74|Time to say Goodbye

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Ich renne den Gang entlang, bis ich wie eigentlich immer, meine Orientierung verliere.

Ich schaue mich suchend nach einem bekannten Gesicht um und muss auch nicht lange warten, bis ich einen schwarzen Wuschelkopf entdecke.

Ich laufe auf ihn zu und kaum dreht sich der Typ um, strahlen mich zwei blaue Augen an und betrachten mich.
"Clive!", bringt Dumbo überrascht über seine Lippen. Ich lege kurz meinen Kopf schief und nicke dann grinsend.

"Kannst du mir helfen? Ich finde mein Zimmer nicht", murmel ich und sehe ihn mit Dackelblick an.
"Immer noch nicht? Du bist schon fast zwei Wochen hier", lacht er.
"Obwohl, die meiste Zeit warst du ja in meinem Zimmer", grinst er und wischt mit diesem Kommentar mein Grinsen weg.

"Oh ich verstehe schon. Falsches Thema", murmelt Dumbo leise und ich sehe ihn überrascht an.
"Adam hat es mir erzählt", sagt er, als er meinen Blick bemerkt. Ich nicke nur.
"Clive hör mal, er-"
"Schon gut. Bitte zeig mir einfach den Weg zu meinem Zimmer.", gebe ich genervt von mir und könnte mich gerade selbst schlagen, dass ich Dumbo so anschnauze obwohl er nichts dafür kann.
"Sorry, tut mir Leid, dass ich grad so bin, aber naja... Wie gesagt, falsches Thema im Moment"

"Schon gut, komm mal mit. Du kommst deinem Ziel immer näher", schmunzelt Dumbo und legt seinen Arm um mich. Ich versuche zu lächeln, was zum Glück auch funktioniert, als Dumbo mich aufmunternd in die Seite piekst.

"Wenn du das noch einmal machst, werde ich wohl oder übel alleine zum Zimmer finden müssen, denn du wirst dann nicht mehr leben"
"immerhin kann ich dann sagen, dass ich durch die Hand der wundervollen Clive Edwards gestorben bin", grinst er mich frech an und bringt mich dazu meine Augen zu verdrehen.

Dumbo schiebt mich weiter durch den Gang, bis wir an einer Tür halten und er auf sie deutet.
"Wir wären dann da", grinst er. Ich nicke nur und drücke ihm einen Kuss auf die Wange.
"Danke Dumbo", lächle ich und trete in das Zimmer. Noch bevor ich die Tür schließe kann, kommt er hinter mir in das Zimmer.

"Was willst du jetzt machen?", fragt er mich und sieht sich ein wenig im Zimmer um.
"Packen", murmle ich und hoffe, dass er es nicht verstanden hat. Jedoch hat er es doch und sieht mich verwirrt an. Um seinen Blicken auszuweichen drehe ich mich schnell zu meinem Bett und hocke mich auf den Boden um meinen Reisekoffer vor zu ziehen. Natürlich sehe ich meinen Vorratskoffer und schließe kurz meine Augen.

Wehe du denkst jetzt an die bestimmte Person!

Ich atme tief durch und zerre meinen schwarzen Koffer unter dem Bett vor.
"Wie meinst du das jetzt?", fragt Dumbo und stellt sich vor mich. Ich stehe auf und sehe ihm für einen kurzen Moment in die Augen, schaue allerdings schnell nach unten und versuche mich an ihm vorbei zu schieben.

Er hält mich am Arm fest und sieht mich eindringlich an.
"Wie packen? Wofür?", fragt er ein weiteres Mal.
"Ich.. meine Eltern nehmen mich für zwei Wochen mit nach Hawaii.", murmel ich.
"Du bist gerade mal zwei Wochen hier"
"Sie denken, dass ich versucht habe mich selbst umzubringen, weil der Direktor mich verpfiffen hat, wegen der Sache mit dem Sprung und dem Fenster", erkläre ich knapp und mache mich los.

"Aber... wieso sagst du nicht einfach die Wahrheit?"
"Ich... ich glaube der Abstand wird mir im Moment nicht schaden. Ich bin ja nicht für immer weg. Nur für zwei Wochen. Bis dahin wird sich alles wieder beruhigen und ich kann hier normal leben", versuche ich es ihm verständlich zu machen und zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen.

"Ehm... also... die Lage zwischen dir und Adam ist ja im Moment nicht wirklich... angenehm, aber das bedeutet nicht, dass-"

Ich sehe Dumbo an und warte darauf, dass er weiter spricht.
"Also, das bedeutet doch nicht, dass wir... also unsere Freundschaft jetzt auch kaputt geht oder? Ich will das nämlich nicht. Wer soll mich denn sonst schocken oder ärgern?", murmelt er weinerlich und sieht nervös auf den Boden.

"Aww du bist so niedlich", lache ich und gehe auf ihn zu. Ich ziehe ihn in eine feste Umarmung und er drückt mich ebenfalls an sich.
"Wie sollte ich denn jemals wieder gehen lassen mein kleiner Elefant?", murmel ich an seinem Shirt und schließe kurz meine Augen.

Ich werde ihn wohl am meisten vermissen...

"Ich bin kein Elefant", lacht er an meiner Schulter und löst sich von mir.
"Ich werde deine Meinung auch mit meinen Überzeugungskräften nicht umstimmen können oder?", fragt er und ich schüttel den Kopf.
"Es sind nur zwei Wochen Kleiner", lache ich und drehe mich wieder zu meinem Schrank.

"Na dann. Wenn ich schon hier bin, kann ich dir ja Gesellschaft leisten"
"Wenn du schon hier bist, kannst du auch mit helfen und nicht nur faul rum sitzen", grinse ich und schmeiße ihm meinen Rucksack zu.

"Pack da einfach Zeug rein. Alles was ich gebrauchen könnte", weise ich ihn an und ohne weiter zu murren, fängt Dumbo an alles mögliche rein zu stopfen. ich widme mich meinem Schrank und schmeiße Klamotten in den Koffer.

Eine halbe Stunde später haben wir es geschafft, auch wenn wir eine kurze Unterbrechung machen mussten, als Dumbo das Bedürfnis hatte sich meine Unterwäsche anzusehen und schließlich angefangen hat zu grinsen wie die Katze aus dem Wunderland.

Er musste natürlich unbedingt meinen BH in der Luft rum schwingen und auf meinem Bett rum hüpfen, wie ein Gestörter. Irgendwann habe ich es dann doch noch geschafft den Fettsack vom Bett zu schubsen, sodass er auf den Boden geknallt ist und somit auch ich einen Grund zum Lachen hatte.

Und jetzt stehen wir an der großen Eingangstür des Internats, vollgepackt mit meinen Sachen. Meine Eltern sitzen im Auto und warten sicher ungeduldig, allerdings ist mir das im Moment scheiß egal.

"Stell nichts dummes an und treibe nicht zu viele Leute zu einem Kollaps", grinst mich Dumbo an und zieht mich in eine lange Umarmung.

"Trampel nicht zu viele Leute mit deinen Elefanten Beinen zu Tode und verursache keinen Sturm, wenn du mit deinen großen Ohren fliegen willst", nuschel ich grinsend zurück und zerquetsche ihn ebenso mit meinen Armen.

"Ich werde es versuchen"
"Na dann Kleiner... Sag den anderen, dass es mir Leid tut, dass ich mich nicht persönlich verabschieden konnte. Sag allen einen schönen Gruß und halte mich auf dem Laufenden. Ich konnte leider noch nicht viel über neue Pärchen erfahren. Aber die Kuppelschwester bleibt aktiv.", grinse ich und löse mich von ihm. Er nickt nur und sein Lächeln verschwindet.

"Wie sollen nur alle diese Stille und Langeweile aushalten? Ohne dich wird es hier scheiße", mault er und verzieht sein Gesicht schmollend.
"Bevor ich da war, habt ihr auch alle überlebt", lächle ich.

"Ich muss jetzt aber los Kleiner. Vergiss nicht allen Grüße auszurichten und ich übertrage dir hiermit das Recht allen einen Arschtritt zu verpassen, wenn sie sich dämlich anstellen oder zu dumm zum Leben sind. Verstanden?"

Dumbo nickt nur und sieht mich mit großen Augen an.
"Hundeblicke ziehen bei mir nicht. Netter Versuch. Ich werde deine Dummheit wohl ziemlich vermissen, aber es sind nur zwei Wochen.", grinse ich und gehe noch einmal zu ihm. Ein letztes Mal drücke ich ihm einen Kuss auf die Wange, dann drehe ich mich um und laufe die Stufen nach unten.

"Time to say Goodbye", nuschel ich leise und summe die Melodie leise vor mich hin, bevor ich den Kofferraum voll lade und schließlich meinen Hintern auf den Rücksitz verfrachte.

Wie ein kleines Kind fahre ich das Fenster runter und stecke meinen Kopf durch, während ich mich verrenke um auch noch offensichtlich zu winken. Dumbo lacht nur vor sich hin, während er ein Papierfetzen aus seiner Arschtasche fischt und theatralisch damit in der Luft wedelt.

Ich schicke ihm noch einen Luftkuss, sehe allerdings nicht mehr, ob er ihn fängt, denn mein Vater biegt ab und somit verliere ich die Sicht auf Dumbo.

Time to say Goodbye... zumindest für zwei Wochen...

Irgendwo zwischen Liebe und HassWhere stories live. Discover now