Edoras

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Als Fire wiedermal aus ihrer Ohnmacht erwachte, viel sie vor Schreck beinahe vom Pferd. Am Horizont trabte ein Schimmel. Das war ihre Rettung! Als hätte er ihre Gedanken gelesen, trabte der Rappe an. Nicht mehr lange und sie hätten ihn erreicht. Als der Reiter das Hufgetrappel vernahm, drehte er ruckartig seinen Kopf. Fire konnte ihn nicht erkennen, da sie durch die vermehrten Schmerzen, welche durch die schnellere Gangart hervorgerufen wurden, wieder Ohnmächtig geworden war. Der Mann parierte augenblicklich durch und stieg von seinem Tier. Er hob die Frau von ihrem Ross und stieg mit ihr wieder auf sein eigenes. Er erschrak, als er feststellte, dass kaum ein Knochen mehr Heil schien. Sofort galoppierte er an. Zwar hatte er Angst, ihr so noch mehr Knochen zu brechen, doch wäre er langsamer geritten, hätte er seine Heimat wohl kaum rechtzeitig erreicht um sie zu retten.

Nachdem er lange pausenlos über die Ebenen galoppiert war, hielt er schließlich in einem Dorf, auf einem Berg. Man hörte erschrockene und verwunderte Laute seitens der Bewohner und ein Bursche kümmerte sich sofort um das verschwitzte Pferd. "Herr Éomer, was ist geschehen und was ist das für ein Mädchen?", fragte eine besorgte Anwohnerin. "Lange Geschichte", antwortete er kühl und trug die Frau in ein großes Gebäude. Dort wurde Fire von zwei Heilerinnen sofort in Empfang genommen. Sie zeigten dem Mann, wo er sie hinbringen sollte. In einem kleinen Zimmer legte er die Frau auf einem Bett ab. Auch wenn sie nicht bei Bewusstsein war, entfuhr ihr ein leiser Schmerzlaut, welcher Éomer zusammenzucken lies. Nie hätte er gedacht sich von so einem kleinen Geräusch erschrecken zu lassen. Wenige Sekunden stand er noch da und betrachtete das halbtote Mädchen, dann drehte er sich um und ging.

Kaum hatte er den Raum verlassen, machten sich die Heilerinnen sofort daran, Fire die verbluteten und verschwitzten Klamotten auszuziehen. Ihr Körper war übersäht mit blauen Flecken und einige Gelenke schienen durch die Brüche angeschwollen zu sein. Mit Schrecken stellten sie fest, dass mindestens 70% der Knochen nicht mehr heil waren. Augenblicklich begannen sie, die betroffenen Stellen mit Salben und Lotionen einzureiben und die Brüche weitgehend zu verschienen. "Wir sollten ihr einige Schlafkräuter geben. Es wäre die Hölle für sie, aufzuwachen. Der Schmerz wäre kaum zu verkraften", schlug eine der Frauen vor. Die zweite Schwester nickte zustimmend. Sie machten sich daran, einige Kräuter in einer Schüssel zu zerreiben und gossen schließlich Wasser dazu, um das Einflösen zu ermöglichen. Kaum hatten die Beiden der Frau den Trunk verabreicht, klopfte es an der dunklen Holzüre. "Bitte?", fragte eine der Heilerinnen und Éomer lugte in den abgedunkelten Raum. "Wie steht es um sie?", fragte er besorgt. "Wir haben ihr einen Schlaftrunk verabreicht. Ein Erwachen würde für sie höllische Schmerzen bedeuten", erklärte die kleinere der Frauen. Der Mann nickte kurz. Dann fragte er weiter: "Wann wird sie voraussichtlich aufwachen?" "Vor fünf Stunde auf jeden Fall nicht. Und wenn doch, schicken wir sie mit einer weiteren Dosis zurück ins Land der Träume. Eine so plötzliche Schmerzwelle könnte tödlich sein. Ein Wunder, dass sie nicht schon tot ist. Kaum ein Knochen ist noch heil", erklärte nun die größere der Damen. Der Mann musste schlucken. Dann nickte er verstehend und schloss die Türe. "Was hat der denn? Der ist doch sonst nicht so", stellte eine der Heilerinnen verblüfft fest. Die Andere zuckte nur die Schultern. "Keine Ahnung. Vielleicht kennt er sie ja." "Möglich", sagte die größere Frau wieder. Kopfschüttelnd räumten sie die Sachen, die sie zum anmischen des Trankes verwendet hatten, zurück in einen Schrank. "Armes Ding." Kopfschüttelnd verließen die Frauen den Raum, um sich um die anderen Patienten kümmern zu können.

"Herr Éomer, wie ist die Schlacht verlaufen?", wollte ein junger Mann wissen, welcher offensichtlich nicht bei der Verteidigung Minas Tiriths mitgewirkt hatte. "Ganz gut", antwortete der Reiter Rohans knapp. Er saß im Thronsaal auf einer Bank und schien sich über irgendetwas Gedanken zu machen. "Ist etwas nicht in Ordnung?", fragte der Junge weiter. "Nein, nein, alles bestens", versicherte Éomer ihm und versuchte möglichst locker zu klingen, was ihm allerdings nicht sonderlich gut gelang. "Sicher?" Der Mann war nicht wirklich überzeugt. "Ja-ha!", gab der Krieger genervt zurück. "Entschuldigung. Ich wollte euch mit meinen Fragen nicht bedrängen." Verwirrt zog sich der Junge zurück. Éomer atmete einmal tief durch und begab sich dann wieder zurück zum Krankenflügel.

KämpferherzWhere stories live. Discover now