16|"Auf drei!"

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Adam's P.o.v.

"Na komm schon! Bewege deinen Arsch hier rüber! Und sei ja leise!", zischt Clive zu mir. Ich verdrehe die Augen und stoße mich langsam von der Ecke ab.

Ich werfe noch einen letzten Blick zum Innenhof des Internats und scanne alles ab, doch niemand ist zu sehen.

Als ich mich umdrehe, steht Clive unter dem Fenster und sieht nachdenklich rauf. Das Fenster liegt über zwei Meter über ihrem Kopf.

Ich gehe langsam auf sie zu und beobachte sie weiter. Sie kaut nachdenklich auf ihrer Lippe rum und das turnt mich nicht grade ab...

Doch genau in dem Moment muss da diese bekloppte Mülltonne stehen und gegen mein Schienbein knallen. Ich schrecke genau wie Clive hoch und sehe nach unten, wo die Tonne scheppernd in den Kies fällt und dort reglos liegen bleibt.

"Sag mal spinnst du? Ich hab gesagt leise! Und nicht, dass du wie ein Affe ein Ständchen auf der Tonne kloppen sollst!", meckert sie leise und sieht mich sauer an. Ich hebe abwehrend die Hände in die Luft. Sie will ja gar nicht wissen, wie heiß sie aussieht, wenn sie sich so aufregt...

Ich mache einen Bogen um die Tonne und gehe dann zu Clive, die immer noch da steht und nach oben sieht. "Wie bin ich da bloß heute morgen rauf gekommen?", fragt sie leise und beißt sich wieder auf die Lippe.

Ich muss mich ziemlich zusammenreißen und wende schnell meinen Blick zum Fenster über uns. Gute Frage, die sie gestellt hat. Sie ist nicht sonderlich groß. Zumindest nicht groß genug, um da hoch zu kommen.

"Ich war besoffen, das sagt wohl alles", murmelt sie wohl mehr zu sich selbst. Ihre Worte bringen mich zum Grinsen. "Also schon ne Idee, wies da hoch geht?", frage ich ungeduldig und sehe mich nach so klischeehaften Dingern wie Rosengitter oder Rohren um. Aber abgesehen von ein Baum in zwanzig Metern Entfernung ist nichts hohes in Sicht.
"Wie wärs mit ner Leiter?", fragt sie spöttisch.

Ich schnaufe, doch Clive scheint eine Idee zu haben, denn sie grinst mich böse an. Nicht schon wieder! Dieser Blick bedeutet nichts gutes...

Ich sehe sie abwartend an.
"Ich hoffe du kannst klettern! Und wie beim Baum vorhin! Falls du fällst, nicht schreien und am besten auf keinen Ästen oder sonst was landen", sagt sie mahnend. Ich verdrehe die Augen und über höre einen Moment den ersten Teil.

"Hast du etwa Angst um mich?", frage ich grinsend und gehe einen Schritt näher auf sie zu.
"Nein! Ich will bloß nicht, dass du irgendwas zum Rascheln oder Knacken bringst", sagt sie und schüttelt den Kopf.
Ich verdrehe die Augen. Clive ist hartnäckig, das muss man ihr lassen.

"Also kannst du klettern?", fragt sie nochmals. Ich zucke die Schultern. "Keine Ahnung"

Sie schnauft genervt und geht ganz nah an die Wand des Gebäudes. Dann fängt sie an die Wand hoch zu klettern. Ich folge natürlich meinem Instinkt und glotze ihr auf den Arsch, auf den man von hier unten, mal so nebenbei, ne ziemlich gute Sicht hat.

Sie scheint die Wand mit Leichtigkeit hoch zu klettern. Als sie einen Blick zu mir wirft und sie bemerkt, dass ich noch immer am selben Fleck stehe, sieht sie mich genervt an.
"Na komm schon Ice! Du wirst nicht zum letzten Mal meinen Arsch sehen", murmelt sie...

Das glaube ich auch. Wenn sie nur wüsste...
Ich gehe nun ebenfalls zur Wand und fange an nach oben zu klettern, was ziemlich leicht durch die Verzierungen geht.

"Ich bin drin!", ruft mir Clive zu und ich sehe nach oben, wo sie ihren Kopf aus dem Fenster streckt und mich an grinst. Ich grinse zurück und greife nach dem Fensterbrett. Dann ziehe ich mich hoch und quetsche mich mühsam durch das enge Fenster.

Clive geht ein Stück nach hinten und ich stelle mich grade hin. Wir sind wirklich im Biologie Raum. Alles ist dunkel und kein Laut ist zu hören. Ich drehe mich nochmal zum Fenster und schließe es, dann gehe ich zu Clive, die bereits zur Tür läuft.

Ich stelle mich hinter sie und schaue, genau wie sie, durch den kleinen Spalt, der den Schulflur zeigt.

Kein Licht brennt und auch hier ist alles still. Sie öffnet die Tür ganz und tritt dann in den Flur.

Ich folge ihr und schließe die Tür. Wieso schließen die Leute die Räume nicht zu?

Ich schüttel den Kopf und sehe wieder zu Clive.
"Du musst mir zeigen, wo wir hin müssen, ich habe nämlich keine Ahnung", gibt sie klein laut zu. Ich grinse. Tja, wie schön das ist, wenn sie auf mich angewiesen ist...

"Komm mit und sei ja leise!", grinse ich sie an und greife nach ihrer Hand. "Lass mich los du Idiot!", knurrt sie, doch ich werfe ihr einen Blick zu, der sie verstummen lässt.

Sie verdreht genervt die Augen, doch ich ignoriere das und ziehe sie hinter mir durch die Dunkelheit. Unsere Schuhe treffen nur leise auf den Boden auf, aber in dieser Stille ist selbst das laut.

Haben die ganzen Leute nichts zu tun? Sonst hört man die doch auch stöhnen oder schreien. Was machen sie heute?

Ich unterdrücke einen genervten Seufzer und ziehe Clive weiter hinter mir her. Sie protestiert nicht weiter und folgt mir, ohne, dass ich sie ziehen muss. Sie klebt ja förmlich an meinem Arsch.

Gerade will ich sie damit ärgern, als eine Zimmertür aufgeht. Ich drehe mich zu Clive, die mich mit großen Augen ansieht.

"Scheiße", flüstert sie. Sie zieht ein kleines bisschen an meiner Hand und ich deute mit meinem Zeigefinger vor den Lippen an, sie soll leise sein.

Clive wirft mir einen dieser 'Das hätte ich jetzt nicht gedacht- Blicke' zu und verdreht leicht die Augen.

Ich ziehe vorsichtig an ihrer Hand und gehe leise einige Schritte weiter, bis wir an der Ecke ankommen.

Sie drückt sich unbewusst an mich, um auch um die Ecke sehen zu können, und das ist in dem Moment nicht praktisch, aber jetzt müssen wir erst mal in ihr Zimmer.

Ein Lichtschweif ist aus einem der Zimmer zu sehen und dann ein Umriss einer Person.

Ich sehe kurz zu Clive, die mich ebenfalls ansieht, dann fängt sie an zu grinsen. Ich nicke nur.

"Auf drei...", hauche ich ganz leise, kaum hörbar. Sie nickt nur.
Man hört ein männliches Husten, Schritte.

Ich sehe noch einmal um die Ecke. Die Person ist wieder ins Zimmer gegangen, hat aber die Tür offen gelassen.

"Drei!", flüstere ich und ziehe hart an Clives Arm. Sie rennt im selben Moment los und wir stürmen um die Ecke.

Unsere Schuhe trampeln natürlich wie Ochsen auf dem Boden, aber wir sind schnell an der offenen Tür vorbei.

Ich ziehe weiter an Clives Arm, aber erstaunlicher Weise kann sie gut mithalten...

Ich ziehe sie um die nächste Ecke und höre nur noch zwei Rufe von dem Mann. Als ob wir stehen bleiben würden....

Wir rennen weiter und bleiben schließlich nach einer Minute vor Clives Zimmer stehen.

Sie stößt die Tür brutal auf und wir stürmen in den Raum. Ab dem Moment kann sie sich nicht mehr halten und bricht in lautes Gelächter aus.

Ich lache leise mit während sie sich auf ihr Bett schmeißt und weiter lacht.

Ich gehe auf sie zu und bleibe vor ihrem Bett stehen. Sie merkt es natürlich nicht, weil sie sich weiter freut.

Ich grinse und lasse mich dann auf sie fallen, sodass sie laut auf stöhnt und schnauft.

"Geh runter von mir du fettes Arschloch! Du bist schwer!", schnauft sie leicht amüsiert.
"Bald wirst du nicht wegen Schmerzen stöhnen, sondern wegen meiner Begabung Mädchen zu befriedigen", grinse ich und sie zieht spöttisch eine Augenbraue nach oben. "Dein Ernst?", lacht sie leise und versucht mich von sich zu schieben.

"Mein voller Ernst. Du wirst meinen Namen so laut stöhnen und schreien, dass alle es hören werden", flüstere ich. Doch bevor sie etwas sagen kann, räuspert sich jemand hinter uns.

Wir beide zucken zusammen und ich springe von Clive auf. Mein Blick sucht den dunklen Raum ab und bleibt schließlich an einer Person hängen.

Irgendwo zwischen Liebe und HassWo Geschichten leben. Entdecke jetzt