Tag 28.2 [12.05.2016]

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Ich wusste nicht, worauf ich mich einstellen sollte. Eine klare Absage, wie beim ersten Mal? Eine Zusage, weil er mich doch auch gern hat? Ein Stein fiel mir vom Herzen, als mich der Kleine anlächelte und freudig nickte. Er wollte gerade die Tür öffnen, jedoch nahm ich seinen Arm und zog ihn zu mir. Es war mir egal was er dachte oder welchen Einfluss das auf die Wette haben würde, aber ich drückte ihn leicht in einer Umarmung an mich, die er zu einem Glück nicht einmal zögernd erwiderte. Es war so ein schönes Gefühl mit ihm hier zu sitzen und praktisch zu kuscheln. Ich hatte es einfach nötig, nach all dem, was die letzten Tage passiert war. Ich war auch nur ein Mensch, der sich hin und wieder nach einer Umarmung sehnte. Egal wie scheiße ich zu anderen war. Allerdings hatte ich auch irgendwie bemerkt, dass Stegi mich veränderte. Seit diese Wette angefangen hatte, beziehungsweise ein paar Tage danach, war ich netter zu anderen und etwas verweichlicht. Doch es machte mir nichts aus, auch Jungen dürften Schwäche zeigen, das hatte mir der kleine Blondschopf die letzten Wochen klar gemacht, wenn auch unabsichtlich.
Zu Anfang war er der Schüchterne und Zurückhaltende. Ich hingegen hatte den Mut, den er nicht wirklich zu haben schien. Ich war direkt und meistens zu direkt. Hatte Menschen verletzt und ihnen sowohl mental, als auch körperlich geschadet. Es tat mir inzwischen alles so leid, alles was ich meinen Mitmenschen angetan hatte. Es war, als hätte Stegi etwas von meiner Selbstsicherheit bekommen und ich von seiner Schüchternheit. Wir ergänzten uns in gewisser Weise perfekt, denn so unterschiedlich wir auch waren, zusammen ergaben wir ein perfektes Bild.

Ich wollte mir das Alles nicht so ganz eingestehen, ich konnte es nicht so hinnehmen, dass ich mich in ihn verliebt zu haben schien. Egal was ich dachte, es könnte nicht richtig sein. Aus jenem Grund trennte ich mich sachte von dem Kleinen, der sich in meine Arme gekuschelt hatte, als wären sie seine Rettung in einem Sturm. "Ähm, danke dir dass du mich heimgefahren hast. Ich bin dir für die vielen Male langsam echt was schuldig", meinte er schmunzelnd. Ich winkte es achselzuckend ab und grinste ihn an. "Alles super, du schuldest mir nichts."
Mich wunderte es selbst, dass ich keinen schlechten Anmachspruch hinzugefügt hatte, doch Stegi schien mich wirklich zu verändern.

Er nahm seine Schultasche und stieg aus, was bei meinem großen Jeep schon interessant aussah, das fiel mir allerdings auch zum ersten Mal auf. Mit einem "Ciao" verabschiedete er sich von mir und schlug die Autotür zu. Auf halbem Weg drehte er sich nochmals um und winkte lächelnd, was ich ihm gleichtat. Als er nicht mehr zu sehen war, fuhr ich auch Nachhause. Meine Mutter schien wieder zu schlafen, doch das sollte sie auch. Sie arbeitete viel zu viel, da hatte sie sich ihren Schlaf redlich verdient.
Dennoch ging ich als Erstes ins Badezimmer und überschminkte mein blau-grünes Auge. Die Schwellung war schon deutlich zurückgegangen, im Grunde war es nur noch farbig. Weh tat es auch nicht mehr, wofür ich ehrlich dankbar war. Ich verstand allerdings immer noch nicht, wieso sich Mädchen dieses Zeug täglich ins Gesicht schmierten. Es würde wohl immer ein Rätsel für mich bleiben.

Nachdem ich im Bad fertig war ging ich in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett fallen. Stegi hatte tatsächlich zugestimmt, mit mir morgen etwas zu machen. Das war meine Chance und ich müsste mir ganz schön was einfallen lassen...

Damn, he is gay! | Stexpert (Reupload)Where stories live. Discover now