Lösungsansätze

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Zufrieden betrachtete Fire ihr Spiegelbild. Endlich wieder normale Kleidung! Da es definitiv nicht die Weiblichkeit war, die ihr in ihrem Leben fehlte, gab es für sie nun keinen Grund mehr Kleider zu tragen. Die langen Röcke waren doch auch überaus unpraktisch. In ihrer Hose und ihren alten abgenutzten Stiefeln fühlte sie sich auch gleich wieder etwas besser.

Es war bereits recht spät am Abend, dennoch verspürte Fire den Drang noch etwas zu unternehmen. Zu lange hatte sie nun in ihrem Zimmer gesessen und außer nachzudenken nicht viel gemacht. Also holte sie eine Tasche aus dem Schrank, trat auf den Flur und schlug den Weg zu den Stallungen ein. Unterwegs begegnete sie Lorgan.

„Lorgan!", sprach die Frau ihren Bruder spontan an. Dieser war schon drauf und dran sich einfach schweigend an ihr vorbei zu schieben, als sie ihn fest am Arm packte. „Ich muss mit dir reden", versuchte Fire es erneut. „Ach, ist sich die Dame plötzlich nicht mehr zu fein mit ihren Geschwistern zu sprechen? Wenn du dich entschuldigen willst, bin ich ganz Ohr, andernfalls würde ich dich bitten meine kostbare Zeit nicht zu verschwenden", antwortete der junge Mann mit arrogantem Unterton. Die Frau hatte erwartet, dass er nicht gut auf sie zu sprechen war, aber dass er so ungehalten war, überraschte sie dann doch. Eigentlich wollte sie nur kurz ein paar Worte mit ihm wechseln, auf eine Diskussion hatte sie an diesem Abend aber keine Lust mehr. Also murmelte sie nur ein kurzes „Ach, schon okay. Ich wollte dich nicht aufhalten" und ging schweigend weiter. Sie wollte nicht, dass ihr Bruder so genervt von ihr war, aber so spät würde sie daran ohnehin nichts mehr ändern können.

Sie ging Zielstrebig weiter in Richtung der Stallungen, bog aber dann in den Seitengang ab der zur Küche führte. Dort holte sie sich leise etwas Obst und Brot und huschte schnell wieder hinaus.

In den Stallungen angelangt sattelte sie schnell Alagos, schwang sich in den Sattel und trabte in das Dämmerlicht der untergehenden Sonne hinaus. Dort fiel ihr Hengst in ein schnelles Galopp. Erst jetzt merkte die Frau, wie sehr sie dieses Gefühl von Freiheit die vergangenen Tage vermisst hatte. Auch Alagos schien sich über diesen Ausflug zu freuen, denn er preschte mit kräftigen Sprüngen voran und wieherte stolz in die anbrechende Nacht hinein.

Niemand hatte gesehen wie Fire aufgebrochen war, so klopfte nun Lorgan an ihre Zimmertüre und hoffte vergebens eintreten zu dürfen. Er hatte sich eingestanden, dass er sich seiner Schwester gegenüber nicht gerade angemessen verhalten hatte und wollte sich nun entschuldigen. Er befürchtete, nun, da sie ihm nicht öffnete, dass sie wütend oder enttäuscht war und deshalb nicht mehr mit ihm reden wollte. Langsam öffnete er die Türe und lugte vorsichtig in das Zimmer. Es war leer. Da er wusste, dass seine Schwester einen guten Draht zu Faramir hatte, suchte der junge Mann diesen auf.

Er klopfte. „Ja, bitte?", antwortete der junge Fürst vom inneren des Raumes. „Was gibt es?", fragte er, als er Lorgan erblickte. „Weißt du wo Fire ist?", fragte dieser vorsichtig. Er wusste nicht recht, ob Faramir ihm diesbezüglich Auskunft geben würde. Sie hatten ja momentan kein sonderlich gutes Verhältnis zueinander. „Ich habe sie zuletzt während des Abendessens in den Stallungen gesehen. Warum fragst du? Ist sie nicht in ihrem Zimmer?", antwortete Faramir wider Lorgans erwarten. Dieser war zwar erleichtert über die Tatsache, dass der Fürst überhaupt mit ihm sprach, machte sich aber dennoch Gedanken um seine Schwester. „Nein, dort habe ich bereits versucht sie zu finden", antwortete er ernst. Faramir kratzte sich nachdenklich am Bart und fragte dann: „Steht Alagos in seiner Box?" „In den Stallungen war ich noch nicht, aber was sollte Fire auch so spät noch bei den Pferden?", stellte Lorgan die Gegenfrage. Der Fürst schüttelte den Kopf. „Fire hat noch selten vorhersehbar gehandelt. Aber wenn Alagos nicht in seiner Box steht wüssten wir zumindest, dass sie nicht in Edoras ist", gab er zu bedenken. Ohne ein weiteres Wort schob er sich an Fires Bruder vorbei in den Flur und schlug den Weg in Richtung der Stallungen ein. Lorgan folgte ihm mit wenig Abstand.

KämpferherzWhere stories live. Discover now