Heiße Diskussion

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Selbst Wochen nach Jukkas Tod, konnte Fire nicht an die schöne Zeit mit ihm zurückdenken. Der Schmerz saß zu tief, sodass ihre Gedanken oft von dem Bild seiner Hinrichtung blockiert wurden. Zudem vermisste sie ihre Freiheit das zu tun, was sie wollte. Auch das Tageslicht fehlte ihr sehr. An dem Tag an dem ihr Bruder starb, hatte sie es das letzte Mal gesehen. Sie fühlte sich nicht nur wie ein Vogel in einem Käfig. Vielmehr wie ein Vogel im Maul einer Katze, von der man nicht wusste, wann sie schlucken würde.

Fire hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Das einzige was sie zählen konnte, waren die Besuche der Wachen, welche ihr einmal täglich Brot und Wasser gaben. Sie hatte aber auch das schnell wieder aufgehört, da sie die genaue Zeit nicht mehr interessierte. Sie wusste nur, dass es schon viel zu lange her war, dass sie mit ihren Kammeraden auf der Crying Mermaid Trinklieder angestimmt und im Krähennest mit Jukka Sonnenuntergänge beobachtet hatte. Wie so oft in ihrer Zeit des Gefangenseins, versank sie in Gedanken und erinnerte sich zurück. Sie wusste noch genau, wie der alte Joe einmal sagte: "Lass dir von den Schlechten Zeiten nicht das Leben verderben, denn ohne sie würden wir auch keine guten kennen!" Wie gern sie jetzt auf diesen Satz gehört hätte. Sie bezweifelte, dass es in ihrem Leben jehmals wieder gute Zeiten geben würde.

"Na? Wieder einmal nichts gegessen?", wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. "Was geht dich das an?!", fauchte Fire den jungen Heermeister an. "Nun, mein Vater bezahlt für dieses Brot und ich finde es schade, wenn man jemandem etwas davon gibt und dann zusehen muss, wie es verdirbt", begründete Faramir seine Frage. "Das nennst du Brot? Felsbrocken mit Geschmack trifft es eher. Damit könnte man locker jemanden mit einem Schlag ins Jenseits befördern!", entgegnete Fire. "Ist das Brot der Dame etwa nicht luftig genug?", begann Faramir sie zu provozieren. "Hatte ich erwähnt, dass das Brot sich als Mordwaffe benutzen lässt?", konterte das Mädchen. Der Heermeister schaute kurz etwas verblüfft drein, dann sagte er: "Nun, jedenfalls würde ich an deiner Stelle etwas essen. Was anderes bekommst du nämlich nicht. Außerdem, wenn ein Gefangener ohne Befehl zur Hinrichtung umkommt, darf ich mich dafür verantworten." Fire zog eine Augenbraue hoch, dann entgegnete sie: "Ich dachte du bist der Heermeister?! Wer könnte dich bestrafen? Außerdem, so schlimm wird es der Truchsess nicht finden, wenn er einen halben "Brot"laib weniger finanzieren muss." Faramir schüttelte leicht den Kopf. "Denkst du, mein Heer gehorcht mir noch, wenn ich meine eigenen Regeln breche?", fragte er dann. "Das kann mir ja eigentlich egal sein. Wenn ich nicht essen möchte, dann esse ich auch nicht. Wenn ich verhungere, ist es meine Schuld. Verstanden?" Genervt blickte Fire wieder zur Wand. "Ich bezweifle, dass dein Bruder gewollt hätte, dass du so ein, sagen wir mal Selbstmordding, durchziest", diskutierte er weiter. "Und wenn schon! Er ist tot! So gut sollte dein Gedächtnis doch noch sein, oder?!" Langsam hatte die junge Frau genug. Faramir verdrehte nur die Augen. "Also deswegen" Er seufzte. Fire sah in verwirrt an. "Was meinst du?", fragte sie neugierig. "Ich denke das weißt du selbst. Ich dachte du wolltes kämpfen, damit du von dir behaupten kannst, nicht aufgegeben zu haben. Nur, dass es genau danach aussieht. Nach aufgeben", herausfordernd funkelte er die Frau an. Sie schüttelte den Kopf. "Mein Ziel ist nicht der Tod. Aber es verdirbt mir den Appetit, zu wissen, dass der der mein Essen bezahlt, für den Tod meines Bruders verantwortlich ist!" Sie knurrte mehr, als dass sie sprach. "Doch nimmst du den Tod dadurch in Kauf", stellte Faramir ihre Begründung weiter in Frage. "Und was interessiert es dich, ob ich lebe oder tot bin?! Von deinem Mitleid bekomme ich weder meine Freiheit, noch meinen Bruder zurück!", sagte sie mit einem hohen Maß an Verachtung in der Stimme. Faramir nickte, und kurz darauf hatte die Dunkelheit ihn wieder verschluckt.

Er wusste, dass sein Mitleid ihr nichts brachte. Doch er hatte das Gefühl, für ihr Leid verantwortlich zu sein. Deslhalb wollte er dafür sorgen, dass sie am Leben blieb, bis er sein Schuld wenigstens annähernd behluchen hatte. Ja, er fühlte sich für Jukkas Tod verantwortlich, obwohl ihn keine Schuld traf. Diese war seinem Vater zuzuschreiben. Schließlich hatte Faramir keine Wahl, zwischen gehorchen und Widerspruch. Oder vielleicht doch?

KämpferherzWhere stories live. Discover now