Klärendes Gespräch

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Lange blieb es wieder still. Irgendwann fragte Adeola dann: „Darf ich jetzt endlich herein kommen?" Sie vernahm ein leises Klicken und rappelte sich schnell auf. Vorsichtig drückte sie die Klinke und die Tür öffnete sich mit einem leisen Quietschen. Langsam trat Adeola ein und blickte sich um. Fire stand mit dem Rücken zu ihr im Zimmer, als hätte sie gerade zurück zu ihrem Bett gehen wollen. Sie drehte sich zögerlich um. Ihre Augen waren rot vom weinen. Ihre große Schwester stellte die Schale mit Quarkbällchen auf dem Nachtkästchen ab und beeilte sich, die junge Frau in den Arm zu nehmen. Diese begann sogleich von neuem zu schluchzen. Adeola führte sie langsam zum Bett und setzte sich mit ihr darauf.

„Es ist alles gut, ich bin doch da...Beruhige dich", begann die Ältere der Beiden zu sprechen, „Was ist denn los?" Fire befreite sich aus den Armen ihrer Schwester und wischte sich mit ihrem Ärmel über die Augen. Dann schniefte sie einmal laut, ehe sie murmelte: „Lorgan...er..." Sie musste schwer schlucken, ehe sie weiterreden konnte: „Wir haben uns gestritten. Ich wollte mich nur mit ihm vertragen, aber er hat nicht zugehört!" Erneut rannen Tränen ihre Wangen herab und sie wischte sie schnell mit dem Handrücken fort. „Worüber habt ihr euch denn gestritten?", fragte Adeola vorsichtig nach. Fire blickte zu Boden und antwortete nicht. „He, wenn ich nicht weiß, was los war, kann ich dir nicht helfen", meinte ihre große Schwester daraufhin besorgt. Die Jüngere schniefte erneut. „Fire, egal was es ist, du kannst es mir sagen. Ich werde niemandem davon erzählen, versprochen!", begann die Andere wieder auf diese einzureden. Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, erzählte Fire: „Lorgan und Eowyn haben sich geküsst und ich habe sie angeschrien, weil Faramir sich wieder mit ihr vertragen hat wollen um mit ihr von vorne anfangen zu können. Ich habe ihm dann erzählt, was passiert ist, weil Eowyn zu feige war. Er hatte daraufhin gemeint er wolle ohne sie zurück nach Ithilien gehen. Weil ich mich nicht mit Lorgan streiten wollte, bin ich kurz später zu ihm gegangen um mit ihm zu reden. Er hat mir aber nicht zuhören wollen und mir nur unterstellt, dass Eowyn richtig gelegen hatte." „Womit soll sie Recht gehabt haben?", fragte Adeola verwundert. Wieder musste Fire ein paar Mal tief durchatmen bevor sie fort fuhr: „Dass... dass ich mich...Oh, bei den Valar!" Sie wurde von einem plötzlichen Weinkrampf geschüttelt. Adeola ergriff ihre Hand und drückte sie fest, ehe sie meinte: „Du kannst es mir erzählen. Ich bin für dich da." Fire schniefte wieder ein paar Mal, dann begann sie wieder: „Er meinte Eowyn hatte Recht, als sie meinte, ich... dass ich... ich..." „Hey, ganz ruhig. Keine Eile. Rede, wenn du dich wieder beruhigt hast", meinte Adeola verstehend. Ihre kleine Schwester schwieg eine Weile, während sie weiter schniefte und versuchte ruhig zu atmen.

Nach wenigen Augenblicken schaffte sie es dann wieder zu sprechen.

„Lorgan meinte, Eowyn habe richtig gelegen, als sie mir unterstellt hatte, dass ich mich in Faramir verliebt hatte. Er meinte, dass ich nur deshalb so schnell aus Haradwaith wieder aufbrechen wollte und, dass ich Faramir wirklich etwas eingeredet habe, dabei hat Lorgan doch selbst gesagt, dass Eowyn allein sich ihre Beziehung verdirbt." „Und stimmt es, was Eowyn bezüglich deiner Gefühle zu Faramir behauptet hatte?", fragte Adeola ruhig weiter. Fire blickte an die Zimmerdecke und atmete laut hörbar aus, während sie nachzudenken schien.

„Ich weiß nicht...", meinte sie dann ehrlich. „Und wenn du einmal mit Faramir darüber reden würdest?", schlug ihre große Schwester dann vor. Die Jüngere blickte schockiert zu ihr herüber und meinte ungläubig: „Niemals!" „Wenn du diese Sache aber nicht klärst, dann wird es dir auch nicht besser gehen", warf Adeola ein. „Selbst wenn ich mir sicher sein könnte, dass ich etwas für ihn empfinde...Ich bin doch nur eine Freundin für ihn!", erklärte Fire ihren Standpunkt. „Und wenn schon! Dann wisst ihr wenigstens, wie ihr euch gegenseitig zu behandeln habt. Er ist erst vorhin zu mir gekommen und wollte, dass ich mit dir rede, damit ich ihm erklären kann, wie er sich momentan am Besten dir gegenüber verhalten soll. Er macht sich wirklich Sorgen um dich und würde dir gerne Helfen, weiß aber nicht wie er mit dir reden soll", meinte ihre Schwester eindringlich. „Er soll einfach überhaupt nicht mit mir reden", gab die Jüngere patzig zurück. „Und wenn ich noch einmal mit ihm rede?", bot Adeola nun an. „Wehe wenn du ihm etwas erzählst!", protestierte Fire daraufhin sofort. Die Ältere seufzte. „Aber irgendwo müssen wir doch anfangen, wenn wir diese Situation in den Griff bekommen wollen", gab sie zu bedenken, „Am Besten wäre es, wenn du dir bewusst werden würdest, was genau du wirklich für ihn fühlst. Dann wüssten wir immerhin aus welcher Richtung wir dieses Gewirr aus Problemen in Angriff nehmen könnten." Ihre kleine Schwester schwieg und blickte zu Boden. „Wir machen uns wirklich Sorgen um dich", versuchte die Ältere ihr ins Gewissen zu reden. Als ihr Blick auf das Nachtkästchen fiel, erhob sie sich und holte die kleine Schüssel mit den Quarkbällchen. „Vielleicht würde es fürs Erste auch reichen, wenn du wenigstens mal etwas essen würdest", versuchte sie Fire entgegen zu kommen. Sie hielt ihr das Schüsselchen hin und nahm selbst eines der Gebäckstücke heraus. Widerwillig griff Fire ebenfalls nach einem Quarkbällchen und biss desinteressiert ab. Adeola murmelte ein leises „Danke" woraufhin Fire wieder zu ihr auf blickte. „Ich will nicht, dass ihr mich für schwach haltet", meinte sie ernst. „Schwesterherz, niemand würde es jemals wagen dich für schwach zu halten! Dafür hast du uns schon zu oft bewiesen, wie stark du bist! Zudem kann Stärke auch heißen, dass man den Mut hat zu seinen Gefühlen zu stehen und sich nicht vor ihnen zu fürchten", versuchte die Ältere ihre Schwester zu ermutigen. „Wenn du meinst...", entgegnete diese nur. „Ich meine es nicht nur, ich weiß es! Und egal was genau du jetzt wirklich für Faramir fühlst, ich kann dir auf jeden Fall versichern, dass er dich sehr gern hat. Ob nur freundschaftlich oder anderweitig, weiß ich nicht, aber er macht sich wirklich ernste Sorgen um dich! Soweit ich weiß hat er sogar seine Abreise verschoben, damit er falls nötig für dich da sein kann", versicherte Adeola ihrer kleinen Schwester und nahm sie nochmals fest in den Arm. „Versuche bitte noch mal mit ihm zu reden. Es wäre ungerecht, wenn er sich um dich sorgt und mit sämtlichen Mitteln versucht an dich heran zu kommen, aber du ihn jedes Mal kalt zurückweist und das, obwohl er doch scheinbar erst vor kurzem Eowyn als Bezugsperson verloren hat", bat sie, während sie sich erhob. „Ich lass dich jetzt eine Weile in Ruhe, damit du dir meine Vorschläge nochmals durch den Kopf gehen lassen kannst und vielleicht ist die Lösung des Problems ja einfacher, als du denkst! Ich bin dir jedenfalls sehr dankbar dafür, dass du mit mir geredet hast", fügte sie dankbar lächelnd hinzu und begab sich dann wieder nach draußen. Fire blieb zurück und dachte noch lange über Adeolas Worte nach.

In der Goldenen Halle traf ihre große Schwester auf Faramir. „Hat sie mit dir geredet? Was hat sie gesagt?", fragte dieser sofort, als er die Frau erblickte. „Ich musste ihr versprechen dir nichts zu erzählen. Ich kann dir aber so viel sagen, dass du jetzt auf jeden Fall bessere Chancen hast ein Gespräch mit ihr zu führen. Lass sie aber bitte vorerst noch etwas in Ruhe. Sie braucht nun erst etwas Zeit für sich", erklärte sie ihm. „Und wird sie wenigstens etwas essen?", fragte der Mann weiter. „Ich habe ihr ein paar Quarkbällchen gebracht. Vielleicht regt das ihren Appetit ein wenig an", meinte Adeola zuversichtlich. Der junge Fürst atmete erleichtert aus, als er diese Neuigkeiten hörte. Er nahm sich fest vor, kurz vor dem Abendessen noch mal bei Fire vorbei zu schauen. Vielleicht würde sie ihm dann endlich sagen, was los war. Dann bräuchte er sich nicht mehr solche Sorgen zu machen.

Tatsächlich war dies aber gar nicht nötig. Gerade als der Mann sich zu Fires Gemächern begeben wollte, kam sie ihm auf den Fluren entgegen. „Fire, geht es dir besser?", fragte Faramir gerade heraus. Fire nickte und meinte ohne weiter auf seine Frage einzugehen: „Ich muss dringend mit dir reden."

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