wieder anfängt zu sprechen, allerdings wieder mit dem altbekannten Selbstbewusstsein.

"Also jetzt bin ich wieder da"
"Und wieso sollte dich Hektor anrufen?", frage ich wieder misstrauisch. Wieso bin ich denn misstrauisch? Was sollen die beiden denn auch machen?

"Naja, mein Guthaben ist fast aufgebraucht, deshalb hab ich eben geschrieben, Dumbo soll anrufen", sagt sie und automatisch stelle ich mir vor, wie Clive grinst. Ich grinse ebenfalls und sehe kurz zu Hektor, der immer noch auf dem Bett liegt und sich vom Lachen erholt.

"Und was wolltest du von ihm?"
"Ich wollte ihm den Ablaufplan sagen, damit alle einen geilen Auftritt hinlegen."

"Und wie sieht dieser Ablaufplan aus?", frage ich neugierig nach.
"Also... Ihr Jungs stellt euch unten an die Treppe in einer Reihe auf und wartet. Bis hier hin verstanden?", fragt sie nach.
"Ich denke das kann ich schon noch verstehen", sage ich und verdrehe belustigt die Augen.

"Bei dir weiß man nie... Also gut, wir Mädels machen unseren eigenen geilen Auftritt, den dürft ihr auf keinen Fall zerstören, also haltet euch zurück, verstanden? Gut, wenn nicht, dann kastrieren wir euch und das wird blutig..."

"Ich werde es ausrichten, noch was?"
"Ja. Wenn wir unseren Auftritt hingelegt haben, werden wir Mädels alle in einer Reihe stehen. Sobald jemand von den Zuschauern ein Zeichen gibt, dann dürft ihr los legen"

"Mit was los legen?", frage ich verwirrt. Sollen wir die Mädels gleich flach legen oder was?
"Ihr dürft euch jeder eine Begleitung aussuchen, die ihr zur Party bringen dürft. Wer sich als erstes das Mädchen schnappt, darf es behalten, so zu sagen. Ihr habt freie Wahl."

Ich ziehe meine Augenbrauen erstaunt in die Höhe, auch wenn sie es nicht sehen kann.
"Okay... Und was bringt das ganze?"
"Spaß", lacht sie und ich grinse. Ist ja wohl klar, dass ich Clive begleiten werde. Sie ist immerhin meine Freundin.

"Wir sehen uns dann später", ruft sie und ich höre noch jemand anderen lachen, dann legt sie einfach auf. Verwirrt drücke ich auf den roten Button und lasse das Handy sinken, dann schmeiße ich es in Hektors Richtung.

Der beobachtet mich nur und sieht mich abwartend mit seiner beschmierten Fresse an.
"Die Mädels haben einen Ablaufplan erstellt, den sie uns sagen wollten", murmel ich und Hektor sieht mich grinsend an.

"Meinst du so... Zuerst Party und dann ins Bett oder zuerst ins Bett und danach Party?", fragt er hoffnungsvoll, worauf ich nur lache.
"Nein ich hatte gesagt, die Mädchen haben einen Plan erstellt, nicht wir beide", grinse ich zurück.

"Und da wären wir wieder bei Adam und nicht bei Adamchen. Clive scheint dich ja ganz schön zu verändern", sagt er und wühlt nach seinem Handy.

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und spanne mich an.
"Ich werde nicht wegen ihr zu ner Lusche", knurre ich.
"Das meine ich auch nicht... Ich meine, du bist auch so ne Lusche, dafür brauchst du Clive nicht. Aber immerhin kann ich mal zwei Nächte hintereinander in meinem Bett pennen, ohne, dass ich mitten in der Nacht von einem Schrei oder Stöhnen geweckt werde", grinst er und fängt wieder an auf seinem Handy rum zu tippen.

"Außerdem bringt Clive auch mal ein bisschen Spaß in die Bude, du bist ja doch nach ner Weile irgendwie ziemlich langweilig", lacht er und wirft mir einen amüsierten Blick zu.

Ich verschränke nur beleidigt meine Arme und schüttel meinen Kopf. Ich habe gewusst, dass Clive auf Hektor abfärbt.

"Wie ist es denn eine Freundin zu haben? Ich meine für deine Verhältnisse ist es eine Meisterleistung eine Woche durch zu halten"
"Muss ich dir jetzt erklären, wie es ist eine Freundin zu haben, weil du selber keine ab bekommst oder was?", grinse ich.

"Wenn du versuchst mich zu mobben, rufe ich Clive an, also sei lieber leise", droht er und ich fange an zu lachen.

"Denkst du ich habe Angst vor Clive?"
Hektor nickt nur grinsend.
"Du wirst schon noch merken, dass du Angst vor ihr haben solltest, wenn du es noch nicht bemerkt hast. Du wirst heulend am Boden sitzen und alle nach einem Taschentuch fragen", sagt er als wäre er allwissend.

"Jaja, laber nur. Ich werde ganz sicher nicht heulen, wegen einem Mädchen. Da kann sie noch so frech sein", lache ich und drehe mich wieder zum Spiegel um noch einmal alles zu checken.

Irgendwo zwischen Liebe und HassWo Geschichten leben. Entdecke jetzt