Tag 3 [17.04.2016]

23.3K 1.5K 949
                                    

Und schon wieder wurde ich aus meinen ach so süßen Träumen geweckt. Diesmal war es allerdings kein Lied von Kraftklub, sondern ein schriller Weckerklingelton, dessen Bestimmung es anscheinend war, mich zu betäuben.

Müde rollte ich mich also auf die Seite und tastete irgendetwas, in der Hoffnung, es könnte mein Handy sein.

Als ich jenes dann endlich gefunden hatte, schaltete ich den Weckerklingelton aus und begab mich wieder in meine ursprüngliche Position.

'Wieso um alles in der Welt stelle ich mir an einem Sonntagmorgen den Wecker?', schwirrte mir einige Zeit in meinem Kopf herum, während ich vergebens versuchte meinen Traum zu Ende zu träumen. In dem ging es nämlich um meine in echt nicht existierende Beziehung mit Tim. Wenigstens in meinen Träumen wollte ich ein bisschen Spaß haben.

Warte mal.

Jetzt, wo ich so über Tim und mich nachdachte, dämmerte es mir plötzlich, warum ich mir gestern einen Klingelton gestellt habe.

Kurz darauf verließ ein lautes "oh, fuck" meinen Mund und ich begann panisch nach meinem Handy umzuschauen.

11:47 stand dort geschrieben und ich hätte schwören können, dass meine Seele sich für eine Sekunde von meinem Körper verabschiedet hatte.

Sofort schlug ich die Decke zur Seite, schnappte mir ein paar Klamotten im Vorbeigehen und rannte stürmisch ins Bad.

"Verdammt! Ich komm noch zu spät! Man wieso muss immer mir so etwas passieren?!", murmelte ich, lauter als gedacht, vor mich hin. Störte jedoch niemanden, da ich sowieso allein war.

Meine Eltern waren sonntagmorgens immer mit irgendwelchen Freunden brunchen. Glücklicherweise musste ich nur bei "besonderen" Veranstaltungen mitkommen.

Aber mein Problem war momentan ein ganz anderes. Denn ich hatte keine Ahnung wo wir uns treffen würden.

Verpeilt wie sonst was, rannte ich an  mein Handy um zu schauen, was er geschrieben hatte. Dabei fiel mir auf, dass er mir dies beim Telefonieren gesagt hatte.

Mit zitternden Fingern schaute ich auf Tims Kontakt. Sollte ich ihn jetzt wirklich anrufen? Ich wusste, dass wäre erstens mega peinlich und er würde mich sicherlich für dumm halten und zweitens würde er nach dieser Blamage sicherlich nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.

'War das vielleicht ein Zeichen dafür, dass ich mir das ganze mit Tim nochmal überlegen sollte? Hatte Tobi vielleicht Recht? War Tim doch nur einer von diesen Typen?' Zu viele Fragen schwirrten mir in meinem, immer noch verschlafenen, Gehirn herum.

"Okay Stegi. Konzentration", versuchte ich mich selbst zu beruhigen.

'Was ist denn schon dabei, wenn du den Typen, auf den du ganz nebenbei einen Crush hast, anrufst und fragst, wann und wo euer Treffen nochmal stattfindet?'

Manchmal konnte ich meine Gedanken wirklich einfach nur hassen.

Ohne groß weiter zu überlegen, tippte ich  auf Tims Kontakt, um kurz darauf wieder aufzulegen. Ich rang mit mir selbst. Sollte ich das wirklich machen? Ich konnte ihn auch einfach versetzen und was mit meinen Freunden unternehmen.

Wobei, welche Freunde?

Kurz musste ich auflachen.

Eigentlich warTobi der Einzige, den ich als meinen 'Freund' bezeichnen konnte und dieser war über das Wochenende, zusammen mit seinen Eltern, bei seinen Großeltern.

Überfordert legte ich mein Handy weg und schmiss mich wieder auf mein Bett.

Wieso war ich so?

Ich konnte mir noch nicht einmal eine einfache Uhrzeit und einen Treffpunkt merken, selbst dafür war ich zu dumm!

Während ich so in meinem Selbstmitleid schwebte, bemerkte ich gar nicht, dass ich angerufen wurde.

Erst als die Mailbox dranging wurde ich hellhörig.

"Hey, Stegi...", erklang plötzlich Tims Stimme durch das Handy, "ja, ich wollte dich eigentlich nur kurz fragen wo du bist? Ich warte hier seit knapp 'ner halben Stunde auf dem Marktplatz und kann dich nirgendswo sehen? Soll ich dich vielleicht abholen oder bist du schon auf dem Weg? Falls du noch zu Hause bist, könnten wir ja stattdessen zum Paintball gehen. Könnte es dir ja beibringen und ein paar Tricks zeigen. Also nur wenn du Lust hast..."

Kurz darauf legte er auf und das nervige Tuten erklang.

Etwas perplex, sowie sprachlos starrte ich auf mein stumm daliegendes Handy. Ich und Paintball. Das war ja genauso wie wenn man Eis mit Thunfisch mischen würde...einfach nur lächerlich.

Unschlüssig, was ich letztendlich antworten sollte, stützte ich meinen Kopf auf meine Hände. Doch ihn jetzt nochmal so lange warten zu lassen wäre einfach nicht fair.

Träge stand ich wieder auf, ging langsam die Treppe runter, zog mir noch Schuhe und Jacke über und wollte mich schließlich auf den Weg zu Tim machen.

Gerade als ich dabei war die Hastüre abzuschließen, hörte ich hinter mir jedoch ein lautes Hupen.

Erschrocken drehte ich mich um und staunte erstmal nicht schlecht. Tim lehnte sich lässig an seinem Wagen an, den Blick steif auf mich gerichtet. Er sah einfach tausendmal besser aus als ich. Und da kamen wieder die ganzen Komplexe in mir auf.

Alleine schon von der Art, wie er mich anblickte, lief ich knallrot an. Wie würde es dann nur nachher sein?

"Kommst du, Kleiner?", rief er mir mit seiner bassigen Stimme zu und ließ so mein Herz gleich mal 5 Takte schneller laufen. Das konnte ja noch was werden...


Damn, he is gay! | Stexpert (Reupload)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt