Vorurteile

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"Guten Tag Faramir. Was machen die Verletzungen?", fragte Edda, als sie zügig den Raum betrat und anfing ein Tuch mit einer Kräuterlotion zu tränken. "Es geht schon besser", antwortete der Heermeister. "Fire, würdest du ihm schonmal die Verbände abnehmen?", fragte die Schwester, wärend sie noch ein paar Kräuter mehr in die Schüssel warf. Die Piratin seufzte kurz und der Mann drehte sich erschrocken zu ihr um. Ungläubig starrte er sie an. "Was machst du denn hier?", fragte er immernoch überrascht. "Fire hilft mir. Jetzt dreh dich wieder um! Wie soll sie denn sonst die Verbände öffnen!?", sagte Edda. Langsam drehte Faramir sich um. Ihm war die Situation wohl genauso unwohl wie der Frau. Sie schluckte einmal kurz und begann dann seine Wunden freizulegen.

Sie war ziemlich erleichtert, als das Verbandsmaterial endlich komplett von ihm genommen war. Als Fire ihre Hilfe angeboten hatte, wusste sie ja nicht, dass der erste Patient der idiotische Heerführer sein würde. Als könnte sie Gedanken lesen, fragte Edda: "Sagt mal, ihr könnt euch wohl nicht besonders gut leiden, oder?" "Ich für meinen Teil, halte nicht sonderlich viel von ihm. Mag sein, dass es Bewunderer gibt, aber ich zähle definitiv nicht zu ihnen. Er hat immerhin meinen Bruder ermorden lassen", stellte die Piratin klar. Auch Faramir sagte seine Meinung: "Das war nicht ich, das war mein Vater! Außerdem, ist sie eine Piratin. Was soll ich schon groß von ihr halten?" "Oh jeh, wie Kleinkinder... ", seufzte die Schwester. Sie begann seine Wunden mit der Kräuterlotion einzureiben. "Fire, kannst du bitte schonmal frische Verbände vorbereiten?", fragte sie, als sie das Tuch ein letztes Mal in die Schale tauchte. Die Frau nickte kurz und öffnete dann eine Schublade, auf welcher groß "Verbandsmaterial" stand. Sie nahm eine frische Verbandsrolle heraus und löste den kleinen Haken, welcher verhinderte, dass die Rolle sich beim Aufbewahren selbst abrollte. Dann reichte sie sie der Schwester. "Kannst du bitte helfen? Halte einfach das Ende hier fest, damit ich den Verband problemlos anbringen kann." Mit diesen Worten deutete Edda auf das Ende der Verbandsrolle, welches Fire nun vorsichtig festhielt, damit es nicht abrutschen konnte. Eines musste sie ihm lassen, Faramir hatte eine feste, gut durchtrainierte Brust. Auch sonst war er nicht gerade hässlich... {OH JEH, wo sind nur wieder deine Gedanken, Fire? Hallo? Er ist der Mörder deines Bruders! So jemanden findet man nicht attraktiv! Außerdem ist er ein arroganter Idiot und in Eowyn verknallt!} Dachte Fire sich.

Endlich war Faramir fertig versorgt und die Frau konnte ihre Aufmerksamkeit anderen Verletzten widmen, welche nichts mit dem Tod ihres Bruders zu tun hatten. Sie eilte mit Edda von Zimmer zu Zimmer, entfernte Verband um Verband und versorgte Verwundete um Verwundete.

"Das war's! Feierabend!", sagte Edda erschöpft, nachdem sie auch den letzten Krieger mit frischen Verbänden ausgestattet hatten. "Mensch war das Anstrengend! Ich würde sagen, du hast dir deinen Schlaf redlich verdient!", sagte Fire erleichtert. "Ich hab seit drei Nächten nicht mehr geschlafen. Wir haben einfach nicht genügend Heiler um alle Verletzten auf einmal zu versorgen. Deshalb hat jeder einen eigenen Bereich. Alleine hätte ich das heute wieder nicht fertig gebracht. Danke!", bedankte sich die Heilerin. "Hab' ich doch gerne gemacht. Ich hatte ja sonst nichts zu tun", sagte Fire bescheiden. "Übrigens...ich weiß nicht ob die Frage jetzt bescheuert klingt, aber.... warum versuchst du dich nicht mit Faramir zu vertragen? So wie ich dich heute kennengelernt habe, würdet ihr euch bestimmt super verstehen!", fragte die Schwester vorsichtig. "Nun, da bist du nicht die erste Person die das sagt. Pippin ist ebenfalls der Meinung, aber er kann mich nicht leiden, weil ich eine Piratin bin, und ich kann ihn nicht leiden, weil er den Tod meines Bruders zu verantworten hat und sich mir gegenüber immer total bescheuert verhält!", antwortete die Piratin. "Ganz ehrlich? So piratenhaft wirkst du gar nicht! Ich glaube Denethor hat seine Söhne sehr negativ geprägt. Der Truchsess hatte sich auch immer am ersten Eindruck festgeklammert und alle anderen Personen nach diesem Bild behandelt. Dementsprechend war Faramir zum Besipiel immer nur der schwache, unfähige Jüngste, dabei ist er mindestens genauso stark wie Boromir es war. Nur eben auf eine andere Art und Weise... Nun... auf jeden Fall sollten wir uns jetzt eine Runde Schlaf gönnen. Findest du nicht auch?" Nachdem Edda ihre Erklärung beendet hatte, entfur ihr ein langes Gähnen. Fire nickte stumm, murmelte ein müdes, nachdenkliches "Nacht" und ging dann in Richtung der Gästezimmer.

KämpferherzWhere stories live. Discover now